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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ψ und Φ (504 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 22.10.2013 um 13:13 Uhr (Zitieren)
Ψ und Φ stehen in der modernen Debatte um das Geist-Körper-Problem oft für das Psychische und das Physische.

Zu diesem Thema ist nun ein neues Buch erschienen, das insofern aus der Flut der Neuveröffentlichungen hervorsticht, als es
- von einem der bekanntesten lebenden Philosophen stammt und
- sich bewußt querstellt zur (beinahe) gesamten Tendenz der aktuellen Forschung:
Thomas Nagel
Geist und Kosmos
Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist
Berlin 2013
Suhrkamp

In der Fortsetzung seiner schon in den berühmt gewordenen Aufsätzen "Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?" und "Panpsychismus" vertretenen Ansicht behauptet Thomas Nagel, daß
- Ψ- und Φ-Phänomene toto genere voneinander verschieden sind, auch wenn sie nur gemeinsam und in rätselhafter Abhängigkeit voneinander auftreten,
- die herrschende materialistische und evolutionistische Denkweise nicht imstande ist, dieses Rätsel zu lösen,
- die Annahme der Existenz eines Schöpfergottes (intelligent design) dazu ebensowenig imstande ist,
- wir hier ein Forschungsprojekt für die kommenden Jahrzehnte haben, welches einen neuen und noch unbekannten Denkansatz erfordert.
(Natürlich argumentiert Nagel auch dafür. Ich will das hier nicht wiedergeben, sondern möchte zur Lektüre des Buches einladen.)

Wenn die Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik) alles über Fledermäuse und Menschen gesagt haben, was sie naturwissenschaftlich darüber sagen können, dann haben sie das Spezifische des Psychischen (Empfindung, Ansichten, Bewußtsein, Geist) noch nicht einmal berührt: die subjektive Perspektive eines Lebewesens.
Re: Ψ und Φ
arbiter schrieb am 23.10.2013 um 11:30 Uhr (Zitieren)
hört sich nach zweitem Aufguss an...
Dein Hinweis hat mich aber motiviert, bei Wikipedia den Qualia-Artikel zu lesen, der sich zwar auf meist älltere Literatur stützt, aber eine gute Einführung in den Problemkreis ist - wenn es sich denn um Probleme handeln sollte.
Das sog. Fledermaus-Problem ist doch eine Binse, ebenso wie die alltägliche Erfahrung, dass subjektives Erleben nicht wirklich kommunizierbar ist.
Es bleibt die Frage, was denn das "Erleben" neuronaler Prozesse wäre. Wir sind gewohnt bzw. haben gelernt, diese zu konzeptualisieren und mit bestimmten Bezeichnungen zu belegen; wenn dies nicht so wäre, könnte man denn dann überhaupt dieses Fass aufmachen ?
Re: Ψ und Φ
Γραικίσκος schrieb am 23.10.2013 um 12:33 Uhr (Zitieren)
Bis jetzt habe ich den Eindruck, daß Nagel die alten Gedanken aus seinem berühmten Fledermaus-Aufsatz weiterentwickelt, nämlich - siehe Untertitel - zu einer Kritik des Neodarwinismus.
Allerdings habe ich erst ein Drittel des Buches gelesen.
Daß ein Mensch im hohen Alter die Gedanken seiner jüngeren Tage weiterentwickelt, nicht aber mehr völlig neue Gedanken formuliert, dürfte so ungewöhnlich nicht sein.
Re: Ψ und Φ
Γραικίσκος schrieb am 23.10.2013 um 12:41 Uhr (Zitieren)
Daß die Sprache der Ψ-Phänomene einer bloß gewohnheits- oder konventionellen Praxis folgt und durch eine reine Φ-Sprache ersetzt werden könnte, ist eine alte These, die wohl letztlich auf Gilbert Ryle oder sogar auf Ludwig Wittgenstein zurückgeht. Bisher sind freilich alle Versuche, dieses Programm in die Praxis umzusetzen, gescheitert - gescheitert vor allem an dem Problem, wegen der Objektivität der Φ-Sprache die spezielle Beziehung, in der ich zu einem bestimmten Teilbereich der Φ-Phänomene stehe, nämlich meinem Leib, angemessen auszudrücken. Physikalisch sind alle Phänomene ontologisch und gnoseologisch gleichrangig; mein Leib ist aber in beiden Hinsichten etwas grundsätzlich von allen anderen Phänomenen Unterschiedenes. Mein Schmerz ist etwas fundamental anderes als der Schmerz anderer Menschen bzw. Lebewesen.
 
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