Gratuliere.
Ein Griff in die Bananenkiste bescherte mir unlängst Rüdiger Schapers
Die Odyssee des Fälschers, der Simonides Spuren in ganz Europa nachgeht. Den Mangel an biographischem Material im engeren Sinn gleicht er durch die Beleuchtung der psychologischen und historischen Voraussetzungen, die so eine Karriere erst möglich machten, aus.
Man erfährt einiges über das Original als heiligen Gral, die über antike Texte ausgetragenen Kämpfe europäischer Gelehrter, gewitzte Bibliothekare, naive Büchernarren, die von ihrem privaten
Museion träumen und sich so leicht düpieren lassen, deutsche Professoreneitelkeit und die Anfangsgründe moderner Paläographie und Textwissenschaften. Auch wie sich persönliche Ambitionen eines Ungeliebten und Missbrauchten, der versucht haben soll, seine Eltern zu vergiften, mit dem Bedürfnis einer verspäteten Nation, an deren Spitze ein bayerischer Philhellene steht, sich über die eigene große Vergangenheit zu behaupten, verquicken, wird in der Darstellung anschaulich.
Die
Symais, Simonides' erste große Bombe, liegt längst entschärft unbeachtet in Bibliotheken:
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/2S4CXHXTHNAOZWIIS3Z6MVBZUI4XQI7U
Dass man ihm jedoch zutraut, mit seinen Fälschungen noch die Gegenwart an der Nase herumzuführen, beweist die Kontroverse um den
Artemidor-Papyrus, die der italienische Philologe Luciano Canfora zu Beginn dieses Jahrhunderts auslöste:
http://www.welt.de/wissenschaft/article1809404/Artemidor-Papyrus-ist-doch-keine-Faelschung.html