Hans Giffhorn: "Wurde Amerika in der Antike entdeckt? Karthager, Kelten und das Rätsel der Chachapoya", C. H. Beck Verlag, München 2013, 288 Seiten
Dass Wikinger schon 500 Jahre vor Kolumbus Amerika ereichten, ist bekannt. Der Forscher Hans Giffhorn präsentiert nun in seinem Buch eine neue, sehr spektakuläre These: Bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus sollen sich Bewohner Karthagos in Südamerika angesiedelt haben.
Re: Entdeckung Amerikas
ανδρέας schrieb am 13.02.2013 um 18:30 Uhr (Zitieren)
Geht es da um die - offenbar gefälschte - inschrift von Parahyba?
Γραικίσκος schrieb am 13.02.2013 um 19:02 Uhr (Zitieren)
Ein Indiz sind - soweit ich mich erinnere - die deutlich negroiden Statuen der Olmeken.
Re: Entdeckung Amerikas
ανδρέας schrieb am 13.02.2013 um 19:49 Uhr (Zitieren)
8 Fragen:
1.Waren karthagische Schiffe zu der Zeit für eine Atlantik-Überfahrt geeignet? Man fuhr doch zu der Zeit meist entlang der Küsten.
2. Kamen auch einige Karthager wieder zurück nach Europa? Wenn, ja ...
Gibt es in Europa darüber irgendwelche Schriftfunde?
Aufzeichnungen, Berichte über Pflanzen, Tiere aus Amerika? (Man musste auf der Rückfahrt auch von etwas leben).
Müsste sich die Syphilis dann nicht bereits früher in Europa ausgebreitet haben?
3. Die Europäer brachten den indianischen Einwohner Infektionskrankheiten, gegen die diese nur schlecht gewappnet waren. Wäre eine solche Katastrophe bei den Ureinwohnern ohne kulturellen Hinweis oder genetische Spuren geblieben?
4. Wo sind die entlaufenen Schweine, die die Europäer nach Amerika brachten und sich dort recht schnell verbreiteten? Die hätten bei Kolumbus schon da gewesen sein müssen. Wäre man vor 2200 Jahren ohne Frischverpflegung auf eine lange Reise gegangen?
5. Entsprach es der Mentalität der Karthager in Besiedelungsstärke blind loszusegeln? Hätte man nicht bei einem Zufallsfund durch ein verirrtes Schiff zuerst ordentlich Propaganda machen müssen, um weitere Leute - insbesondere Familien - zu einer solchen Reise zu motivieren? Wäre diese Propagande heute nicht irgendwo verschriftet?
6. Gab es einen Auswanderungsdruck für ein derartiges Unterfangen oder gab es nicht eigentlich genügend Raum in Europa?
7. Hätte die überragende Seefahrtstechnik nicht auch die Ur-Amerikaner zu der damaligen Zeit inspirieren müssen? Ein technischer Schub aus dieser Zeit ist da aber nicht erkennbar.
8. Es wehen die Passatwinde nach Westen. Weiter nördlich dann nach Osten. So entstand nach Kolumbus ein Dreieck: Spanien/Europa - Afrika -Amerika (und dann über die Nordroute wieder nach Europa zurück).
Da müssten die Karthager aber in Mittelamerika gelandet sein. Und nicht in Brasilien. Oder?
Re: Entdeckung Amerikas
Γραικίσκος schrieb am 13.02.2013 um 19:59 Uhr (Zitieren)
Zu Giffhorn kann ich nichts sagen. Constance Irwin stellt die Hypothese auf, Kreter bzw. Phönizier seien unabsichtlich bei intendierten Afrika-Fahrten durch eine vor Westafrika starke Strömung auf den amerikanischen Kontintent zugetrieben worden ... also in keiner Weise geplant. Auch ist von einer Rückkehr bei ihm nicht die Rede.
Der Rest, d.h. die Argumentation bei ihm: archäologische Funde in Amerika.
(Diese Strömung gibt es wohl.)
Die Landung soll in der Tat in Mittelamerika erfolgt sein, und die archäologischen Belege (Olmeken &c.) beziehen sich auf diesen Bereich.
Re: Entdeckung Amerikas
ανδρέας schrieb am 13.02.2013 um 20:15 Uhr (Zitieren)
Die Karthager hatten bereits Masern und Grippe. Damit hätten sie Epidemien bei den Indios auslösen müssen. Zumindest dann, wenn sie einen signifikanten Kontakt mit den Einwohnern gehabt hätten, der archäologische Funde verursächt hätte. Mumienfunde aus dem Südamerika dieser Zeit müssten dies aufzeigen.
Die negroiden Züge der Olmekenstatuen? Den Indios sehen sie ähnlicher, finde ich. Da kann man gleich Erich von Däniken als Fachman zitieren ...
Re: Entdeckung Amerikas
arbiter schrieb am 13.02.2013 um 21:22 Uhr (Zitieren)
eine direkte Westfahrt von den Säulen des Herkules ist - wie der Segler weiß - nicht ohne weiteres möglich, mit den antiken Schiffs- und Besegelungstypen schon gar nicht, es sei denn, man führe sehr weit nach Süden, um den Passat und die dazugehörige Westströmung nördlich des Äquators nutzen zu können. (Die portugiesischen Seeleute des 14./15. Jahrhunderts hatten übrigens am meisten Angst vor den Kalmen, der windstillen Zone in Äquatornähe)
Karthager und Römer nutzten eine Art Rahsegel, das nur Vor-Wind-Kurse ermöglicht, dazu kommt der kiellose Rumpf, der bei Halbwind hohe Abdrift zeitigt
Re: Entdeckung Amerikas
Hylebates schrieb am 13.02.2013 um 21:53 Uhr (Zitieren)
Wenn ich mir in der englischen ... Wiki ... pedia die Bilder ansehe, finde ich, dass die olmekische Portraitkunst an sich sehr ... naja, manche Züge scheinen der Deutlichkeit halber übertrieben gearbeitet zu sein. Es gibt Statuen, die afrikanisch anmutende Gesichter zeigen, es gibt da aber auch Asiaten:
* "Olmec-style" face mask in jade
* Olmec white ware "hollow baby" figurine - probably produced in southern Puebla.
* Pottery Olmec figurine of an "infantile figure", a common and distinct Olmec type
* Olmec jadeite mask 1000–600 BCE
* Las Limas Monument 1
Ich denke, dass man nicht gut von einem Stil auf ein ... Volk schließen kann. Man könnte dann vermuten, dass El Greco in einer Gegend gelebt hat, in der die Leute lang und verdreht ausgesehen haben. Oder denken wir an den Expressionismus! Blaue Pferde!
Aber das ist eine interessante Theorie. Gibt es noch archäologische Hinweise?