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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Turm zu Babel (612 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 21.03.2019 um 23:13 Uhr (Zitieren)
... in der Schilderung Herodots (Historien I, 180-182):
Die Stadt [Babylon] zerfällt in zwei Teile; denn der Euphrat, ein großer, tiefer und reißender Strom, der aus Armenien kommt, fließt mitten hindurch. Er mündet in das Rote Meer. Vorsprünge der Mauer reichen an beiden Seiten rechtwinklig bis an den Fluß. Von dort aus zieht sich abbiegend an beiden Flußufern noch eine Mauer aus gebrannten Ziegeln entlang. Die Stadt selbst hat fast nur drei- und vierstöckige Häuser und wird von geradlinigen Straßen durchzogen, von solchen, die längs laufen, wie auch von solchen, die quer zum Fluß hinführen. Jede Gasse mündet in einen Durchgang der Backsteinmauer längs des Flusses. Es gibt also so viele Durchgänge wie Quergassen. Sie waren ebenfalls aus Erz und führten auch zum Fluß hinab.
Diese Mauer ist gleichsam der Panzer der Stadt. Eine zweite läuft auf der Innenseite herum, die kaum wesentlich schwächer ist, aber doch nicht so breit. In der Mitte jeder Stadthälfte steht ein gewaltiges Gebäude: in der einen der Königspalast mit großer, fester Ringmauer, in der anderen ein Tempel des Zeus Belos [Baal] mit ehernen Toren, der sich bis zu meiner Zeit erhalten hat. Der Tempelbezirk bildet ein Quadrat, dessen Seite zwei Stadien lang ist. In seiner Mitte befindet sich ein fester Turm, ein Stadion lang und breit. Darauf steht ein zweiter Turm, wieder auf ihm noch ein dritter, im ganzen acht Türme übereinander. Der Aufgang zu ihnen ist eine Treppe, die außen im Kreise um alle Türme herum hinaufführt. Etwa in der Mitte des Aufstiegs befindet sich ein Rastplatz mit Ruhebänken, auf die sich die Aufsteigenden setzen und ausruhen können. Auf dem letzten Turm befindet sich ein großer Tempel; darin steht ein breites Ruhebett mit schönen Decken und daneben ein goldener Tisch. Aber kein Götterbild ist dort errichtet, und kein Mensch verbringt eine Nacht in dem Tempel außer einer Frau, die aus Babylon stammt; sie hat sich der Gott vor allen erwählt. Dies behaupten wenigstens die Chaldaier, die Priester dieses Gottes.
Dieselben Priester erzählen auch – das klingt mir allerdings nicht sehr glaubwürdig –, der Gott komme persönlich in den Tempel und schlafe auf dem Ruhebett, ähnlich wie im ägyptischen Theben nach der Lehre der Ägypter. [...]

[Herodot, Historien. 2 Bde. Herausgegeben von Josef Feix. München 21977; Bd. 1, S. 165-167]
Re: Der Turm zu Babel
Γραικίσκος schrieb am 22.03.2019 um 13:18 Uhr (Zitieren)
Zweierlei erscheint mir bemerkenswerte: zum einen, daß der Autor den Baal umstandslos mit Zeus identifiziert, zum anderen seine Skepsis gegenüber dem behaupteten Schlaf des Gottes im Tempel - obgleich Herodot mutmaßlich nicht skeptisch gegenüber der Existenz von Zeus ist.
Re: Der Turm zu Babel
Γραικίσκος schrieb am 22.03.2019 um 13:18 Uhr (Zitieren)
bemerkenswerte --> bemerkenswert
Re: Der Turm zu Babel
Φιλομαθής schrieb am 23.03.2019 um 15:30 Uhr (Zitieren)
Gelegentlich dieser Interpretatio Graeca fällt mir der keltische Gott Ogmios ein, den Lukian nach einer bildlichen Darstellung als einen uralten (γέρων ἐς τὸ ἔσχατον) Glatzkopf (ἀναφαλαντίας) mit, soweit vorhanden, völlig weißen Haaren (πολιὸς ἀκριβῶς ὅσαι λοιπαὶ τῶν τριχῶν) und runzliger, tiefdunkel verbrannter Haut (ῥυσὸς τὸ δέρμα καὶ διακεκαυμένος ἐς τὸ μελάντατον) beschreibt. Aufgrund einzelner Attribute, nämlich Löwenfell und Keule, wird dieser Gott, so wenig seine übrige Erscheinung auch dazu passen mag, von Lukian als eine Herakles-Epiklese erkannt.

Bei einem Gott, der mit Blitzbündel dargestellt wurde, gab es für einen Griechen wohl keine Verwechslungsmöglichkeiten. Im Hinblick auf den Turm von Babel frage ich mich, ob er vielleicht auch eine ganz praktische Funktion als Blitzschutzanlage für die umliegende Stadt gehabt haben könnte.
Re: Der Turm zu Babel
Γραικίσκος schrieb am 29.03.2019 um 16:09 Uhr (Zitieren)
"Der Glatzkopf mit, soweit vorhanden, völlig weißen Haaren" - dazu gibt es doch aus der Antike auch eine Paradoxie, oder? Wo liegt die Grenze zwischen behaart und glatzköpfig? Bei hundert Haaren, bei zehn Haaren, bei einem Haar?
 
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