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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Geheime Botschaften (638 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 05.01.2019 um 17:59 Uhr (Zitieren)
Unter den Geheimschriften u.ä., die Aeneas Tacticus aus der Antike in seinen Poliorketika Kap. 31 überliefert, ist eine, wie ich meine, sehr pfiffige:
Histaios wollte dem Aristagoras kundtun, er solle abfallen, vermochte ihm dies aber auf keine andere Weise mitzuteilen, da die Straßen beaufsichtigt wurden und es nicht leicht war, heimlich einen Brief herzustellen. Er schor daher dem treuesten seiner Sklaven den Kopf kahl, tätowierte Zeichen darauf und behielt ihn bei sich, bis die Haare wieder gewachsen waren. Als sie gewachsen waren, schickte er ihn aufs Schnellste nach Miletos und trug dem Gezeichneten nichts weiter auf, als dass er, sobald er nach Miletos zu Aristagoras gekommen wäre, diesem sagen solle, er solle ihn kahl scheren und auf seinen Kopf sehen. Die Zeichen aber gaben an, was er zu tun hatte.

(Aineias/Aeneas Tacticus: Poliorketika/Stadtverteidigung XXXI 28, in der Übersetzung von Kai Brodersen)

Auf diese Art dauert es halt eine Weile, aber der Gegner kommt nicht leicht darauf.
Die meisten Ratschläge des Aineias laufen auf das geschickte Verstecken der Botschaft hinaus.
Re: Geheime Botschaften
Titus schrieb am 06.01.2019 um 07:13 Uhr (Zitieren)
Auf solch eine Idee muss man erst mal kommen.
Nicht schlecht.
Re: Geheime Botschaften
Φιλομαθής schrieb am 06.01.2019 um 15:15 Uhr (Zitieren)
So ganz verstehe ich noch nicht, weshalb man dem Boten die Nachricht nicht einfach in mündlicher Form anvertrauen konnte, aber originell ist die Methode sicherlich. Die Geschichte stammt übrigens aus dem fünften, nach der Muse Terpsichore benannten Buch der Historien des Herodot (Kap. 35).
Re: Geheime Botschaften
οὔτις schrieb am 06.01.2019 um 15:59 Uhr (Zitieren)
Der Bote durfte die Botschaft nicht kennen (konnte sie ja selbst nicht lesen), um sie ggf unter Zwang nicht zu verraten.

Eventuell auch eine Erfindung zur Erheiterung...
Re: Geheime Botschaften
Γραικίσκος schrieb am 06.01.2019 um 16:00 Uhr (Zitieren)
Oja, von Herodot stammt diese Geschichte. Danke für den Hinweis.

Deine Bedenken kann ich verstehen. Gedacht habe ich mir, daß auf diese Weise der Sklave selbst in Unkenntnis des Inhalts der Botschaft, die er trägt, gehalten werden kann. Doch was nützt das, wenn er - etwa unter Folter - gesteht, daß sich irgendeine Nachricht auf seinem eigenen Kopf befindet?
Natürlich ist diese Art der Übermittlung der in einem versiegelten Brief vorzuziehen, weil ein Brief leichter zu entdecken ist.
Der Sklave ist prima facie nicht als Bote zu erkennen; doch das gilt natürlich auch dann, wenn er die Botschaft mündlich überbringt.

Aineias scheint insgesamt von den Möglichkeiten, Botschaften zu verstecken, fasziniert zu sein.
Re: Geheime Botschaften
οὔτις schrieb am 06.01.2019 um 16:11 Uhr (Zitieren)
Angesichts des großen Hacker-Angriffs sollte man sich das näher ansehen, trotz der Zeitverzögerung und der zunehmenden Anzahl vor Glatzköpfigen zB im Regierungsviertel Berlins.
Re: Geheime Botschaften
Γραικίσκος schrieb am 06.01.2019 um 17:19 Uhr (Zitieren)
So kommt es auch dazu, daß wieder vermehrt klassische Schreibmaschinen verwendet werden.

***

Der Hintergrund des hier geschilderten Falles:
Aristagoras, der Vetter und Schwiegervater des Histaios, verwaltete für diesen, der vom persischen Großkönig Dareios I. in Susa festge-halten wurde, die Herrschaft in der kleinasiatischen Hafenstadt Mi-let. Histaios will aus Susa den Aristagoras in Milet darüber infor-mieren, daß die Zeit für einen Aufstand gegen die persische Herrschaft gekommen sei. Der sog. Ionische Aufstand brach dann 499 v.u.Z. aus. Der Umstand, daß er von den Griechen unterstützt wurde, führte später zum Feldzug des Dareios gegen die Griechen.

Die Herodot-Stelle V 35:
So hatte Aristagoras dem Artaphernes sein Versprechen nicht erfüllen können. Dazu bedrückte ihn der Aufwand für das Heer, den man von ihm einforderte; und außerdem war ihm nicht wohl wegen der Mißerfolge des Heeres und seines Streits mit Megabates; er ahnte, daß es ihn seine Herrschaft in Milet kosten könnte. Aus all diesen Befürchtungen heraus erwog er einen Abfall. Dazu war gerade damals auch jener Bote mit den Schriftzeichen auf dem Kopf aus Susa eingetroffen, den Histaios geschickt hatte; der gab durch Zeichen zu verstehen, Aristagoras solle vom König abfallen. Histaios sah nämlich kein anderes sicheres Mittel, Aristagoras zum Abfall zu ermutigen; denn alle Wege waren besetzt. Er ließ also seinem getreuesten Sklaven den Kopf glatt rasieren, Zeichen darauf schreiben, das Haar wieder wachsen und schickte ihn dann nach Milet. Er gab ihm keinen anderen Auftrag als den, Aristagoras in Milet zu bitten, ihm das Haar scheren zu lassen und dann auf seinen Kopf zu sehen. Die Schriftzeichen aber forderten, wie ich schon vorher gesagt habe, zum Abfall auf. Das tat Histaios, weil er in Susa festgehalten wurde und darüber sehr traurig war. Wenn es zu Unruhen käme, dürfte er mit Sicherheit hoffen, daß man ihn an die Meeresküste entlassen werde. Unternehme Milet aber nichts, so konnte er damit rechnen, niemals wieder ans Meer zurückzukehren.

Artaphernes und Megabates waren Brüder Dareios' I., der erstgenannte Satrap in Sardes.
 
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