Γραικίσκος schrieb am 16.08.2009 um 18:27 Uhr (Zitieren)
Der Passow schreibt: "Verstellung, bes. verstellte, mir Bewusstseyn angenommene Unwissenheit, um damit einen Andern zu necken od. zu beschämen, Ironie, deren Sokrates sich bes. zur Abfertigung der Sophisten bediente ..."
[folgen Stellen bei Platon Aristoteles, Plutarch und Theophrast]
Der Pape schreibt: "Verstellung im Reden, wenn Einer sich stellt, als wisse er Etwas nicht, was er weiß, bekanntlich die gew. Waffe, mit der Sokrates die Sophisten bekämpfte ..."
[folgen Stellen bei Platon, Aristoteles, Plutarch und Theophrast]
Es scheint so, daß niemand sich vor Sokrates dieser Art zu reden bedient hat. Jedenfalls fällt mir kein älterer Text (sei es bei den Ägyptern, sei es bei Homer oder den Vorsokratikern) ein, der ironisch gehalten ist.
Was für eine bemerkenswerte Erfindung dieses Mannes Sokrates!
Es ist ja nicht nur, um jemanden lächerlich zu machen und bloßzustellen, da es auch Selbstironie gibt und ich Sokrates öfters im Verdacht habe, sich ihrer zu bedienen.
Macht sich, wer sich ironisch distanziert, unangreifbarer?
Re: εἰρωνεία
Γραικίσκος schrieb am 16.08.2009 um 18:38 Uhr (Zitieren)
Jesus jedenfalls ist als Typus komplett unironisch.
Am ehesten - sozusagen aus der Generation des Sokrates - ironisch ist der Chinese Dschuang Dsi (Tschuang Tse):
[Quelle: Tschuang-Tse, Reden und Gleichnisse. Deutsche Auswahl von Martin Buber. Zürich 1951, S. 124 f.]
Ich bin nicht sicher, aber auch bei Dschuang Dsi geht - wie bei Sokrates - um die Probleme des Wissens - ob wir überhaupt etwas wissen können. Außerdem spielt Dschuang Dsi hier mit der Ignoranz und Überheblichkeit des Hui-Tse ... wie Sokrates mit den Sophisten.