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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Leck mich in der Hochliteratur (575 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 03.05.2013 um 15:26 Uhr (Zitieren)
Bekanntlich hat Goethe sich in seinem "Götz von Berlichingen" in dieser Hinsicht sehr drastisch ausgedrückt. In unserer Schulausgabe standen an dieser Stelle freilich "...".
Ad usum Delphini.

Nun finde ich in Balzacs Roman "Die Königstreuen" eine Stelle (in der Schlußszene), an welcher der aufrechte Major Hulot dem Spitzel Corentin, der ihm einen Befehl geben will, erwidert: "Ich nehme mir die Freiheit, Bürger, dich aufzufordern, mir den ... hast du mich verstanden? In Ordnung. Hau ab, laß mich in Ruhe, und zwar so schnell wie möglich."
Nun möchte ich wissen, ob auch dies eine vom (leider anonymen) Übersetzer vorgenommene 'Bereinigung' der Version von Balzac ist, d.h. ob Balzac im Original dem Sprecher ähnlich umgeschminkte Worte leiht wie Goethe?
Re: Leck mich in der Hochliteratur
Φιλομαθής schrieb am 03.05.2013 um 15:52 Uhr (Zitieren)
So bei wikisource:
Je prends la liberté, citoyen, de t’envoyer faire… tu me comprends ? Suffit. Pars du pied gauche, laisse-moi tranquille et plus vite que ça.

Für die "..." muss wohl foutre stehen.
Re: Leck mich in der Hochliteratur
filix schrieb am 03.05.2013 um 17:02 Uhr (Zitieren)
.. oder: "enculer".
Re: Leck mich in der Hochliteratur
Φιλομαθής schrieb am 03.05.2013 um 18:03 Uhr (Zitieren)
Ja, aber das ist schon sehr heftig. Wiktionary ...

http://fr.wiktionary.org/wiki/aller_se_faire_foutre

... führt noch weitere synonyme Wendungen auf:
aller se faire endauffer
aller se faire fiche
aller se faire mettre
aller se faire voir
aller se faire voir chez les Grecs

Für die genaue Wendung (die offenbar inzwischen ungebräuchlich ist) wird dort ein Zitat aus Stendhals Tagebüchern angeführt:
Note

- On disait parfois « envoyer faire foutre » : J’ai eu une mine terrible tout aujourd’hui ; rien ne m’a plu ; mais heureusement je n’ai envoyé faire foutre que mon laquais, encore pas trop durement. — (Stendhal, Journal, E. Champion, 1923, p. 61)
Re: Leck mich in der Hochliteratur
Φιλομαθής schrieb am 03.05.2013 um 19:55 Uhr (Zitieren)
Es ist übrigens schon bemerkt und untersucht worden, dass die Fäkalfixiertheit des schimpfenden Deutschen eine Eigenart ist, die sich deutlich abgrenzt von den vorwiegend sexuell orientierten Beleidigungen in anderen Sprachen, etwa bei den Franzosen.

Z. B.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/hans-martin-gauger-das-feuchte-und-das-schmutzige-wenn-hinterfotzige-seckel-mit-karacho-ins-klo-greifen-11912232.html
Re: Leck mich in der Hochliteratur
Γραικίσκος schrieb am 04.05.2013 um 12:33 Uhr (Zitieren)
Sehr aufschlußreich. Ich verstehe es so, daß auch in Balzacs Original "..." steht, aber etwas Sexuelles hinzuzudenken ist.
Re: Leck mich in der Hochliteratur
Γραικίσκος schrieb am 04.05.2013 um 14:23 Uhr (Zitieren)
Man könnte jetzt fragen: Wenn das deutsche Schimpfen analfixiert ist, das in anderen Sprachen, z.B. dem Französischen, eher sexualfixiert, wie steht es dann im Griechischen?
Aber das Thema 'Schimpfen auf Altgriechisch' hatten wir ja kürzlich schon.
Re: Leck mich in der Hochliteratur
Φιλομαθής schrieb am 05.05.2013 um 18:43 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικίσκος am 4.5.13, 12:33Ich verstehe es so, daß auch in Balzacs Original "..." steht, aber etwas Sexuelles hinzuzudenken ist.

Ja, foutre ist die Weiterführung des lat. futuere, wobei die ursprüngliche Bedeutung im Laufe der Zeit wohl nahezu verblasst ist, so dass die Wendung auf erfinderische Weise immer wieder aufgefrischt wurde (bis hin zu: Lass es dir besorgen nach Art der Griechen!). Aber es bedeutet schlicht: Mach, dass du wegkommst! oder eben Leck mich!

Ein griechisches Battle, das in diese Richtung sexueller Beschimpfung geht, findet man in Theokrits 5. Idylle.
 
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