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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Besinnliches zum göttlichen Salböl (560 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 23.08.2009 um 17:36 Uhr (Zitieren)
Gregor von Nyssa

Auslegung des Hohenliedes


Es ist wie bei den Krügen, aus denen das Salböl ausgeleert wurde und wo die Art des ausgegossenen Öles aus seinem eigenen Wesen unerkennbar bleibt: nur aus einem geringfügigen Etwas, das vom Duft im Krug zurückbleibt, bilden wir Vermutungen über das ausgeschüttete Salböl. Das ist es, was wir daraus lernen: Was das Salböl der Gottheit in seinem Wesen ist, liegt über alle Namen und Begriffe hinaus. Die im All erblickten Wunder bereiten den Stoff für die theologischen Namen, mit denen wir Gott weise, mächtig, gut, heilig, selig und ewig, Richter und Retter und anderes mehr nennen. All dies zeigt aber nur ein geringes Etwas von dem göttlichen Salböl an, das die ganze Schöpfung durch die in ihr sichtbaren Wunder nach Art eines Salbgefäßes in sich eingeprägt erhielt.

(Quelle: Texte der Kirchenväter. Zusammengestellt und herausgegeben von Alfons Heilmann. 5 Bände, München 1963; Bd. 1, S. 113)

Das ist doch mal eine mächtige Gegenrede zu dem von mir gerne vertretenen (griechischen) Pessimismus! Uns fehlt bisher hier die Stimme der griechischen Kirchenväter. (Fehlt uns hier im Grunde die Stimme von Ἵλδε?)

Ich meinerseits möchte ja fragen, ob man dieses Naturverständnis in Kenntnis der darwinistischen Erkenntnisse (struggle for life, survival of the fittest) noch aufrechterhalten kann. Oder, wie Schopenhauer es sagt: "Zu sehn sind diese Dinge [sc. der Natur] freilich allerliebst; sie zu seyn ist etwas ganz Anderes."
Re: Besinnliches zum göttlichen Salböl
Γραικίσκος schrieb am 23.08.2009 um 19:27 Uhr (Zitieren)
Ich meine: Verträgt sich die Idee von der Schönheit der Schöpfung ("Schönheit": die Sprache des Anblicks) mit dem, 1. was wir in ihr erleben und 2. dem, was die Biologie dazu sagt?
M.a.W.: Ich kritisiere an Gregor, daß er die Schöpfung wie ein Bild behandelt, nicht wie ein in ihr Lebender.
Re: Besinnliches zum göttlichen Salböl
ανδρέας schrieb am 23.08.2009 um 19:33 Uhr (Zitieren)

Tja, das Problem haben alle , die nichts streng wissenschaftlich beweisen können:

Die Interpretation steht bereits fest, es muss nur das passende Bild -möglichst anschaulich - gefunden werden. Daher die vielen Gleichnisse.
Beweise - für wie gegen - hat noch keiner gefunden. Vermutungen müssen daher möglichst gefällig gestaltet werden.
Damit können dann alle gut leben, was sozial gesehen, ja auch in Ordnung ist (etwas pragmatisch, aber wenigstens das Wort ist griechisch)
Re: Besinnliches zum göttlichen Salböl
Γραικίσκος schrieb am 23.08.2009 um 19:39 Uhr (Zitieren)
Du meinst, Gregors Standpunkt könnte - wahr oder nicht - pragmatisch funktionieren? Man sollte in der Welt leben, als ob sie schön wäre?
Das wäre sicher ein fröhlicheres Leben. Andererseits ...: "Selig sind die Hoffnungslosen, denn sie können nicht enttäuscht werden." (Aleister Crowley)
Re: Besinnliches zum göttlichen Salböl
Γραικίσκος schrieb am 23.08.2009 um 20:03 Uhr (Zitieren)
Wie wird das hier eigentlich als Thema beurteilt: die griechischen Kirchenväter? Interessiert das? Soll ich da weiter blättern? Oder ist das zu fromm?
Ist jedenfalls eine ganz neue Kiste für uns.
Re: Besinnliches zum göttlichen Salböl
ανδρέας schrieb am 23.08.2009 um 20:08 Uhr (Zitieren)

Gregor geht vor wie ein Forensiker, der aus geringen Spuren auf den Hergang schließt: die Schöpfung.
Allerdings spekuliert er nur, denn er benutzt nur ein Gleichnis. Sein Salböl ist der Zipfel von dem er seine Religion ableitet und seine Hoffnung, denke ich.
Mit pragmatisch wollte ich meine etwas nüchterne und despektierlich miszuinterprtierende Aussage ein wenig abschwächen, nunja (Beweise gibt es nunmal in keiner Religion, muss auch nicht sein, wenn es den gesellschaftlichen Konsens befördert)
Re: Besinnliches zum göttlichen Salböl
ανδρέας schrieb am 23.08.2009 um 20:12 Uhr (Zitieren)

Ja, das Thema ist sehr interessant. Wir leben ja noch immer im christlichen Abendland - die Grundlagen sollte man doch kennen, egal wie man zu einigen Themen steht (manche Leute regen sich in Berlin schon auf, weil eine Dachrinne einem Kreuz ähnelt, tstststs)
Re: Besinnliches zum göttlichen Salböl
Γραικίσκος schrieb am 23.08.2009 um 21:27 Uhr (Zitieren)
Ein wenig verwandt ist den Kirchenvätern das Thema Γνῶσις. Das haben wir auch beinahe noch gar nicht berührt hier im Forum.
Uih, das wird aber beides religiös ... und ohne greifbare (wissenschaftliche) Grundlage.
Re: Besinnliches zum göttlichen Salböl
ανδρέας schrieb am 23.08.2009 um 21:53 Uhr (Zitieren)
Das ist ja auch kein Wissenschaftsforum.
Was Menschen denken sagt manchmal recht viel über den Menschen aus ... was übrigens wissenschaftlich auch interessant ist.
Petrus Damiani meinte, die Philosophie dürfe zur Erklärung von Glaubenswahrheiten herangezogen werden, müsse sich aber im Zweifelsfall immer der Theologie unterordnen.
Heute würde man wohl sagen "political correctness" ... Gedanken sind frei, aber der Rest ist manchmal Glücksache. Hochinteressant ist zumindest, wie leicht Menschen zu manipulieren sinfd und wem sie das Denken überlassen. Man sollte viele Bezüge haben, um sich zurecht zu finden,nunja
Re: Besinnliches zum göttlichen Salböl
Γραικίσκος schrieb am 25.08.2009 um 17:20 Uhr (Zitieren)
Zur Patrologia Graeca und zur Γνῶσις folgt später etwas. (Gestern,) heute und morgen komme ich nicht dazu.
 
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