Plutarch über Atheismus und Aberglaube (657 Aufrufe)
John schrieb am 27.08.2009 um 11:23 Uhr (Zitieren)
(Plutarch, Moralphilosophische Schriften, ausgew., übers. und hgg. von Hans-Josef Klauck, Reclam 1997)
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass Plutarch so gar nicht in mein Schema von antiker Religiosität passen will. Immerhin: Er wurde später als christlicher Denker gedeutet (!), was natürlich ein wirklich frommer Wunsch war. Interessant finde ich es, wie gesagt, allemal, dass er solche Sätze formulieren kann. Hier finden sich sogar jüdische Glaubensauffassungen, wobei Plutarch an anderer Stelle das Halten des Sabbat gegen die "althergebrachte Würde" problematisiert.
Re: Plutarch über Atheismus und Aberglaube
Γραικίσκος schrieb am 27.08.2009 um 18:10 Uhr (Zitieren)
Theologisch oder historisch gesehen, sind Plutarchs Gedanken wirklich erstaunlich und in der Antike einzigartig.
Philosophisch ist er nach Schopenhauer, Feuerbach, Marx, Nietzsche und - um das 20. Jahrhundert hinzuzufügen - Carnap ("Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache") und Wittgenstein, meinetwegen auch Heidegger, nicht mehr auf dem Stand der Diskussion.
Das hängt sicherlich damit zusammen, daß das, wogegen sich Plutarch wendet, die antike polytheistische Idolatrie - die Götter von Kupferschmieden und Wachsbildnern -, heute nicht mehr aktuell ist (falls ich mich nicht irre).
Ich weiß nun nicht, wie du ihn auffassen willst: als historisch interessantes Phänomen der Antike oder als aktuellen Autor.
Für den Diskussionsstand empfehle ich Dir:
Contemporary Debates in Philosophy of Religion. Edited by Michael L. Peterson and Raymond J. Vanarragon. Blackwell Publishing 3rd Edition 2005.
Empfehlenswert auch: John Leslie Mackie, Das Wunder des Theismus. Argumente für und gegen die Existenz Gottes. Stuttgart 1985
Aber wie gesagt, das setzt eine systematische Fragestellung voraus und paßt nicht, wenn man antike Autoren nur historisch (geistesgeschichtlich) interpretiert. Außerdem sind meine Hinweise natürlich philosophischer, nicht theologischer Natur.