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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Armes Berlin - seliges Berchtesgaden (589 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2013 um 13:35 Uhr (Zitieren)
Der spätere US-Präsident John F. Kennedy besuchte 1945 in Begleitung des Marineministes Forrestal Deutschland und hielt seine Eindrücke in einem Reisetagebuch fest.

Eindrücke von den Trümmern Berlins, Juli 1945

Alles ist zerstört. Unter den Linden und die Straßen sind verhältnismäßig frei, doch es gibt kein einziges Gebäude, das nicht ausgebrannt ist. In manchen Straßen ist der Gestank der Leichen überwältigend – süßlich und ekelerregend.
Die Menschen haben vollkommen farblose Gesichter – gelbsüchtig, mit blassbrauen Lippen. Alle tragen Bündel mit sich herum. Wohin sie unterwegs sind, weiß wohl keiner. Ich frage mich, ob sie selbst es wissen.
Sie schlafen in Kellern. Die Frauen würden für Essen alles tun. Ein oder zwei Frauen trugen Lippenstift, doch die meisten scheinen sich so unscheinbar wie möglich machen zu wollen, um der Aufmerksamkeit der Russen zu entgehen.
Die Russen waren klein, gedrungen und blickten finster drein. Ihre Gesichtszüge waren grob, ihre Uniformen schmutzig.
Hitlers Reichskanzlei war nur noch eine Hülle. In den Mauern klafften Löcher, sie waren von Kugeln zernarbt – Spuren des schrecklichen Kampfes, der hier tobte, als sie fiel. Hitlers Luftschutzbunker lag etwa 120 Fuß unter der Erde – gut eingerichtet, aber völlig verwüstet. In dem Raum, wo Hitler den Tod gefunden haben soll, waren versengte Wände, Spuren von Feuer, zu sehen. Es gibt jedoch keinen sicheren Beweis, dass die Leiche, die man gefunden hat, Hitlers Leiche war. Die Russen bezweifeln, dass er tot ist.

1. August 1945

[...]
Von Frankfurt flogen wir weiter nach Salzburg, wo König Leopold festgehalten wurde, und von dort fuhren wir nach Berchtesgaden, einem schönen Ort in den Bergen – die Häuser im alpinen Baustil, die Menschen wohlgenährt und gesund. Es gibt keine Bombenschäden, und Holz, das anstelle von Kohle verheizt wird, gibt es reichlich. Es ist ein Ort fernab der Zerstörung des Krieges. Wir übernachteten in einem hübschen Gasthaus, zu Abend aßen wir mit dem für diesen Abschnitt zuständigen General – in einem luxuriös eingerichteten Gebäude, das ehemals General Keitel als Hauptquartier gedient hatte. Unter dem Hauptgebäude soll sich ein Netz sechs Meilen langer Gänge befinden.
Das Abendessen bestand aus etwa sechs Gängen, dazu gab es Rheinwein und Sekt. Nach dem Essen wurden Zigarren angeboten, die man in Görings gepanzertem Wagen gefunden hatte.
Am nächsten Morgen fuhren wir hinauf zu Hitlers Wohnsitz in den Bergen. Das Haus war ausgebrannt – das Ergebnis eines Luftangriffs der Royal Air Force mit 12000-Pfund-Bomben, ein Anschlag auf Hitlers Leben.
Nachdem wir das Landhaus besichtigt hatten, fuhren wir hinauf auf den Berggipfel zum berühmten „Adlerhorst“ . Die Straße war an vielen Stellen mit massivem Gestein abgedeckt und geschickt getarnt. Oben gelangten wir über einen langen Tunnel durch das Felsmassiv zu einem Aufzug, der uns die letzten sechshundert Fuß durch den Berg hinauf ins Innere des Hauses brachte. Der Aufzug hatte zwei Ebenen und einen Platz für die SS-Wache im unteren Teil der Kabine.
Im „Horst“ waren sämtliche Teppiche, Bilder und Gobelins herausgerissen, die Aussicht jedoch war herrlich – der runde Wohnraum gewährte ringsum einen Blick auf das darunterliegende Tal.
Wer diese beiden Orte besucht hat, kann sich ohne weiteres vorstellen, wie Hitler aus dem Hass, der ihn jetzt umgibt, in einigen Jahren als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten hervortreten wird, die je gelebt haben. Sein grenzenloser Ehrgeiz für sein Land machte ihn zu einer Bedrohung für den Frieden in der Welt, doch er hatte etwas Geheimnisvolles, in seiner Weise zu leben und in seiner Art zu sterben, das ihn überdauern und das weiter gedeihen wird. Er war aus dem Stoff, aus dem die Legenden sind.


[Quelle: John F. Kennedy, Unter Deutschen. Reisetagebücher und Briefe 1937-1945. Herausgegeben von Oliver Lubrich. Berlin 2013; zitiert nach: Frankfurter Allgemeine vom 16. Mai 2013]
Re: Armes Berlin - seliges Berchtesgaden
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2013 um 14:42 Uhr (Zitieren)
Re: Armes Berlin - seliges Berchtesgaden
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 20.05.2013 um 10:12 Uhr (Zitieren)
Oh der Link ist ja von 2009, lange her. Aber mein Blick von der Terasse aus ist immer noch der gleiche ;-)
Auch Kennedy gefiel, trotz dieser traurigen Nachkriegszeit also unsere schöne Gegend :-)
Was hat Ludwig Ganghofer, der berühmte Autor, über das Berchtesgadener Land gesagt:
"Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land".
 
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