α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Punkt, an dem griechisches und jüdisches Denken verschmelzen (633 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 24.03.2019 um 17:33 Uhr (Zitieren)
Denn kräftig lebt bei ihnen [den Essenern] die Überzeugung: vergänglich seien zwar die Leiber und ihr Stoff sei nichts Bleibendes, die Seelen aber seien unsterblich und würden immer bestehen; sie seien zwar, nachdem sie, aus feinstem Äther bestehend, in einem Schwebezustand waren, mit den Leibern wie mit Gefängnissen verbunden, durch einen sinnlichen Liebeszauber herabgezogen; wenn sie aber aus den fleischlichen Fesseln befreit seien, wie aus langer Knechtschaft erlöst, dann würden sie Freude haben und sich in die Höhe schwingen. In Übereinstimmung mit den Söhnen der Griechen tun sie dar, daß den guten Seelen ein Leben jenseits des Ozeans beschieden sei und ein Ort, der von Regen und Schnee und Hitze nicht belästigt wird, dem vielmehr vom Ozean her ein ständig sanft wehender Zephir Frische spendet. Den schlechten dagegen sprechen sie eine dunkle und winterliche Schlucht zu, voll von unablässigen Strafen.
Es scheint mir die gleiche Vorstellung zu sein, der ent-sprechend die Griechen ihren Tapferen, die sie Heroen und Halbgötter nennen, die Inseln der Seligen zuweisen, den Seelen der Schlechten aber im Hades den Ort der Frevler, wo nach ihrem Mythos gewisse Personen gezüchtigt werden, Männer wie Sisyphus und Tantalus, Ixion und Tityus.
So setzen sie erstlich die Lehre von der ewigen Dauer der Seelen voraus, und spornen dann damit die Menschen zur Tugend und zur Abwehr des Schlechten an. Sie meinen nämlich, die Guten würden zu Lebzeiten noch besser werden durch die Hoffnung auf Ehre nach dem Tod, die Triebkräfte der Schlechten würden durch Furcht gehemmt, da sie erwarten, daß sie, selbst wenn sie zu Lebzeiten unentdeckt blieben, ewigen Strafen verfallen würden.
Dies ist also die heilige Lehre der Essener über die Seele; in die Herzen derer, die einmal von ihrer Weisheit gekostet haben, senken sie damit eine Idee wie einen Köder ein, von dem sich fürder niemand mehr freimachen kann.

[i][Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg. 4 Bde. Hrsg. v. Otto Michel / Otto Bauernfeind. Darmstadt ³1982; Bd. 1, S. 211-213][/quote]
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Colosseum (Rom)

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.