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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Wie könnte es anders sein? (733 Aufrufe)
Φιλομαθής schrieb am 01.05.2018 um 15:13 Uhr (Zitieren)
Χείματος ἠνεμόεντος ἀπ᾽ αἰθέρος οἰχομένοιο
πορφυρέη μείδησε φερανθέος εἴαρος ὥρη,
γαῖα δὲ κυανέη χλοερὴν ἐστέψατο ποίην
καὶ φυτὰ θηλήσαντα νέοις ἐκόμησε πετήλοις.
οἱ δ᾽ ἁπαλὴν πίνοντες ἀεξιφύτου δρόσον Ἠοῦς 5
λειμῶνες γελόωσιν ἀνοιγομένοιο ῥόδοιο.
χαίρει καὶ σύριγγι νομεὺς ἐν ὄρεσσι λιγαίνων
καὶ πολιοῖς ἐρίφοις ἐπιτέρπεται αἰπόλος αἰγῶν.
ἤδη δὲ πλώουσιν ἐπ᾽ εὐρέα κύματα ναῦται
πνοιῇ ἀπημάντῳ Ζεφύρου λίνα κολπώσαντες. 10
ἤδη δ᾽ εὐάζουσι φερεσταφύλῳ Διονύσῳ
ἄνθεϊ βοτρυόεντος ἐρεψάμενοι τρίχα κισσοῦ.
ἔργα δὲ τεχνήεντα βοηγενέεσσι μελίσσαις
καλὰ μέλει καὶ σίμβλῳ ἐφήμεναι ἐργάζονται
λευκὰ πολυτρήτοιο νεόρρυτα κάλλεα κηροῦ. 15
πάντῃ δ᾽ ὀρνίθων γενεὴ λιγύφωνον ἀείδει,
ἀλκυόνες περὶ κῦμα, χελιδόνες ἀμφὶ μέλαθρα,
κύκνος ἐπ᾽ ὄχθαισιν ποταμοῦ καὶ ὑπ᾽ ἄλσος ἀηδών.
εἰ δὲ φυτῶν χαίρουσι κόμαι καὶ γαῖα τέθηλεν,
συρίζει δὲ νομεὺς καὶ τέρπεται εὔκομα μῆλα 20
καὶ ναῦται πλώουσι, Διώνυσος δὲ χορεύει
καὶ μέλπει πετεεινά καὶ ὠδίνουσι μέλισσαι,
πῶς οὐ χρὴ καὶ ἀοιδὸν ἐν εἴαρι καλὸν ἀεῖσαι;

[Meleagros zugeschrieben, Anthologia Graeca 9, 363]

