ius primae noctis schrieb am 24.09.2013 um 16:03 Uhr (Zitieren)
Kann hier "polemos" auch als "alltäglicher Kampf" (und nicht nur als militärischer "Krieg") aufgefast werden, in dem Sinne, dass alles nur über Mühe und Anstrenung erreichbar ist?
Re: ho polemos panton men pater esti
Γραικίσκος schrieb am 24.09.2013 um 17:40 Uhr (Zitieren)
Das Zitat ist unvollständig - der Text geht noch weiter, und das muß man bei der Interpretation berücksichtigen; außerdem muß man ihn in den Kontext der anderen Aussagen Heraklits einbinden. Es geht um das Prinzip der Gegensätzlichkeit, des Konflikts, unter dessen Herrschaft wir uns bewähren müssen oder eben nicht bewähren. Es ist sicher mehr als der militärische Konflikt gemeint, der aber auch.
Re: ho polemos panton men pater esti
Φιλομαθής schrieb am 24.09.2013 um 22:19 Uhr (Zitieren)
Darauf, dass Heraklit hier ein allgemeines Prinzip des Dualismus (vielleicht ähnlich dem chin. Yin-Yang-Prinzip) kenntlich machen will, nicht etwa (bloß) von Auseinandersetzungen zwischen Menschen spricht, deutet auch eine Stelle in der Nikomachischen Ethik, wo sich ein ganz ähnliches Zitat findet. Aristoteles weist ausdrücklich darauf hin, dass dieses und die anderen Zitate aus dem Bereich der Natur- bzw. Weltbetrachtung (ἀνώτερον ἐπιζητοῦσι καὶ φυσικώτερον; τὰ ... φυσικὰ τῶν ἀπορημάτων) stammen (wie ja auch das Buch des Heraklit mit dem Titel "Über die Natur" versehen wurde).
[Aristoteles, Nikom. Ethik 1155b. Übers. Eugen Rolfes]
Re: ho polemos panton men pater esti
Γραικύλος schrieb am 16.12.2020 um 14:12 Uhr (Zitieren)
Über dieses Heraklit-Zitat habe ich heute nachgedacht und finde nun den klugen Kommentar von Φιλομαθής.
Es bleibt mir nicht mehr, als dieses Zitat einmal wörtlich anzuführen: