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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Noch ein Heraklit-Kommentar (567 Aufrufe)
Φιλομαθής schrieb am 16.02.2013 um 10:59 Uhr (Zitieren)
Heraklit, Frg. 22 B 53 DK:

Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστι, πάντων δὲ βασιλεύς, καὶ τοὺς μὲν θεοὺς ἔδειξε τοὺς δὲ ἀνθρώπους, τοὺς μὲν δούλους ἐποίησε τοὺς δὲ ἐλευθέρους.

Krieg ist der Vater von allem und von allem König; er hat nämlich die Götter hervorgebracht und die Menschen, die Sklaven geschaffen und die Freien.

*

Robinson Jeffers
The Bloody Sire

It is not bad. Let them play.
Let the guns bark and the bombing-plane
Speak his prodigious blasphemies.
It is not bad, it is high time,
Stark violence is still the sire of all the world’s values.

What but the wolf’s tooth whittled so fine
The fleet limbs of the antelope?
What but fear winged the birds, and hunger
Jewelled with such eyes the great goshawk’s head?
Violence has been the sire of all the world’s values.

Who would remember Helen’s face
Lacking the terrible halo of spears?
Who formed Christ but Herod and Caesar,
The cruel and bloody victories of Caesar?
Violence, the bloody sire of all the world’s values.

Never weep, let them play,
Old violence is not too old to beget new values.

[Robinson Jeffers: Die Zeit, die da kommt. Gedichte. Carl Hanser Verlag, München 2008. S. 94]


Der blutige Vater. – Es ist nicht schlimm. Lass sie spielen. | Lass die Kanonen bellen und den Bomber | seine wunderbaren Blasphemien verkünden. | Es ist nicht schlimm, es ist höchste Zeit, | nackte Gewalt ist noch immer der Vater aller Werte in der Welt. || Was sonst, als der Zahn des Wolfs schnitzte so zart | die wendigen Glieder der Antilope? | Was sonst, als Furcht beflügelte die Vögel und was, als Hunger | schmückte mit solchen Edelsteinaugen den Kopf des Habichts? | Gewalt war der Vater aller Werte in der Welt. || Wer erinnerte sich an Helenas Gesicht, | fehlte ihm der schreckliche Strahlenkranz aus Lanzen? | Wer machte Christus, als Herodes und Cäsar, | die grausamen und blutigen Siege Cäsars? | Gewalt, der blutige Vater aller Werte in der Welt. || Nicht weinen! Lass sie spielen. | Die alte Gewalt ist nicht zu alt, um neue Werte zu zeugen.
Re: Noch ein Heraklit-Kommentar
filix schrieb am 16.02.2013 um 11:29 Uhr (Zitieren)
Danke für die Vorstellung eines nicht so bekannten Dichters. Stammt die Übersetzung von Eva Hesse?
Re: Noch ein Heraklit-Kommentar
Φιλομαθής schrieb am 16.02.2013 um 12:47 Uhr (Zitieren)
Nein, aber dass ich die Übertragung der so verdienstvollen Übersetzerin stillschweigend ersetzt habe, erscheint vielleicht doch etwas anmaßend. So war es aber nicht gemeint. Eva Hesse bietet eine Nachdichtung, ich wollte dem Original nur eine Lesehilfe beigeben. Also sei Eva Hesses Übertragung hiermit nachgereicht:

Der blutige Ahnherr

Es ist nicht schlecht. Lasst sie nur spielen.
Lasst die Kanonen röhren und die Bomber
Ihre beckmessernden Blasphemien aufsagen.
Es ist nicht schlecht, die Zeit war fällig.
Schiere Gewalt ist aller Werte Vater.

Wer als der Wolfsfang formt die Flanken
Der windschlüpfigen Antilope?
Wer als die Furcht flügelt die Vögel? Wer als der Hunger
Bestückt das Haupt des Hühnerhabichts mit Juwelenaugen?
Gewalt war aller Wesen Vater eh und je.

Wer dächte noch der Züge Helenas
Ohne den Glorienschein der Speere?
Wer machte Christus? Nur Herodes und Cäsar -
Die mörderischen Siegeszüge Cäsars.
Gewalt, der blutige Ahnherr aller Werte.

So weint nicht, lasst sie immer spielen,
Die uralte Gewalt mag neue Werte zeugen.

[A. a. O., S. 95]
Re: Noch ein Heraklit-Kommentar
Γραικίσκος schrieb am 16.02.2013 um 13:26 Uhr (Zitieren)
Ich danke sehr für dieses außerordentlich gute Gedicht, dessen ich mich erinnern werde, wenn mich das nächste Mal jemand mit dem Allgemeinplatz "Gewalt hat noch nie ein Problem gelöst" konfrontiert.
Es erinnert mich daran, daß wir entweder eine moralisch gute oder ein funktionierende Welt haben können - nicht beides zugleich.
 
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