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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Wummta, wummta, wummtata (862 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 12.11.2012 um 17:57 Uhr (Zitieren)
So tönt es in der Umgebung. Ist heute St. Martin? Andernfalls muß ich nachschauen, ob die Legionen Caesars einmarschieren.
Re: Wummta, wummta, wummtata
ανδρέας schrieb am 12.11.2012 um 18:13 Uhr (Zitieren)

Eigentlich war das doch gestern, am 11.11. , oder? Aber vielleicht hatten die Eltern der Kinder da was besseres vor - schließlich war Sonntag, also der Tag des Herrn. Gedenken und Gedanken sind ja nicht immer kongruent.
Re: Wummta, wummta, wummtata
Γραικίσκος schrieb am 12.11.2012 um 18:15 Uhr (Zitieren)
Der 11.11. ist im Rheinland schon belegt.
Re: Wummta, wummta, wummtata
ανδρέας schrieb am 12.11.2012 um 18:25 Uhr (Zitieren)
Nachhilfe für Rheinländer:

Der Martinstag galt früher als Winteranfang und Tag der Zins- und Pachtzahlungen. Zu den fälligen Naturalabgaben gehörte auch die Martinsgans, die als Höhepunkt eines üppigen Festtagsessens verspeist wurde. In Gallien und auch in den Klöstern begann früher mit dem Martinstag die Adventszeit, die damals sechs Wochen dauerte und als Bußzeit mit dem Verzicht auf Fleischspeisen verbunden war.

Somit bot sich der Vorabend des Martinstages an, noch einmal richtig zuzulangen und zu feiern: der 11. 11. als Karnevalsbeginn, an dem heutzutage "Prinz Karneval" proklamiert wird. Erst später setzte sich die römische Gepflogenheit der vierwöchigen Adventszeit durch.


http://kirchensite.de/fragen-glauben/durch-das-jahr/martin/

(Bistum Münster)
Re: Wummta, wummta, wummtata
Γραικίσκος schrieb am 12.11.2012 um 18:28 Uhr (Zitieren)
Also ist heute St. Martin, und der gestrige Vortag diente der Einleitung des Karnevals, ursprünglich dem Feiern von Beginn der Adventszeit.
Gut.
Das Wummtata hat inzwischen aufgehört.
Keine Legionen sind einmarschiert. Nirgends.
Re: Wummta, wummta, wummtata
ψαλτήριον schrieb am 12.11.2012 um 20:44 Uhr (Zitieren)
Nachhilfe nur für Rheinländer?
Re: Wummta, wummta, wummtata
ανδρέας schrieb am 12.11.2012 um 21:01 Uhr (Zitieren)
Soll das etwa heißen, dass außer den Rheinländer auch noch andere den Martinstag nicht mehr kennen?

Ich geh`mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir
Da oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir
... Rabimmel Rabammel Rabumm
Re: Wummta, wummta, wummtata
ψαλτήριον schrieb am 12.11.2012 um 21:10 Uhr (Zitieren)
Das Lied kenne ich, aber mit dem Martinstag habe ich es nicht in Verbindung gebracht.

Warum sind die Rheinländer die einzigen, die ein Recht auf diese Wissens-/Bildungslücke haben?
Re: Wummta, wummta, wummtata
ανδρέας schrieb am 12.11.2012 um 21:19 Uhr (Zitieren)

Eigentlich dürften Rheinländer sich da schon auskennen. Der Karneval geht aber vor.Man muss sie dafür auch lieb haben. Diese possierlichen, fröhlichen Jecken ...

P.S. Berliner wissen nicht einmal, dass es Karneval gibt. Ein paar schon, aber die können kaum einen Straßenzug lahmlegen.
Re: Wummta, wummta, wummtata
ψαλτήριον schrieb am 12.11.2012 um 21:26 Uhr (Zitieren)
Es geht also um die Konkurrenz zum Karneval! In Süddeutschland heißt das übrigens Fasching!

Was die Zins- und Pachtzahlungen mit dem Laternenlied zu tun haben, verstehe ich immer noch nicht.

