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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Namen (762 Aufrufe)
Elisabeth schrieb am 28.11.2017 um 17:53 Uhr (Zitieren)
Gab es bei den Griechen auch mehrgliedrige Namen, also wie bei den Römern, Vorname, Gentilname, Cognomen?
Re: Namen
Φιλομαθής schrieb am 28.11.2017 um 18:32 Uhr (Zitieren)
Nein, bei den Griechen gab es nur einen Individualnamen, der, soweit ich weiß, vollkommen frei erfunden werden konnte. Zur Unterscheidung konnte man den Namen des Vaters im bloßen Genitiv dazusetzen, z. B. Σωκράτης Σωφρονίσκου, was wir dann aber normalerweise nicht mit "des Sophroniskos Sokrates", sondern mit "Sokrates, der Sohn des Sophroniskos" übersetzen.
Re: Namen
Elisabeth schrieb am 28.11.2017 um 18:39 Uhr (Zitieren)
Super, vielen Dank. Also ist es eher so, wie bei uns.?

Und die Römer, wie kamen die dann darauf? ;-)
Re: Namen
Φιλομαθής schrieb am 28.11.2017 um 19:37 Uhr (Zitieren)
Wie es scheint besaß die Zugehörigkeit zu einer Sippe bei den Römern einen gesellschaftlich viel höheren Stellenwert als bei den Griechen. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Römer nur rund anderthalb Dutzend Praenomina verwendeten (wovon ein Teil ursprünglich nichts weiter als Numerale war) und selbst diese in der Anrede kaum benutzten, kann man zu der Vermutung gelangen, dass individuelle Leistung in Rom eher niedriger veranschlagt wurde als in Athen.

Übrigens macht Jacob Burckhardt einige (wissenschaftlich wahrscheinlich völlig überholte) Ausführungen zu den Namen der Griechen, die ich ganz lesenswert finde:
Nun hatten auch andere Völker bedeutungsvolle Namen, z. B. die Perser, von denen bezeugt wird, daß ihre Namen sich auf ihre körperlichen Vorzüge und ihre Prachtliebe bezogen. Aber der des Griechen bedeutete in der Regel etwas mehr. Abgesehen davon, daß man in der Namengebung schlimme Omina zu vermeiden, gute zu wecken suchte, erhielt er durch den verbalen oder adjektivischen Bestandteil, der zu seiner Bildung verwandt wurde, eine aktivische Kraft, und diese Komposita, in deren Hervorbringung die Namengebung unerschöpflich war, indem Götter, Heroen, Personen und Dinge aller Art in Masse in sie aufgenommen wurden, zeigen große Schönheit. Zeitweise wirkte freilich auch die Mode ein. Z. B. zur Zeit der vornehmen Hippotrophie (des Haltens von Luxuspferden) wurden die Namen gerne mit Hippos (Pferd) komponiert, was bekanntlich Aristophanes schön verspottet, indem er seinen Strepsiades erzählen läßt, wie er sein Söhnchen nach dem väterlichen Großvater Pheidonides (Spärling) nennen wollte, der aristokratischen Mutter aber ein Name wie Xanthippos, Charippos, Kallippides im Kopfe steckte, und man sich zuletzt auf Pheidippides einigte. Mit der vollen Demokratie erscheinen dann die vielen an Volksversammlung und Volksrede erinnernden Namen auf -agoras: Aristagoras, Diagoras, Athenagoras u. a. und mit -demos: Charidemos, Nikodemos, Demosthenes u. a. Sehr merkwürdige Specialissima sind die ambitiosen, zum Teil geographischen Tendenznamen, welche Themistokles und Kimon ihren Kindern gaben. Die jenes hießen Archeptolis, Mnesiptolema, Italia, Sybaris, Nikomache, Asia; Kimons Söhne: Lakedaimonios, Eleios, Thessalos; auch die Töchter des korinthischen Admirals Adeimantos führten Namen, die sich auf siegreichen Kampf bezogen: Akrothinion, Nausinike, Alexibia. Ambitios klingt es ferner, wenn der ältere Dionys eine Tochter Sophrosyne und eine Arete, Pyrrhos eine Nereis, der Molosserkönig Neoptolemos eine Olympias und eine Troas hatte, oder wenn Namen wie Achilleus öfter gegeben wurden.

[Griechische Kulturgeschichte, Vierter Band, Neunter Abschnitt, I.]
Re: Namen
Elisabeth schrieb am 28.11.2017 um 20:25 Uhr (Zitieren)
Super, vielen herzlichen Dank für diese sehr lesenwerte Angabe.

Aber auch deine Deutung mit Individualität bei Griechen/Römern finde ich sehr Gedanken anregend.
 
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