Wurde Troja von den Griechen nicht erobert? (545 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 10.12.2018 um 13:02 Uhr (Zitieren)
Seine steile These, Troja sei nicht von den Griechen erobert worden, beginnt Dion Chrysostomos (Rede 11) mit diesem wirklich hintersinnigen Satz.
Dem Anschein nach möchte er ja bei seinen Zuhörern eine Offenheit für eine neue, ihnen unvertraute Behauptung erzeugen, indem er ihnen im folgenden klarmacht, sie seien über Troja bisher falsch informiert worden; doch wenn man an die eigentliche Absicht des Sophisten denkt, bekommt der Satz noch einen anderen Sinn: geradezu als Warnung vor sich selbst.
Falls Ihr dieser Interpretation zustimmt, ist das ein Kandidat für unseren Paradoxien-Thread.
Re: Wurde Troja von den Griechen nicht erobert?
Φιλομαθής schrieb am 10.12.2018 um 21:34 Uhr (Zitieren)
Das wäre ein recht subtiler Versuch, seine Hörer zu emanzipieren, subtiler jedenfalls als der Zarathustras, wenn er sagt: "Wahrlich, ich rathe euch: geht fort von mir und wehrt euch gegen Zarathustra! Und besser noch: schämt euch seiner! Vielleicht betrog er euch." (KSA 4, S. 101)
Re: Wurde Troja von den Griechen nicht erobert?
Γραικίσκος schrieb am 12.12.2018 um 11:22 Uhr (Zitieren)
Zarathustra alias Nietzsche macht das zweifellos drastischer und wird höchstens noch von dem Imperativ des Zen-Buddhismus übertroffen: "Wenn du dem Buddha begegnest, töte den Buddha!"
Sicherlich gehört auch die 'Große Vierfache Verneinung' Buddhas in diesen Zusammenhang.
Re: Wurde Troja von den Griechen nicht erobert?
Γραικίσκος schrieb am 12.12.2018 um 11:32 Uhr (Zitieren)
Offen und ohne Ironie wird diese Selbstdementierung eines spirituellen Meisters in der Rede des Buddha an die Salher (aus dem Pali-Kanon) ausgedrückt:
Re: Wurde Troja von den Griechen nicht erobert?
Γραικίσκος schrieb am 12.12.2018 um 11:37 Uhr (Zitieren)
Die Frage, inwieweit auch Dion Chrysostomos diese Selbstdementierung bewußt eingesetzt hat, wird dadurch natürlich nicht beantwortet.