Könnte übrigens sein, dass ich mir den Martinstag wegen der Martinsgans nicht gemerkt habe! (Bin Vegetarierin.)
Re: Wummta, wummta, wummtata
ανδρέας schrieb am 12.11.2012 um 22:02 Uhr (Zitieren)

Als der Brauch entstand waren die meisten Leute quasi auch Vegetarier - Fleisch konnte man sich nicht leisten.
Re: Wummta, wummta, wummtata
ψαλτήριον schrieb am 12.11.2012 um 22:15 Uhr (Zitieren)
Ich sehe einen eklatanten Unterschied, zwischen Menschen, die sich kein Fleisch leisten können, und solche, die bewusst kein Fleisch essen, ohne dazu gezwungen zu sein.
Re: Wummta, wummta, wummtata
arbiter schrieb am 12.11.2012 um 22:23 Uhr (Zitieren)
da hast Du recht - die ersteren zählen zu den Armen, die letzteren zu den armen Spinnern
Re: Wummta, wummta, wummtata
διψαλέος schrieb am 12.11.2012 um 22:25 Uhr (Zitieren)
Zitat von ψαλτήριον am 12.11.12, 21:26

Was die Zins- und Pachtzahlungen mit dem Laternenlied zu tun haben, verstehe ich immer noch nicht.

Der Martinitag war der Tag für die Pacht- und Zinszahlungen
(einfach deshalb, weil nun auch die letzte Ernte vor der vegetationsarmen Zeit eingebracht war.
Knechte und Mägde konnten ihren Arbeitsgeber wechseln.
Gänse waren beliebtes Zahlungsmittel, weil fett und weil das Durchfüttern durch den Winter kostspielig war:
Das Futtergetreide sollte lieber zu Brot verarbeitet werden..
Daher gab man sie seinem Pachtherrn als Zins.
Was machte man also mit den Gänsen?
Man drehte ihnen den Hals um.
Gänse sind im Unterhalt um ein vielfaches teurer als anderes Federvieh!
Zudem konnte man die Federn auch als neue Kissenfüllungen verwenden.

Man muß sich nur mal die Landwirtschaft, in der vor 200 - 300 jahren 90% der Menschen arbeiteten,
zu der damaligen zeit vorstellen:
Im Sommer ein 16 Stundentag -> Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
Im Winter gab es nur noch Instandsetzungsarbeiten in Haus und Hof, künstliches Licht war teuer und knapp.
Die Menschen hielten sich in dem einen raum auf, der beheizt war: der Küche, die aber dann auch ausreichend groß war.

Re: Wummta, wummta, wummtata
διψαλέος schrieb am 12.11.2012 um 22:32 Uhr (Zitieren)
ach so, das Lied:
In der Legende um St.Martin heißt es, daß er sich in einem Gänsestall versteckte, weil er nicht Bischof werden wollte.
Die Leute suchten in dann, natürlich mit Hilfe von Laternen, weil es im November früh dunkel wird.
Also, es verwob sich alles:
St. Martini, Stichtag für allgemeine Erledigungen gewisser Verpflichtungen.
-> Gänsestall, bzw. die fetten Gänse als Abgabe,
-> Laternen, um St.Martin zu suchen.

Übrigens:
In Preussen:
Bis 1807 waren die Bauern durch die Erbuntertänigkeit leibeigen. Sie wurden durch Frondienste und Abgaben belastet.
Das Oktoberedikt vom 9. Oktober 1807 stand zeitlich am Beginn der Reformpolitik in Preußen.
Es hob alle bislang bestehenden Berufsschranken auf, beseitigte die Erbuntertänigkeit der Bauern und gab den Güterverkehr frei. Die Bauern waren seither persönlich frei. Auch ihre Freizügigkeit wurde durch die Abschaffung der Loskaufsgelder und des Gesindezwangsdienstes hergestellt.
In dem Edikt hieß es:
„Mit dem Martini-Tage Eintausend Achthundert und Zehn hört alle Guts-Unterthänigkeit in Unseren sämtlichen Staaten auf. Nach dem Martini-Tage 1810 gibt es nur freie Leute …“


(Nur die halbe Wahrheit, in Teilen von Ostelbien und Ostpreussens bestand eine weiterhin "verdeckte" Erbuntertänigkeit.)
Re: Wummta, wummta, wummtata
διψαλέος schrieb am 12.11.2012 um 22:36 Uhr (Zitieren)
Ich habe mal gehört, daß der 11.11. als Sessionsstart gar nicht mal so alt sein soll.
Irgendwann in den 1920er soll man in Köln auf die Idee gekommen sein.

