Nun möchte ich doch gerne die philosophische Bedeutung und den allegorischen Sinn der homerischen Götterdarstellung kennenlernen.
Re: War Homer frivol?
διψαλέος schrieb am 10.11.2012 um 16:27 Uhr (Zitieren)
Ich verstehe die Frage, bzw. den Ansatz zur Frage nicht:
"frivol" bedeutet doch eine schlüpfrige Anspielung mit sexuellem Inhalt?
Nun kann ich den Homer nicht im Original verstehen (lesen schon, aber Homer schreibt ja auch noch in einem "speziellen" Dialekt)
Re: War Homer frivol?
Γραικίσκος schrieb am 10.11.2012 um 16:30 Uhr (Zitieren)
Auch die Behandlung religiöser Themen auf einem als unziemlich empfundenen Niveau (Götter, die einander schlagen oder Ehebruch betreiben), nannte man früher (nennt man noch?) "frivol".
Re: War Homer frivol?
Γραικίσκος schrieb am 10.11.2012 um 16:31 Uhr (Zitieren)
Auf solche Schilderungen bei Homer bezieht sich Herakleitos. Hat da nicht sogar einmal ein griechischer Held einen Gott im Kampf verletzt? Diomedes?
Re: War Homer frivol?
διψαλέος schrieb am 10.11.2012 um 16:40 Uhr (Zitieren)
Ja, sogar zwei: Ares und Aphrodite,
das gelang aber nur durch Mithilfe von Pallas Athene
Re: War Homer frivol?
διψαλέος schrieb am 10.11.2012 um 16:50 Uhr (Zitieren)
Homer "spiegelt" sozusagen die ihm bekannte menschliche, bzw. damalige politisch-soziale Ordnung in den Olymp:
An der Spitze steht ein Fürst, der nicht unbedingt durch rechtmäßige Erbfolge auf dem Thron sitzt (Zeus).
Unter ihm seine Vasallen, die er aber immer im Zaume halten muß.
Dazu dann eben das "normale" Verhalten von Herrschaften zu allen Zeiten:
Neben der "rechtmäßigen" Ehefrau, die meistens einfach nur aus politisch-strategischen Gründen geehelicht wurde,
eine Reihhe von Nebenfrauen und Mätressen.
(Der in Europa so hochverehrte Karl der Große hatte nachweislich 10 Frauen,
teilweise geehelicht, teilweise "offizielle" Nebenfrau)
Daher beschreibt Homer in seinen Götterschilderungen einfach nur die "Ist"-Zustände seiner Zeit.
Vielleicht kann man das sogar als versteckte Kritik an den damals Herrschenden verstehen.
Re: War Homer frivol?
Γραικίσκος schrieb am 10.11.2012 um 16:52 Uhr (Zitieren)
So mag es sein. Aber ob das die "philosophische Bedeutung" und der "allegorische Sinn" sind, die Herakleitos meint? Ich kann mir unter seiner Ansicht so wenig vorstellen.
Re: War Homer frivol?
διψαλέος schrieb am 10.11.2012 um 16:56 Uhr (Zitieren)
So geht es mir auch, trotz wiederholten Lesens.
Re: War Homer frivol?
Γραικίσκος schrieb am 10.11.2012 um 17:00 Uhr (Zitieren)
Vielleicht geht es ihm ähnlich wie Christen, die alles, was sie im NT nicht wörtlich nehmen wollen, als metaphorisch auffassen. Auch da fehlt mir dann öfters die Vorstellung, was diese Metaphern genau bedeuten sollen.
Re: War Homer frivol?
Φιλομαθής schrieb am 11.11.2012 um 11:44 Uhr (Zitieren)
Diese Worte scheinen sich auf die Homerschelte des Xenophanes (Frg. 21 B 11 D-K, bzw. Frg. B 12)
zu beziehen und wenn Herakleites einer solchen Auffassung entgegenarbeitet, wird man eher bei (dem verlorenen) Theagenes von Rhegion Anknüpfungen vermuten dürfen als bei Sokrates/Platon (der von ihm als Ὁμήρου συκοφάντης bezeichnet wird).
Falls ich dich recht verstehe, werden gerade die Homer-Allegoresen bei Nestle nicht angeführt, sondern nur das Einleitungskapitel? Der διψαλέοσsche Euhemerismus entspricht jedenfalls nicht der von Herakleitos angestrebten Mythendeutung. Wie seine Auslegungen sich gestalten, mag ein Auszug veranschaulichen:
Re: War Homer frivol?
Γραικίσκος schrieb am 11.11.2012 um 11:48 Uhr (Zitieren)
Das ist informativ. Danke.
Ja, Nestle hat ausgewählt und gibt nur die Einführung wieder.