[...] Karawanen, die bei ihrem Aufmarsch in der Heimat mehrere Tausende von Köpfen umfaßten, zählten bei ihrer Ankunft an der Stadtgrenze Aleppos nur noch weniger Hunderte, während die Felder mit angeschwollenen und schwarz gewordenen Leichen besät waren, die, die Luft mit ihrem Gestank verpestend, geschändet, nackt und ihrer Kleider beraubt, umherlagen oder Rücken an Rücken gefesselt den Euphrat hinabtrieben, den Fischen zum Fraß. [...] Alle Tode der Erde, die Tode aller Jahrhunderte starben sie. Ich habe Wahnsinnige gesehen, die den Auswurf ihres Leibes als Speise aßen, Frauen, die den Leib ihrer neugeborenen Kinder kochten. Mädchen, die die noch warme Leiche ihrer Mutter, um das aus Furcht vor den arabischen Gendarmen verschluckte Geld in den Gedärmen der Toten zu suchen, aufschnitten. In zerfallenen Karawansereien lagen sie zwischen Haufen von Leichen und Halbverwesten teilnahmslos da und warteten auf den Tod; denn wie lange konnten sie ihr elendes Dasein damit fristen, sich Körner aus dem Mist der Pferde zu suchen oder Gras zu fressen?

(aus seinem Brief an Woodrow Wilson, 1919)

Wenn man solche Berichte liest und weiß, dass sie nicht dem Drehbuch eines Horrorfilms, sondern der Realität entnommen sind, frage ich mich, mit welcher Berechtigung manche Menschen den Anspruch erheben, die Krone der Schöpfung zu sein?

Diese Frage stelle ich mir schon seit längerem - auch ohne Kenntnis solcher Berichte.

Ja, es gibt leider jede Menge Beispiele für Horrorszenarien, nicht nur in der Geschichte, sondern sehr aktuell.

Die Liste der historischen Greueltaten ist klarerweise lang; doch ich wollte auch auf das Werk Armin T. Wegners aufmerksam machen. Ein aufrechter und am Ende gebrochener Mensch in einem Jahrhundert, an dessen Anfang es noch einen ungebrochenen Glauben an den Fortschritt gab.

Zitat von Γραικίσκος am 12.11.12, 17:20

/... an dessen Anfang es noch einen ungebrochenen Glauben an den Fortschritt gab.

Na ja, zu Beginn des 20. Jahrhunderts tobte der Burenkrieg, in dessen Verlauf die Briten die Konzentrationslager "erfanden".

Man kann diese zwar nicht mit den Nazi-KZ vergleichen, aber es kamen doch zehntausende internierte Buren, vor allem Zivilisten, ums Leben.

Ein kleiner Vorgeschmack dessen, was im 20.Jhr. noch alles passieren sollte.

Ich glaube, die Bedeutung dieser Erfindung konnte man um 1900 noch nicht ermessen. Das Urtrauma das 20. Jhdts. war doch erst der Erste Weltkrieg.

Das mag schon stimmen,
aber die Zeit von 1900 - 1914 war nicht besonders friedlich:
Es gab mehrere Kriege (vor allem war das Osmanische Reich darin involviert),
in China wurden Millionen Menschen dahingeschlachtet (Boxeraufstand),
In Afrika erreichten die Greueltaten im Kongo einen Höhepunkt, die sogar den europäischen Mächten zuviel wurden und sie dem belgischen König den "Privatbesitz Kongo" entzogen und den Kongo zur belgischen Kolonie machten (was aber an der Taten nichts verbesserte).
1910 machte Japan auf eine äusserst brutale Art und Weise Korea zu seiner Kolonie.
1912 wurde das Bombadieren aus Flugzeugen erfunden (Italienisch-Osmanischer-Krieg)
1912/1913 gleich zwei Balkan-Kriege, äusserst blutig.

All dies drang aber nicht so sehr in das Bewusstsein der west- und mitteleuropäischen Bevölkerung ein,
das geschah ja alles "weit hinten in der Türkei", wie sich ein Diplomat(?) mal ausdrückte.

"Nichts bess`res weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
als ein ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschreih
wenn hinten, weit in der Türkei
die Völker aufeinander schlagen ..."

Goethe, Faust I, Vor dem Tor

@ανδρέας,
ja, das es ein Zitat aus dem "Faust" ist,
ist bekannt,
aber irgendein Politiker/Diplomat wendete es so um 1913/1914 eben auf die Situation auf dem Balkan an.

(Leider kann ich weder Quelle noch den Namen nennen,
ich habe es nur so im Gedächtnis.
Ich nehme aber an, es muß ein deutschsprachiger Mensch gewesen sein.)

Friedrich Wallisch, ein Begleiter des Prinzen Wilhelm zu Wied, der als albanischer König installiert wurde?

Der Name Wallisch sagt mir im Moment garnix...