Γραικίσκος schrieb am 29.12.2018 um 16:23 Uhr (Zitieren)
Hier bie der Sphinx ist die Lösung zu bekannt, als daß man für uns noch von einem Rätsel sprechen könnte:
Aber woher stammt die berühmte Metapher bzw. Analogie mit den Tageszeiten (morgens - mittags - abends)?
Bei Sophokles ist der Wortlaut des Rätsels nicht überliefert - er setzt es als bekannt voraus.
Re: ὥρα ἡμῖν ζητεῖν τι καὶ περὶ γρίφων #4
Γραικίσκος schrieb am 05.01.2019 um 21:02 Uhr (Zitieren)
Ich wäre immer noch dankbar, wenn jemand erklären könnte, woher die Analogie mit den Tageszeiten stammt; in antiken Quellen kann ich sie nicht finden.
Re: ὥρα ἡμῖν ζητεῖν τι καὶ περὶ γρίφων #4
Φιλομαθής schrieb am 06.01.2019 um 21:13 Uhr (Zitieren)
Allen bei Konrad Ohlert (Rätsel und Rätselspiele der alten Griechen*, Berlin ²1912, S. 24 ff.) erwähnten antiken, griechischen Varianten des Sphinxrätsels fehlt diese Verbindung von Lebensalter und Tageszeit. Die Metapher selbst (ohne Sphinxrätsel) findet man freilich. So wird Empedokles von Aristoteles mit den Worten τὸ γῆρας ἑσπέραν βίου ἢ δυσμὰς βίου zitiert (Poetik 21, 1457b 24 f.).
Zumindest kann man sagen, dass nicht erst Gustav Schwab die Tageszeiten-Metapher in das Rätsel gebracht hat. Ohlert (a. O., S. 27) führt eine frühneuhochdeutsche Fassung aus dem 15. Jh. an. Daneben findet man aus allen über die Google-Books-Suche zugänglichen Epochen (also seit der Zeit um 1500) lateinische Fassungen wie Quod animal est mane quadrupes, meridie bipes, vespere tripes?**
Die antiken Ursprünge, sollte es sie geben, liegen aber, wie es aussieht, im Dunkeln.
Γραικίσκος schrieb am 07.01.2019 um 12:51 Uhr (Zitieren)
Oh, herzlichen Dank. Wir werden es dann wohl von Gustav Schwab haben.
Re: ὥρα ἡμῖν ζητεῖν τι καὶ περὶ γρίφων #4
Γραικίσκος schrieb am 09.01.2020 um 23:28 Uhr (Zitieren)
Hier ist die Version von Gustav Schwab:
(Die schönsten Sagen des klassischen Altertums. 3 Bde. Leipzig, 200. Tausend/24. Auflage 1894; Bd. 1, S. 258)
Da taucht nun die Metapher für die Lebensalter auf, die so den antiken Vorlagen nicht entspricht.
Re: ὥρα ἡμῖν ζητεῖν τι καὶ περὶ γρίφων #4
Γραικίσκος schrieb am 09.01.2020 um 23:48 Uhr (Zitieren)
Übersetzung der Quellen:
1. Apollodor: [Das Rätsel war folgendes:] Was ist es, das eine einzige Stimme hat und bald vierfüßig, bald zweifüßig, bald dreifüßig ist?
2. Athenaios: [Vom Rätsel der Sphinx sagt Asklepiades in seinen Themen der Tragödie, es habe so gelautet:]
Wandelt auf Erden ein Wesen auf zweien und vieren und dreien,
redet mit einer Stimme, verändert allein sich von allem,
was sich zu Lande bewegt, zu Wasser und hoch in den Lüften.
Ist ihm die Anzahl der Füße, auf denen es wandelt, am größten,
dann ist die Schnelle der Glieder am allergeringsten zu nennen.
3. Diodorus Siculus: Was ist als dasselbe zweifüßig, dreifüßig und vierfüßig?