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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Eine Frage zum Koloß von Rhodos (1930 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 31.08.2009 um 18:28 Uhr (Zitieren)
Ein griechischer Schüler, mehrfach in Rhodos gewesen, hat heute in einem Referat behauptet, der Koloß von Rhodos habe aller Wahrscheinlichkeit nach breitbeinig über der Hafeneinfahrt gestanden, so daß die Schiffe unter ihm durch in den Hafen einfahren konnten.
So seien auch die Souvenirs konstruiert, die man auf Rhodos massenhaft kaufen könne.

Ich habe aus Gründen der Statik schwere Bedenken angemeldet.
Ist das nicht eine Frage, zu der uns unser διψαλέος kundige Auskunft geben kann?
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 01.09.2009 um 10:54 Uhr (Zitieren)
Eine Physiklehrerin meinte zu meiner Überraschung, die Statik einer solchen Statue sei kein Problem, denn der Druck werde in die gespreizten Beine gelenkt wie bei einer Kuppel.
Viel Fachsprache war dabei, aber klar verstanden habe ich, daß sie den Koloß in dieser Form für möglich hält.

Allerdings haben spätere Autoren (lange hat der Koloß ja nicht gestanden) berichtet, sie hätten die Überreste noch liegen gesehen. Hätte der Koloß aber über der Hafeneinfahrt, also über Wasser gestanden, hätten seine Teile doch ins Meer stürzen müssen und nicht sichtbar herumliegen können, oder?
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
διψαλέος schrieb am 01.09.2009 um 12:36 Uhr (Zitieren)
tja....
möglich wäre es schon......
In der Literatur werden verschiedene Methoden
diskutiert.
Der wikipedia-Artikel
http://de.wikipedia.org/wiki/Koloss_von_Rhodos

Meiner Meinung nach ist nicht so sehr die Bodengründung, also die vertikale Statik, das Problem, sondern der frontale Winddruck, der horizontal auf ein Zweilager wirkt.
(der Kolosss müsste sozusagen ein drittes "Standbein" erhalten haben, wenn wir davon ausgehen, daß die Statue normale menschliche Proportionen gehabt hatte.)
Eine andere Möglichkeit wär es, den Schwerpunkt sehr tief zu legen, z.B. die Beine komplett solide, d.h. ohne Hohlräume auszuführen, sozusagen als zweigeteiltes Fundament bis zum Becken, darüber dann einen Hohltorso und dem Koloss Schuhgröße 49+ zu verpassen...

Man stelle sich den Eiffelturm halbiert vor
(dann hat man im unteren Drittel sozusagen auch einen Bogen)
Das Eisengerüst wird dann mit Blechen verkleidet, die die Form eines menschlichen Körpers bilden.

Leider wissen wir viel zu wenig.

Nur soviel, daß die Altvorderen erstaunliche Techniken für ihre damalige Zeit und mathematisch-physikalischen Möglichkeiten hatten..

Ich für mich selbst glaube, der Koloss hatte in etwa die Haltung der New Yorker Freiheitsstatue, also eine durchgängige vertikale Mittelachse.
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
διψαλέος schrieb am 01.09.2009 um 12:49 Uhr (Zitieren)
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 01.09.2009 um 13:30 Uhr (Zitieren)
Das war mal eine solide Information, mit der ich morgen in den Unterricht werde gehen können. Danke, διψαλέος!
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
διψαλέος schrieb am 01.09.2009 um 18:24 Uhr (Zitieren)
Ergänzung:
Wenn man davon ausgeht, daß 21 t Erz verbaut wurde und das spezifische Gewicht ca. 8,7 g/cm³ betrug,
dann hatte der Metallklotz nur ein Volumen von ca. 2,42 m² (ein Würfel mit einer Kantenlänge von ca. 1,34 m!)
Das heißt, wenn es gegossene Einzelteilen waren, waren sie außergewöhnlich dünn, eine tolle technische Leistung!

Oder, anschaulich:
Eine massive Bronzestange von 35 m Höhe und ca. 30 cm Durchmesser...