Als "echte" Karnevalszeit gelten doch nur die Tage von Weiberfastnacht (Donnerstag) bis Aschermittwochmorgen Sonnenaufgang
(nach der römischen Sitte, daß ein neuerTag erst bei Sonnenaufgang beginnt und nicht um Mitternacht)
Re: Wummta, wummta, wummtata
ανδρέας schrieb am 12.11.2012 um 22:50 Uhr (Zitieren)
Danke, διψαλέος, für die schöne Zusammenfassung.
Gewisse Daten sind uns heute kaum noch geläufig, obwohl sie unsere Vergangenheit mitgeprägt haben. Und die Legende des hl. Martin kann ja durchaus Vorbildcharakter haben. Schließlich reden alle immer nur vom Niedergang des Sozialstaates. Da könnte mancher mal bei sich selbst anfangen und etwas dagegen tun. Und verglichen mit früheren Zeiten geht es den Leuten heute so gut, dass man sich nicht vorstellen kann, wie es anders gehen könnte. Seien wir also doch einfach mal glücklich darüber.

διψαλέος Vortrag war übrigens kostenlos, aber nicht umsonst, hoffe ich. Es soll ja Politiker geben, wo das anders herum läuft.
Re: Wummta, wummta, wummtata
διψαλέος schrieb am 13.11.2012 um 00:00 Uhr (Zitieren)
:-)

Noch ein paar Worte zur "Gans":
Wir Städter machen uns sehr oft falsche Vorstellungen über Gänse.
Eine Gans ist nicht einfach ein größeres Huhn oder eine große Ente.
Sie ist sehr gefrässig und sehr eigenwillig und eine stattliche Erscheinung.

Nicht umsonst gab es "Gänsemägde"!

Hühner kamen alleine zurecht, man konnte sie sich selbst überlassen.
Aber Gänse musste man "hüten", weil sie sonst in die Saaten einbrachen und dort verheerende Schäden anrichten konnten.

Wer kennt Gänseeier?
Ein Gänseei hat fast das doppelte Volumen eines normalen Hühnereis.
Und "Fuchs du hast die Gans gestohlen" kommt auch nicht von ungefähr...
B-)
Re: Wummta, wummta, wummtata
διψαλέος schrieb am 13.11.2012 um 00:09 Uhr (Zitieren)
Und natürlich die heiligen Gänse der Juno, die einst Rom retteten...

(Da fällt mir ein Comic von Fix & Foxi ein...
wer kennt die noch?
Lupo, der faule und gefräßige Kumpel der beiden Füchse,
wird einige Nächte nacheinander von Räubern in seinem Mäuseturm heimgesucht..
[was es da allerdings zu holen gabt, entzog sich dem Comic].
Lupo, sieh an, er kennt sich mit der römischen Geschichte aus,
schafft sich als "Warner und Wächter" eine Gruppe Gänse an...
Am nächsten Morgen findet er nur noch die traurigen Überreste eines üppigen Nachtsmahls vor...)
B-)

Der Mäuseturm:
http://www.kaukapedia.com/images/FF_285.jpg
Re: Wummta, wummta, wummtata
ψαλτήριον schrieb am 13.11.2012 um 10:06 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank, διψαλέος, auch von meiner Seite für die wieder spannenden (wahren) Geschichten! Sie ließen sich durchaus vermarkten und würden somit zu einem besseren Geschichtsverständnis und -bewusstsein beitragen! (Rühmlich finde ich allerdings unsere Menschheitsgeschichte nicht!)
Re: Wummta, wummta, wummtata
ανδρέας schrieb am 13.11.2012 um 19:40 Uhr (Zitieren)
Die Fix & Foxi Hefte haben zumindest ein wenig tröstlich über die Menschheitsgeschichte hinweg geholfen ...
Gänse gelten in China übrigens als Symbol ehelicher Treue. In unserem Sprachgebrauch ist dieser Begriff allerdings diesbezüglich anders konnotiert ...
 
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