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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Republiken sind friedfertiger (340 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 07.11.2012 um 20:18 Uhr (Zitieren)
Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein.

Die erstlich nach Prinzipien der Freiheit der Glieder einer Gesellschaft (als Menschen); zweitens nach Grundsätzen der Abhängigkeit aller von einer einzigen gemeinsamen Gesetzgebung (als Untertanen), und drittens, die nach dem Gesetz der Gleichheit derselben (als Staatsbürger) gestiftete Verfassung - die einzige, welche aus der Idee des ursprünglichen Vertrags hervorgeht, auf der alle rechtliche Gesetzgebung eines Volks gegründet sein muß - ist die republikanische. [...]
Nun hat aber die republikanische Verfassung, außer der Lauterkeit ihres Ursprungs, aus dem reinen Quell des Rechtsbegriffs entsprungen zu sein, noch die Aussicht in die gewünschte Folge, nämlich den ewigen Frieden; wovon der Grund dieser ist. - Wenn (wie es in dieser Verfassung nicht anders sein kann) die Beistimmung der Staatsbürger dazu erfordert wird, um zu beschließen, „ob Krieg sein solle, oder nicht“, so ist nichts natürlicher, als daß, da sie alle Drangsale des Krieges über sich selbst beschließen müßten (als da sind: selbst zu fechten; die Kosten des Krieges aus ihrer eigenen Habe herzugeben; die Verwüstung, die er hinter sich läßt, kümmerlich zu verbessern; zum Übermaße des Übels endlich noch eine, den Frieden selbst verbitternde, nie (wegen naher immer neuer Kriege) zu tilgende Schuldenlast selbst zu übernehmen), sie sich sehr bedenken werden, ein so schlimmes Spiel anzufangen: Da hingegen in einer Verfassung, wo der Untertan nicht Staatsbürger, die also nicht republikanisch ist, es die unbedenklichste Sache von der Welt ist, weil das Oberhaupt nicht Staatsgenosse, sondern Staatseigentümer ist, an seinen Tafeln, Jagden, Lustschlössern, Hoffesten u.d.gl. durch den Krieg nicht das mindeste einbüßt, diesen also wie eine Art von Lustpartie aus unbedeutenden Ursachen beschließen, und der Anständigkeit wegen dem dazu allzeit fertigen diplomatischen Korps die Rechtfertigung desselben gleichgültig überlassen kann. [...]

(Kant: Zum ewigen Frieden, 1. Definitivartikel)


Daß Republiken friedfertiger sind, weil hier diejenigen, die für einen Krieg den Arsch hinhalten müssen, über Krieg oder Frieden entscheiden, ist ein Gedanke, der seit Woodrow Wilson das Bewußtsein der USA bestimmt hat. Leider nur als Idee, nicht in der tatsächlichen Politik, in der auch gerne Dikaturen unterstützt wurden, sofern sie nur prowestlich waren.
Re: Republiken sind friedfertiger
ανδρέας schrieb am 07.11.2012 um 20:51 Uhr (Zitieren)
vgl. auch:

Zwei Dinge gibt es, die einem demokratischen Volke immer sehr schwer fallen werden: einen Krieg anzufangen und ihn zu beenden. ....Das Heilmittel gegen die Übel der Armee findet man nicht in der Armee, sondern im Volk. ... Der allgemeine Geist der Nation mildert mit seinem Eindringen in den Sondergeist des Heeres die Anschauungen und die Wünsche, die der Militärstand erzeugt, oder er drängt sie kraft der Allmacht der öffentlichen Meinung zurück. Sorgt für gebildete, ordnungsliebende, gefestigte und freie Bürger, und ihr werdet gutgeschulte und gehorsame Soldaten erhalten.


Alexis de Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika, dtv Klassik1976, 1. Auflage, S. 760 ff.

Der Mann analysierte bereits 1835 viele Facetten der USA und behielt in vielem recht.
In der Tat: Demokratien fällt es schwer, Kriege zu beenden. Siehe Vietnam u.a. .
Re: Republiken sind friedfertiger
Γραικίσκος schrieb am 09.11.2012 um 15:28 Uhr (Zitieren)
Daß es einer Demokratie ebenso schwer fällt, einen Krieg zu beenden wie ihn zu beginnen, ist ein interessanter Gedanke. Woran mag jenes liegen?
Re: Republiken sind friedfertiger
Γραικίσκος schrieb am 09.11.2012 um 15:28 Uhr (Zitieren)
Paßt der Peloponnesische Krieg dazu?
Re: Republiken sind friedfertiger
ανδρέας schrieb am 09.11.2012 um 17:15 Uhr (Zitieren)
Der Krieg liefert die demokratischen Völker nicht immer der Militärregierung aus; er vermehrt aber in diesen Völkern unvermeidlich in hohem Grade die Machtbefugnisse der bürgerlichen Regierung; er zentralisiert in deren Händen fast zwangsläufig die Lenkung aller Menschen und die Verwendung aller Dinge. Führt er auch nicht plötzlich mit Gewalt zur Willkürherrschaft, so lenkt er durch Gewöhnung unmerklich dahin.

a.a.O S. 761

Da musste ich an George W. Bush nach 9/11 denken.

Entscheidungen in der Demokratie dauern m.E. stets länger als in der Monarchie/Diktatur. Da müssen viele Meinungen, Interessen und vor allem Rechtfertigungsgründe gegenüber der Öffentlichkeit bedient werden. Regierungen in Demokratien müssen schließlich dafür sorgen, dass sie wiedergewählt werden.

Im Pelop. Krieg war wohl keine Partei (eben auch nicht Athen) militärisch in der Lage, sich durchzusetzen. Also weiteten sich die Konflikte immer weiter aus. Am Ende fand sich dann eine neue Hegeminiemacht: Makedonien. Die war allerdings nicht demokratisch.
 
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