Bei der Lektion, die ich gerade bearbeite, habe ich zunächst zwei Fragen - eine Frage zur Geschichte und eine Vokabelfrage:

Wieso war Cicero dermaßen gegen Antonius aufgebracht? Das muss doch persönliche Gründe gehabt haben. Weiß man Näheres darüber?

Wovon kommen bei dem exotischen Verb "ferre" der Perfektstamm tuli und das PPP latum?

Georges:
tuli: vom veralteten tulo
latum: eigentlich tlatum, vom alten tlao / τλάω

Danke, Graeculus! Wenn tuli, latum vom Griechischen kommen, bin ich hier ja genau richtig! ;-))

Bezüglich meiner anderen Frage, hoffe ich, dass sich Bibulus oder jemand Anderes erbarmt!

PS: Falls die Frage nicht zu weit führt oder unsinnig ist: Weshalb kann von ferre kein Perfektstamm bzw. kein Partizip gebildet werden?

So wie ich es sehe, kommt nur "latum" aus dem Griechischen.

Von den Hintergründen der Beziehung Cicero - Marcus Antonius weiß ich nichts.

Danke, Graeculus! Ich denke, du gibst mir Recht, wenn ich das Verb "ferre" als exotisch bezeichne.

eher politische: Cicero schrieb sich dem Kampf gegen Mark Anton zu. Und somit unterstütze er dessen Feind Octavian. In diese Aktion fallen auch die Philippischen Reden.

eher politische: Cicero schrieb sich dem Kampf gegen Mark Anton zu. Und somit unterstütze er dessen Feind Octavian. In diese Aktion fallen auch die Philippischen Reden.

eher politische: Cicero schrieb sich dem Kampf gegen Mark Anton zu. Und somit unterstütze er dessen Feind Octavian. In diese Aktion fallen auch die Philippischen Reden.

Oh gott. Tut mir leid. Das Textfeld leerte sich nicht nach dem Abschicken, so dachte ich, es hat nicht geklappt :-D

"ferre" ist insofern exotisch, als es für seine Stammformen auf drei vereschiedene Stämme zurückgreift.

Am exotischsten ist mir immer erschienen:
ὁράω, ὄψομαι, εἶδον, ἑώρακα, ὤφθην, ὀφθήσομαι

Die Beispiele werde ihr sicher weiterhelfen :-D Aber selbst bei mir hört's auf. Ist zu lange her :-(

Was man leicht sehen kann: bei ὁράω (ich sehe) gibt es nicht einen Buchstaben, der bleibt. So auch bei "ferre"; doch der Wechsel findet häufiger statt.

Danke, Jonathan! Vielleicht hat Bibulus ja auch hier die Möglichkeit, zwei von den dreimal geposteten Beiträgen wieder zu löschen.

Du sagst, der Hass Ciceros auf Marcus Antonius sei politisch begründet gewesen. Wie es aussieht, ging es aber doch eher um persönliche Macht. Wer reisst die Alleinherrschaft an sich? Oder sollte Cicero frei davon gewesen sein?

Traurigerweise hat sich dann doch später Octavian auch gegen Cicero verschworen, wenn ich's richtig verstanden habe. Von Tugend kann man da wohl nicht mehr sprechen, wenn jemand jemandem in den Rücken fällt, der einem zuvor zu Ansehen, Macht und Ruhm verholfen hat. Siehst du das auch so?

Marcus Antonius und Octavian haben Politik gemacht, und Politik ist ein Machtspiel. Man kann noch so wohlmeinend sein - als Politiker kämpft man um Macht.
(Gut zu erkennen bei Willy Brandt, der sich aufrichtig um Versöhnung u.a. mit der DDR bemüht hat ... und dem die DDR einen Agenten in die nächste Umgebung geschleust hat. Brandt ist zeitweilig depressiv darüber geworden.)
Vermutlich war Cicero - wie Brandt - nicht hart genug für dieses Spiel. Möglicherweise hat er an Ideale geglaubt, was im Kampf mit Realpolitikern immer eine Schwäche ist.

Für uns Schöngeister hilft die Lektüre von Macchiavelli und Thomas Hobbes. Und das Studium der Politik Stalins (etwa im Vergleich zu dem Idealisten Gorbatschow).

Du meinst Octavian hat Cicero zu Ruhm verholfen? Cicero war schon zuvor ein großer Redner und Politiker. Nun weiß ich nicht, inwiefern die beiden Menschen persönlichen Umgang pflegten, aber ich weiß, dass Cicero den kleinen Octavian hat aufwachsen sehen. Ich denke, dass es sich hier nur um politische Gegebeheiten handelt. Cicero war zuvor eigentlich sehr neutral und hielt sich sehr zurück. Aber nun hatter er Partei ergriffen und das zieht Feinde nachsich.

