"Man kann die Frechheit der Sklaven sehen. Aber man sollte sie nich mit Schlägen bestrafen (sie sind nicht...):
Denn sie tragen die selben beneidens- und bewundernswerten Hemden wie das Volk - ?!?!?! - sodass sich der Sklave garnicht vom Athener unterscheidet. (Sklave "doûlon" im Akk.?)
Re: Sklaven
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 30.03.2013 um 19:27 Uhr (Zitieren)
Hallo, ein paar Anmerkungen:
Die Frechheit/Schamlosigkeit der Sklaven ist sichtbar. Aber sie dürfen nicht geschlagen werden. (siehe Verbaladjektive Hellas Grammatik §86 (1) und (2)).
- ἱμάτια ...Kleider, Gewänder.
- τῷ δήμῳ ...Dativ des Orts: in der Gemeinde, im Volk.
- ὥστε mit Infinitiv. Ein Subjekt tritt in den Akkusativ. (Hellas Grammatik § 78.1).
Re: Sklaven
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 30.03.2013 um 19:29 Uhr (Zitieren)
Ἀλλ' οὐ πληγαῖς κολαστέοι -> wörtl: Aber sie dürfen nicht mit Schlägen betraft werden...
Danke, ja, würde das jemand anstreichen?
Es heißt ja fast das selbe wie "man sollte nicht", letzteres gefiel mir aber im dt. besser, weil es etwas relativiert. Es ist ja nicht so, dass man es wirklich nicht gedurft hätte, oder?
Ist das VA gleich dem lat. Gerundiv?
Also quasi "non feriendi sunt"?
Zu dem Gewändern: Ist da gemeint, dass die Sklaven quasi "genausogut angezogen" sind, wenn sie drausen rumlaufen?
Re: Sklaven
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 31.03.2013 um 09:16 Uhr (Zitieren)
Xenophon überliefert es für Athen, dass man sie (zumindest in der Öffentlichkeit) nicht schlagen dürfe.
Die Konstruktion Ἀλλ' οὐ πληγαῖς κολαστέοι gleicht mehr einem Verbot und ist hier persönlich konstruiert. Zumindest ist auch man darf sie nicht mit Schlägen bestrafen prinzipiell auch möglich.
Ja, das Verbaladjektiv II auf -τέος entspricht dem lateinischen Gerundiv.
Das Verbaladjektiv I hat die Bedeutung eines Part.Perf. Passiv (z.B. κρυπτός = verborgen) oder häufiger einer Möglichkeit (z.B. ὁρατός = sichtbar).
- Das mit der Kleidung ist so gemeint.
Re: Sklaven
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 31.03.2013 um 09:29 Uhr (Zitieren)
Die Originaltextstelle (in "Die Verfassung der Athener") ist eigentlich nicht von Xenophon selbst, sondern von einem Autor der als Pseudo-Xenophon bezeichnet wird.
Hier in I,10:
Re: Sklaven
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 31.03.2013 um 09:44 Uhr (Zitieren)
Hui, das mit den Sklaven ist interessant! Hätte ich nicht gedacht...
Vielen Dank für die Recherche :D
Und ebenfalls: Frohe Ostern =)
Ja, es erstaunt mich etwas, dass dabei nie relevante Zweideutigkeiten auftauchen sollen...
Ein Satz mit xyz τελεστόν kann also heißen "xyz ist nicht fertig (beendet)" oder "xyz ist nicht bezahlbar?" :O