Wenn man jetzt Leonardo da Vincis vitruvianischen Menschen als Vorlage für die Proportionen nehmen und die Einzelteile berechnen würde..
aber, das bezahlt mir ja keiner...
;-)
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 01.09.2009 um 19:08 Uhr (Zitieren)
Da weiß ich jetzt noch nicht, wie ich das den Schülern rüberbringen soll. Unser Thema ist Technik im Altertum. Wie wird sie eingesetzt? Aus welchen Gründen? Und welche Rolle spielen dabei Höchstleistungen?
Wie ich das in diesem Falle sehe, liegt die tolle Leistung darin, eine derart große Gestalt mit dermaßen wenig Metall herzustellen?
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
διψαλέος schrieb am 01.09.2009 um 19:36 Uhr (Zitieren)
@Γραικίσκος,
überfordere Deine Schüler nicht.....
bzw.
unsere Schulen sind überfordert.
Das Wissen, das die Schulen heute im Vergleich zu unserer Zeit oder der Zeit unserer Eltern/Großeltern vermitteln sollen, hat sich bestimmt verdreifacht.
Heute muß die Schule m.M. nach lehren, das Lernen zu lernen.(Man muß nicht alles wissen, sondern lernen, zu wissen und zu können, wie man sich etwas aneignet.)

Es ist einfach zu viel Stoff!
(Gut, Lateinunterricht, da hat sich seit 100 Jahren nichts verändert, weder Stoff noch Anforderung, sag ich mal so...)
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 01.09.2009 um 20:23 Uhr (Zitieren)
überfordere Deine Schüler nicht ...

Keine Sorge. Wir machen Geschichte mit viel Spaß und lassen das Lachen nicht zu kurz kommen.
Heute z.B.:
Ich: "Wo bekommt man so viel Schutt her, um die Rampen beim Bau der Pyramiden zu errichten?"
Schüler: "Aus dem Baumarkt?"
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 01.09.2009 um 21:54 Uhr (Zitieren)
Und beim Lateinunterricht haben sich, so ist mein Eindruck, die Anforderungen in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Nach unten.
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 01.09.2009 um 21:56 Uhr (Zitieren)
Vom Griechischunterricht schwiegen wir, ja?
Wie schaut's aber in Mathe & Physik aus? Das weiß ich nicht.
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
διψαλέος schrieb am 01.09.2009 um 22:05 Uhr (Zitieren)
Mathe, Physik, Bio, Geschichte, Deutsch (Literatur), Informatik:
Diese Fächer haben doch in den letzten Jahrzehnten eine Fülle an Stoff gewonnen,
wobei ich allerdings bei meinen Kindern beobachtet habe,
daß die Anforderungen andere waren als zu meiner Zeit..
Der Stoff (den man lernen muß) ist umfangreicher,
aber die Qualität , die Tiefe, hat abgenommen.
(mein subjektiver Eindruck,
kann auch daran liegen, daß mein Gymnasium bzw. Oberschule sich als Elite-Schule verstand.
Altes System, kein Kurssystem, noch so richtig ala prussien)
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 01.09.2009 um 22:13 Uhr (Zitieren)
Ach ja, in Bio ist - seit meiner Schulzeit - Biochemie dazugekommen. Harter Stoff.
Informatik gab's ja nichtmal.
Aber Geschichte? Da herrscht seit der Einführung des G8-Abiturs eine große Verunsicherung, weil man uns ein ganzes Jahr Geschichtsunterricht genommen hat. Das muß mit Stoffreduzierung erkauft werden. Politiker reden dann gerne von 'Verschlankung' oder 'Entrümpelung' ... also ob wir vorher fettes Gerümpel unterrichtet hätten.
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
διψαλέος schrieb am 01.09.2009 um 22:37 Uhr (Zitieren)
apropos Sprachen:
wie ist es eigentlich mit Englisch?
mit meinem Schul-Englisch kann ich nichts mehr anfnagen.
Unterrichtet werden müsste doch Informatik-Englisch, bzw. Wirtschafts-Englisch.
Ich habe noch Vokabeln gelernt, die ich niemals gebraucht habe.

