Ich verstehe das so, daß der Begriff 'asymmetrisch' hier zunächst nur bedeutet, daß zwei Kampfweisen nicht symmetrisch sind: Der eine Gegner setzt diese und jene Mittel ein, der Gegner völlig andere.
In dem Buch von Frau Heuser (ich beziehe mich auf die Rezension) macht die Beachtung von Kriegsregeln, die es ja seit der Antike gab,
einen dieser Faktoren aus. Die andere Seite hält sich nicht an Kriegsregeln, weil sie es sich taktisch und strategisch nicht erlauben kann; dann wäre sie hoffnungslos unterlegen.
Diese Kriegsregeln haben dann oft in der Tat einen moralischen Anstrich ("fairer Kampf"). Will der im regulären Kampf überlegene Gegner den Vorteil, den die andere Seite durch regellosen Kampf erwirbt, ausgleichen, besteht die Gefahr, daß er den Vorteil, den das moralische Ansehen mit sich bringt, einbüßt.
Ein gutes Beispiel dafür ist heute die Beachtung der Haager Landkriegsordnung und der Genfer Konvention. Wenn die andere Seite systematisch der Unterschied zwischen Kombattanten und Zivilisten unterläuft (als taktischer Vorteil), dann ist für den an sich stärkeren Gegner die Gefahr groß, seinerseits durch den Kampf gegen Zivilisten an Ansehen zu verlieren.
M.a.W.: Es handelt sich nicht um ein genuin moralisches, sondern primär um ein taktisches und strategisches Problem, bei dem die Moral die Rolle eines Faktoren unter anderen spielt. Die Moral wird im Krieg - und sonst auch gelegentlich - selber zur Waffe.
Daß der Sieger die Geschichtsbücher schreibt, hört bzw. liest man oft. Ich erinnere mich aber ganz deutlich, daß hier einmal über eine Untersuchung gesprochen worden ist, die mit empirischen Belegen das Gegenteil behauptet hat. Der Verlierer hat, so meine ich mich an das Hauptargument zu erinnern,
Grund zum Nachdenken. Ein Beispiel aus der Antike war der Grieche Polybios.