Da der stürmische Winter vom Himmel gewichen ist, | beginnt die rosige Zeit des blumenbringenden Frühlings zu lächeln, | beginnt die schwarze Erde, sich mit grünem Kraut zu bekränzen | und die sprießenden Bäume mit neuem Laub zu schmücken. | 5 Die Wiesen aber lachen, da sie den milden Tau der pflanzennährenden Eos trinken, | während die Rose sich öffnet. | Auch der Schäfer in den Bergen freut sich auf seiner Syrinx flötend, | und der Ziegenhirt erfreut sich an den grauen Geißlein der Ziegen. | Schon fahren die Schiffer über die weiten Wogen hin, | 10 die Segel gebauscht vom harmlosen Hauch des Zephyr. | Schon jauchzt man dem Traubenbringer Dionysos zu, | das Haar mit der Blüte des doldenreichen Efeus bekränzt. | Die stierentsprossenen Bienen aber betreiben ihre kunstvollen Werke | in erwünschter Weise und errichten im Bienenstock sitzend | 15 das weiße, frisch befüllte Wunderwerk aus vielfach durchlöchertem Wachs. | Überall aber singt das helltönende Volk der Vögel, | nahe den Wogen die Halkyonen, rings um das Haus die Schwalben, | am Flussufer der Schwan und im Hain die Nachtigall. | Wenn nun das Laub der Bäume sich freut und die Erde erblüht ist, | 20 der Schäfer die Syrinx spielt und sich erfreut an seinen wollreichen Schafen | und die Schiffer ausfahren, Dionysos aber seinen Reigen tanzt | und die Gefiederten singen und die Bienen ihre Werke hervorbringen, | wie könnte es anders sein, als dass auch ein rechter Sänger im Frühling singt?
Re: Wie könnte es anders sein?
Γραικίσκος schrieb am 02.05.2018 um 20:37 Uhr (Zitieren)
Ich kann es mir nicht anders vorstellen, als daß der Frühling die Menschen schon fasziniert, seit sie Afrika verlassen haben. Nur konnten sie das damals noch nicht so schön artikulieren - und schön ist es.
Re: Wie könnte es anders sein?
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 03.05.2018 um 08:35 Uhr (Zitieren)
Das Frühjahr ist auch für mich die schönste Jahreszeit. Hier in den Bergen insbesondere durch die Schneeschmelze ... und plötzlich blüht dann alles auf. Meine Lieblingsblume im Frühjahr ist Soldanella alpina https://de.wikipedia.org/wiki/Alpen-Soldanelle
In der Reclam-Auswahl (Anthologia Graeca/N. Holzberg) ist das schöne Gedicht leider nicht enthalten.
Re: Wie könnte es anders sein?
Φιλομαθής schrieb am 23.05.2018 um 17:26 Uhr (Zitieren)
Die im Gedicht erwähnte Blüte des Efeu muss man wohl unter poetischer Freiheit verbuchen, denn im Frühling fallen, wie man derzeit feststellen kann, die reifen Beeren von den Efeuranken. Tatsächlich findet man blühenden Efeu nur im Herbst. Auch bei den singenden Halkyonen und Schwänen scheint es sich eher um poetische Topoi als um Reflexe unmittelbaren Naturerlebens zu handeln. Angesichts des Bienenmotivs wird man sich ohnehin an die enge Verbindung von Bienen und Dichtung erinnern, die in der Antike hergestellt wurde (z. B. bei Platon, Ion 534a).

Gewisse motivische Ähnlichkeiten kann man übrigens in Paul Gerhardts am Ausgang des Dreißigjährigen Krieges entstandenes Geh aus mein Herz und suche Freud wiederfinden, das wohl ebenfalls mehr Symbol- als Naturgedicht im modernen Sinn ist:

1. Geh aus / mein hertz / und suche freud
In dieser lieben sommerzeit
An deines Gottes Gaben:
Schau an der schönen gärten zier,
Und siehe / wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.

2. Die bäume stehen voller laub /
Das erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen kleide.
Narcissus und die Tulipan,
Die ziehen sich viel schöner an /
Als Salomonis seyde.

3. Die lerche schwingt sich in die luft /
Das täublein fleugt aus seiner kluft
Und macht sich in die wälder.
Die hochbegabte nachtigal
Ergötzt und füllt mit ihrem schall
Berg / hügel / thal und felder.

[...]

5. Die bächlein rauschen in dem sand /
Und mahlen sich in ihrem rand
Mit schattenreichen myrthen /
Die wiesen ligen hart dabey /
Und klingen gantz vom lustgeschrey
Der schaf und ihrer hirten.

6. Die unverdroßne bienenschaar
Fleucht hin und her / sucht hie und dar
Ihr edle honigspeise.
Des süssen weinstocks starcker saft
Bringt täglich neue stärck und kraft
In seinem schwachen reise.

[...]

8. Ich selbsten kan und mag nicht ruhn,
Des grossen Gottes grosses thun
Erweckt mir alle Sinnen /
Ich singe mit / wenn alles singt /
Und lasse / was dem Höchsten klingt /
Aus meinem hertzen rinnen.

[...]
 
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