Apropos "Eros",
in der frühen Mythologie
Am Beginn der Zeit entsteht er zusammen mit Gaia und Tartaros und aus der gähnenden Leere, dem Chaos.


Eros als Voraussetzung und Triebfeder der Fortpflanzung und damit der Evolution,
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
διψαλέος schrieb am 01.09.2009 um 22:38 Uhr (Zitieren)
ups..
mein letzter Beitrag gehört eigentlich in den Erotik-Thread...
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 02.09.2009 um 20:51 Uhr (Zitieren)
Rückmeldung an διψαλέος:
Zum Problem mit dem horizontalen Winddruck haben alle Beteiligten gesagt: "Daran habe ich gar nicht gedacht."
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
ανδρέας schrieb am 02.09.2009 um 22:19 Uhr (Zitieren)

Der Koloss soll ja außen aus Bronce bestanden haben.
Bei diesen Dimensionen muss die Korrosion enormen Einfluss gehabt haben!!!
Meeresluft enthält Salze. Es entstehen Löcher, durch die Wasser eindringt. Die Statik wird beeinflusst, Hohlräume füllen sich mit Regenwasser usw. . Diese Skulptur hat man sicher nicht ausreichend instand halten können. So reicht es ja, wenn ein tragendes Teil (Beine) nachgibt.
Dazu Wind, allgemeine Materialermüdung durch das enorme Gewicht ... es hätte sicher keines Erdbebens bedurft, um den Koloss umzuwerfen. Ich glaube nicht, dass es wirklich lange hätte halten können.



Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 03.09.2009 um 08:04 Uhr (Zitieren)
Dazu Wind, allgemeine Materialermüdung durch das enorme Gewicht ... es hätte sicher keines Erdbebens bedurft, um den Koloss umzuwerfen. Ich glaube nicht, dass es wirklich lange hätte halten können.

Inzwischen glaube ich das auch. An die Korrosion hatte ich überhaupt noch nicht gedacht.
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 03.09.2009 um 16:37 Uhr (Zitieren)
"Mein Grieche" hat es schließlich akzeptiert, auch wenn es immer schwer ist, ihn davon zu überzeugen, daß etwas 1. griechisch und nicht zugleich auch 2. vorbildlich an Wert und Schönheit ist.

Es ist für mich als Deutscher immer eindrucksvoll zu sehen, wie Menschen anderer Länder stolz auf ihr Land bzw. ihre Nation sind.
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
ανδρέας schrieb am 03.09.2009 um 18:41 Uhr (Zitieren)

>>> Es ist für mich als Deutscher immer eindrucksvoll zu sehen, wie Menschen anderer Länder stolz auf ihr Land bzw. ihre Nation sind. <<<

Solange das nicht in Chauvinismus oder schlimmeres umschlägt ist das auch gut so. Auch als Deutscher kann man das. Es ist natürlich leichter auf Symbole und Gebäude etc. stolz zu sein, als auf Werte (Freiheitlichkeit, Toleranz, Mitmenschlichkeit oder die sogenannten "Primärtugenden". Die sind 1. nicht national vereinnahmbar und 2. erklärungsbedürftig.
Da kann man sich das Rheintal oder den Kölner Dom sicher leichter vorstellen. Oder eine Fahne ...?

Man will ja mit dem Land , in dem man lebt zufrieden sein, und daher sollte man eher das Positive sehen. Dann kann man das Schlechte besser überwinden und zwischen richtig und falsch besser unterscheiden. Andere Nationen tun das übrigens auch - man kann schließlich nur die Gegenwart beeinflussen, nicht die Vergangenheit.
Re: Eine Frage zum Koloß von Rhodos
Γραικίσκος schrieb am 03.09.2009 um 18:49 Uhr (Zitieren)
Ich bin z.B. froh (nicht stolz), eine Sprache zu sprechen, in der dieses Gedicht entstanden ist, in der dieser Gedanke ausgedrückt werden konnte:
GINKGO BILOBA
(Heidelberg, den 27. September 1815)

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie’s den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
daß man sie als eines kennt?

Solche Fragen zu erwidern,
fand ich wohl den rechten Sinn:
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
daß ich eins und doppelt bin?
 
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