Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum (770 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 10.11.2012 um 14:33 Uhr (Zitieren)
[Quelle: Wilhelm Nestle (Hrsg.), Die Nachsokratiker. 2 Bde. Jena 1923; Bd. 2, S. 86 f.]
Wenn ich es recht verstehe, unterscheidet Poseidonios einen Naturzustand gemäß dem Gesetz der Natur von einem durch die Philosophie vermittelten sittlichen Zustand, in dem eine (Güter-)Gemeinschaft unter den Menschen bestehen soll.
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Anastasia schrieb am 10.11.2012 um 23:19 Uhr (Zitieren)
Kritik des Eigentums zu so früher Zeit?
Das Schwächere wird dem Stärkeren unterworfen als Naturgesetz. Darwin voraus?
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
διψαλέος schrieb am 10.11.2012 um 23:37 Uhr (Zitieren)
Poseidonios ist ein Kind seiner Zeit, nicht mehr und nicht weniger.
Philosophie schafft nicht, sie beschreibt Zustände.
Die Kunst der Philosophie ist es, komplizierte Zusammenhänge zu erkennen, zu analysieren und zu beschreiben.
Sie schafft aber keine neuen Bedingungen.
Wie auch?
Selbst die beste philosophische Schule kann die Grundbedürfnisse des Menschen/aller Lebewesen nicht hinwegphilosophieren:
Essen, Trinken, sexuelle Erfüllung, gemeinhin "Metabolismus" genannt.
Die Frage ist nicht "Warum?", sondern "Wie?"
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Anastasia schrieb am 11.11.2012 um 00:41 Uhr (Zitieren)
Meinst du, dass es Eigentum und den Begriff des Eigentums schon immer gegeben hat?
Meinst du, dass das Streben nach Überlegenheit zu den Grundbedürfnissen gehört?
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
διψαλέος schrieb am 11.11.2012 um 01:17 Uhr (Zitieren)
Beide Fragen beantworte ich mit einem eindeutigen "Nein".
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Anastasia schrieb am 11.11.2012 um 11:57 Uhr (Zitieren)
Wenn du meine Fragen mit Nein beantwortest, wäre es ja doch interessant, der Frage nachzugehen, wie und wann der Eigentumsbegriff aufkam und damit das Streben nach Mehr und Macht.
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Γραικίσκος schrieb am 11.11.2012 um 12:06 Uhr (Zitieren)
Die Antwort klingt jedenfalls sehr überlegen.
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Γραικίσκος schrieb am 11.11.2012 um 12:16 Uhr (Zitieren)
Es steht vermutlich so, daß die Neolithische Revolution (der Übergang zu Ackerbau und Viehzucht) die Menschheit im Hinblick auf Eigentum, Raub, Krieg, Versklavung und Patriarchat 'verdorben' hat. Und möglicherweise ist dieser Übergang mythisch überliefert als Verlust 1. des Goldenen Zeitalters (Hesiod) bzw. 2. des Paradieses (Buch Genesis).
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Anastasia schrieb am 11.11.2012 um 12:28 Uhr (Zitieren)
Dein Beitrag spricht einen Punkt an, der in letzter Zeit in einem ganz anderen Zusammenhang thematisiert wird: die ökologischen Folgen von Ackerbau und Viehzucht.
Auf der einen Seite wurde die "Erfindung" des Ackerbaus und der Viehzucht notwendig, auf der anderen Seite richtet sie zunehmend und langfristig immer verheerendere Schäden an.
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Γραικίσκος schrieb am 11.11.2012 um 12:33 Uhr (Zitieren)
Mit Ackerbau und Viehzucht kann man mehr Menschen ernähren, als es eine Wildbeuterkultur (Jäger und Sammler) kann. Die Menschen hätten andernfalls mit einer hohen Kindersterblichkeit leben müssen. Und heute? Wie soll man sieben Milliarden Menschen ernähren? Die ökologischen Folgen sind in der Tat katastrophal.
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Anastasia schrieb am 11.11.2012 um 12:41 Uhr (Zitieren)
Es geht ja auch immer mehr um Nachhaltigkeit. Schon heute ist die Qualität der Lebensmittel nicht mehr dieselbe. Wie auch? Monokultur, Überdüngung, usw. Alles hat eben auch Grenzen.
Die ethischen Auswirkungen kommen hinzu!
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Γραικίσκος schrieb am 11.11.2012 um 12:49 Uhr (Zitieren)
Kennst Du den österreichischen Dokumentarfilm "We Feed the World"?
Er handelt von den ökonomischen Ursachen dieser Tendenz. In diesem Film habe ich erfahren, was man heute häufiger lesen kann: daß Nestlé bemüht ist, in Entwicklungsländern Wasser zu verkaufen, was zwei Folgen hat: 1. nicht mehr alle Menschen können sich Wasser erlauben, 2. Nestlé pumpt die Grundwasserbestände leer und zieht dann weiter.
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Anastasia schrieb am 11.11.2012 um 14:13 Uhr (Zitieren)
Von dem Film habe ich gehört, ihn aber nicht gesehen. Über Nestlé wie über andere Konzerne habe ich keine gute Meinung. Ich frage mich auch immer häufiger, wie es dazu kommen konnte, dass Kartellgesetze nicht mehr greifen. Für Demokratien sind solche Entwicklungen fatal!
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Γραικίσκος schrieb am 12.11.2012 um 18:11 Uhr (Zitieren)
Nestlé betreibt dieses Geschäft z.B. in Pakistan. Ich zweifle, ob es dort eine Kartellgesetzgebung überhaupt gibt; obendrein ist das ja ein schweizer Konzern ist, kein deutscher.
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
ψαλτήριον schrieb am 12.11.2012 um 20:47 Uhr (Zitieren)
Die Schweiz hat also auch kein funktionierendes Kartellgesetz!
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
διψαλέος schrieb am 12.11.2012 um 22:40 Uhr (Zitieren)
Nein, bitte nicht "überlegen", sondern "überlegt".
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
arbiter schrieb am 12.11.2012 um 22:42 Uhr (Zitieren)
ob es den Begriff des Eigentums gab, ist wohl nicht die Frage; zweifellos steht aber das Ja zur zweiten Frage (Rangordungskämpfe, nicht zuletzt um gesicherten und privilegierten Zugang zu überlebenswichtigen Ressourcen, dazu auch Sexualkonkurrenz) hiermit in Zusammenhang, wobei auf die historische Veränderung der Arten und Formen des Eigentums differenziert zu betrachten wäre
Re: Poseidonios über Philosophie, Götter, Natur & Eigentum
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2012 um 17:01 Uhr (Zitieren)
Das hängt wohl davon ab, ob wir von unserer natürlichen Einstellung her den gewalttätigen Schimpansen oder den Bonobos gleichen, die ihre Konflikte bekanntlich auf eine etwas entspanntere und entspannendere Art lösen.