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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Menschen in Tiere verwandelt (588 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 18.06.2013 um 12:09 Uhr (Zitieren)
Zur Idee der Metamorphose:
Die Vorstellung, als Mensch in ein Tier verwandelt zu werden, das menschliche Bewußtsein zu bewahren, sprechen zu wollen, dabei aber nur Tierlaute zu äußern, ist zwar schrecklich, aber irreal. Ein Mensch würde mit den Hufen Worte in Sand zeichnen, in einem bestimmten Rhythmus muhen – er fände Wege, auf sich aufmerksam zu machen.
Re: Menschen in Tiere verwandelt
ανδρέας schrieb am 18.06.2013 um 20:19 Uhr (Zitieren)
Nun, bei Echo und Narziss klappt dies nicht, weil Echo der Sprache beraubt nur die letzten an sie gerichteten Wörter wiederholen kann.
So kommt es zu tragischen Missverständnissen.
Die Lykischen Bauern? Wer erwartet menschliches Verhalten bei Fröschen? - zumal sie sich ja eben äußerst unmenschlich verhalten hatten und darum auch verwandelt wurden.
Oder Niobe, zu Stein erstarrt, weint zwar, aber das kann ja auch eine unsichtbare Quelle haben. Und wer sollte auf der Spitze eines Berges in einem Stein jemanden vermuten?
Die Verwandelten haben meist wenig Handlungsspielraum (der verbannte Ovid ja übrigens auch nicht).
Re: Menschen in Tiere verwandelt
filix schrieb am 19.06.2013 um 11:50 Uhr (Zitieren)
Du stellst dir diese Transformation also ein wenig wie das Locked-in-Syndrom vor, wo man zur Not noch durch Blinzeln buchstabieren kann (wie Jean-Dominique Bauby)? So gesehen wäre menschliche Sprache etwas, das noch die empirische Form ihrer Expression beliebig anzupassen vermag, ohne sich aufzulösen. Wie funktioniert das in dem Gedankenspiel konkret? Du erwachst eines Morgens als weißer Tiger im deutschen Vorgarten und hast deine liebe Not, den eintreffenden 'Hilfskräften' zu erklären: "Ich bin es nur, Graeculus!" Kannst du im Willen, dies zu sagen, ohne das Echo der inneren Stimme auskommen? Aus welchem Repertoire virtueller Laut-Zeichenkopplungen schöpfst du? Kannst du als Tier noch ein Alphabet als vermittelndes Zeichensystem gebrauchen? Wird die Gewissheit dessen, was du zu sagen beabsichtigst, nämlich dass hier ein im fremden Körper gefangenes Ich sich vernehmen lässt, nicht an der Erfahrung langsam zuschanden? Entschiedest du dich nicht bald für den Prankenhieb oder den mächtigen Satz, um zu sagen, wer du nun wirklich bist?
Re: Menschen in Tiere verwandelt
Γραικίσκος schrieb am 20.06.2013 um 18:18 Uhr (Zitieren)
Wenn ich nach der Verwandlung noch ich bin, dann stelle ich mir das so vor, ja. Die Analogie zum Locked-In-Syndrom ist treffend. Und natürlich würde ich versuchen, mich in irgendeiner Weise verständlich zu machen: He, Leute, ich bin ein Mensch, kein Frosch! Ich sehe nur so aus. Ich bin das Opfer einer bösen Zaubererin! Holt, ich bitte euch, einen Fachmann!

Wenn ich aber nach der Verwandlung nicht mehr ich bin, sondern im vollen Sinne ein Frosch - wo ist dann das Problem?
Stünde es so, dann wäre die Verwandlung in ein Tier nicht das, was sie in der Literatur doch sein soll: eine Strafe, ein Alptraum.

Ich sehe aber nicht, daß sich z.B. Ovid oder Homer darüber überhaupt Gedanken gemacht hätten.
Re: Menschen in Tiere verwandelt
Φιλομαθής schrieb am 21.06.2013 um 15:26 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικίσκος am 20.6.13, 18:18Ich sehe aber nicht, daß sich z.B. Ovid oder Homer darüber überhaupt Gedanken gemacht hätten.

Hier wäre an Ovids Darstellung des Innenlebens der Kuh formerly known as Io zu erinnern:

illa etiam supplex Argo cum bracchia vellet
tendere, non habuit, quae bracchia tenderet Argo,
conatoque queri mugitus edidit ore
pertimuitque sonos propriaque exterrita voce est.

Met. I, 635 ff.
Re: Menschen in Tiere verwandelt
Γραικίσκος schrieb am 21.06.2013 um 15:55 Uhr (Zitieren)
Diese Stelle paßt natürlich sehr gut. Aber man sieht auch die Grenze der Darstellung. Die Io-Kuh versucht, sich mitzuteilen und erschrickt über ihre eigene Stimme. Sie hat ein Bewußtsein ihres Menschseins, aber sie setzt ihre menschliche Klugheit nicht ein, um sich dennoch erfolgreich mitzuteilen.
 
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