@ paeda: Es wird jetzt vielleicht einen Aufschrei der Wissenschaftler geben, aber ich kann dir die Staffeln der Serie ROME empfehlen. Hier wurde nur sehr wenig beschönt auf aufgebauscht. Es geht zum einen um das fiktive Leben zweier in Caesars BG erwähnter Soldaten (Lucius Vorenus und Titus Pullo). Aber sehr interessant ist die Aufarbeitung der politischen Geschichte, die quasi parallel dazu erzählt wird. Darüber bekommt man einen sehr schönen Eindruck von der Zeit damals. (Natürlich ist es nur Darstellung und keine geschichtliche Wahrheit) Man hat sich versucht, sehr nahe an Quellen zu halten. Also mir hat es Spaß gemacht und geholfen, Namen im Kontext besser im Gedächtnis zu behalten.

Es geht um die Zeit Caesars und sein Nachfolger Octavian. Und Cicero spielt natürlich auch mit ;-)

@Graeculus

Zunächst Danke!

Ich gebe dir Recht, wenn du auf die Machtspiele in der Politik verweist.

Wenn die Rede Ciceros an die patres conscriptes in dem mir vorliegenden Schulbuch aber nicht rein fiktiv ist, dann hat Cicero doch für Octavian eine Lanze gebrochen. Sich für einen Steigbügel mit soviel Undank zu revanchieren, ist aber doch sehr charakterlos!

Was Gorbatchow betrifft, so hat er auch als Idealist Entscheidendes erreicht. Man muss also nicht immer nur die Zähne fletschen!

Man sollte meiner Ansicht nach auch die Nachwirkungen betrachten. Was nützt es, wenn man kurzfristig oder vorübergehend viel Macht hat und danach ein "Ideal" verspielt ist, vielleicht für alle Zeiten?

@Jonathan

Zitat von Jonathan am 17.3.13, 13:16

Du meinst Octavian hat Cicero zu Ruhm verholfen?

Ich meinte es umgekehrt (siehe meinen Beitrag an Graeculus!).

Danke für den Tipp. Leider muss ich zuerst meinen Rechner aufrüsten, bevor ich mir DVDs anschauen kann, ich werde aber dran denken, wenn es soweit ist. Mir geht es nämlich genauso wie dir: Historische Filme machen die Theorie plastischer und helfen dem Gedächtnis.

Wäre es nicht einfacher einen DVD-Player für den Fernseher zu kaufen? :-D Vor allem gemütlicher als am PC.

Care Jonathan,

auch wenn du es nicht glauben können solltest: Ich habe keinen Fernseher, und das in voller Absicht.

Gerade habe ich den WIKIPEDIA-Artikel zu Octavian zu lesen begonnen und kam zu einer Stelle, an der gesagt wird, dass Antonius auf der Seite Caesars gestanden hätte. Nun sehe ich umso mehr Grund zu meiner Frage, wie es dann zu dem späteren Hass gekommen ist.

Ich lese mal weiter, vielleicht wird meine Frage ja noch über WIKI beantwortet. Wenn nicht, muss ich auf die Bibulus-Quelle zurückgreifen. ;-))

Zitat von paeda am 17.3.13, 14:28

auch wenn du es nicht glauben können solltest: Ich habe keinen Fernseher, und das in voller Absicht.

Warum sollte ich das nicht glauben können? Suum cuique. ;-)

Zitat von Γραικίσκος am 17.3.13, 12:43

So wie ich es sehe, kommt nur "latum" aus dem Griechischen.

Zur Politik weiß ich nichts, aber "latum" kommt nicht aus dem Griechischen, sondern hat dort eine Parallele.
Bei häufig gebrauchten Verben ist es häufiger der Fall, dass man bestimmte Stammformen durch die von anderen Verben ersetzt. Die Ausdrucksfähigkeit ist dann evtl. eine größere. Wenn es z.B. ein tolles Verb gibt, das spitze zum punktuellen Aspekt von "sehen" passt, kann man es ja auch gleich nehmen.
Im Deutschen gibt es das auch ... das merkt man nur nicht! Die Stämme des Verbs "sein" sind ja beachtlich: si-, bi-, i-, (das war Präsens!), wa/we-. Im Mittelhochdeutschen gibt es das Verb "wesen = sein" (als Präsensverb) noch.

@Hylebates

Danke für deinen Beitrag. Interessant, mal genauer hinzuschauen, wie es im Deutschen mit unregelmäßigen Verbstämmen aussieht.

Dass es "wesen" als Verb im Mittelhochdeutschen gab, wusste ich nicht. Mir ist aber spontan eingefallen, dass die Schwarzwälder "gsi" ("gesein") sagen für "gewesen".

Lieber wären mir natürlich Synonyme:

sein, seite, geseit
wesen, war, gewesen

;-))

Was macht der Nachwuchs? Ist er brav?

PS: Ich glaube die Schweizer sagen auch "gsi".

Der Nachwuchs ist seine Erkältung langsam los. Noch pennt er. Wir müssen die Wohnung langsam kindersicher machen - Krabbelzeit!