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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Jüdische Hexameter (591 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 02.08.2013 um 16:14 Uhr (Zitieren)
ἄνθρωποι θεόπλαστον ἔχοντες ἐν εἰκόνι μορφήν
τίπτε μάτην πλάζεσθε καὶ οὐκ εὐθεῖαν ἀταρπόν
βαίνετε, ἀθανάτου κτίστου μεμνημένοι αἰεί.
εἷς θεός ἐστι μόναρχος ἀθέσφατος αἰθέρι ναίων
αὐτοφυὴς ἀόρατος ὁρῶν μόνος αὐτὸς ἅπαντα.

(Sibyllinische Weissagungen. Griechisch-deutsch. Herausgegeben von Jörg-Dieter Gauger. Düsseldorf/Zürich 2. Aufl. 2002, S. 66)

Im Jahre 83 v.u.Z. vernichtete ein Brand auf dem Kapitol die Sammlung der Sibyllinischen Weissagungen. In den folgenden Jahrhunderten wurde das verlorene Original durch Neudichtungen ersetzt, in den ältesten erhaltenen Teilen durch jüdische Autoren ab der 2. Hälfte des ersten Jahrhunderts v.u.Z.
Diesen ältesten Teilen entstammt der zitierte Ausschnitt.
Re: Jüdische Hexameter
Φιλομαθής schrieb am 02.08.2013 um 21:17 Uhr (Zitieren)
Ihr Menschen (ἄνθρωποι), die ihr eine von Gott (θεόπλαστον) nach seinem Ebenbild (ἐν εἰκόνι) gebildete Gestalt (μορφήν) besitzt (ἔχοντες), -

Was denn? (τίπτε) - vergeblich (μάτην) irrt ihr umher (πλάζεσθε) und (καὶ) nicht den gottgefälligen (οὐκ εὐθεῖαν) Weg (ἀταρπόν)

geht ihr (βαίνετε), stets (αἰεί) des unsterblichen Schöpfers (ἀθανάτου κτίστου) gedenkend (μεμνημένοι);

ein Gott (εἷς θεός) ist alleiniger Herrscher (ἐστι μόναρχος), unaussprechlich groß (ἀθέσφατος), im Äther weilend (αἰθέρι ναίων),

aus sich selbst entstanden (αὐτοφυὴς), unsichtbar (ἀόρατος), als einziger (μόνος) selbst (αὐτὸς) alles (ἅπαντα) schauend (ὁρῶν).


Das klingt tatsächlich stark nach dem jüdischen Gott. Wenn ich recht sehe, haben die Sibyllinischen Weissagungen gar nichts mit den auf dem Kapitol bzw. Palatin aufbewahrten Sibyllinischen Büchern zu tun. Diese gingen ja - der Legende nach - auf die Cumäische Sibylle zurück und wurden geheimgehalten, jene wurden anderen Sibyllen zugeschrieben und waren allgemein zugänglich:
Harum omnium Sibyllarum carmina et feruntur et habentur, praeterquam Cumaeae, cuius libri a Romanis occuluntur, nec eos ab ullo, nisi a quindecim viris inspici fas habent. Et sunt singularum singuli libri: qui quia Sibyllae nomine inscribuntur, unius esse creduntur; suntque confusi, nec discerni ac suum cuique assignari potest: nisi Eruthraeae, quae et nomen suum verum carmini inseruit, et Erythraeam se nominatum iri praelocuta est, cum esset orta Babylone.

[Laktanz: Divinae institutiones 1, 6]
Re: Jüdische Hexameter
Γραικίσκος schrieb am 02.08.2013 um 22:47 Uhr (Zitieren)
Nein (bzw. ja), die erhaltenen Texte haben nichts mit dem verbrannten Original zu tun. Vieles davon ist sogar ausgesprochen christlich, d.h. viel später als der hier vorgestellte Ausschnitt entstanden.
Man wollte sich anscheinend an den Ruf, den diese Prophezeiungen genossen, anhängen. Ob man so weit gegangen ist, damit den jüdischen bzw. christlichen Glauben durch diese illustre Quelle als bestätigt erscheinen zu lassen, weiß ich nicht.
 
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