Den König Ptolemaios grüßt Philista, die Tochter des Lysias, die zu den Bewohnerinnen von Trikomia gehört. Mißhandelt bin ich von Petechon. Als ich nämlich im Badhaus des genannten Dorfes im ersten Jahr am 7. Tybi badete, versah er im Frauenabteil das Amt des Zugießers, trug, als ich herausgestiegen war, so daß ich mich salben konnte, warmes Wasser herein, goß die Kannen über mich aus und verbrannte mir den Leib und den linken Schenkel bis zum Knie, so daß ich sogar in Lebensgefahr schwebte. Als ich mir dessen bewußt war, überlieferte ich ihn Nechthosiris, dem Polizeikommandanten des Dorfes, in Gegenwart des Ortsvorstehers Simon.
Ich bitte Dich also, König, wenn es Dir gut dünkt, da ich als Schutzflehende mich an Dich gewandt habe, es nicht zuzulassen, daß man mich, eine Frau, die sich von ihrer Hände Arbeit ernähren muß, so mißhandelt hat, sondern dem Strategen Diophanes zu befehlen, er solle an den Ortsvorsteher Simon und den Polizeikommandanten Nechthosiris schreiben, den Petechon ihm vorzuführen, damit Diophanes eine Untersuchung darüber anstellt, und ich, nachdem ich mich an Dich, König, den gemeinsamen Wohltäter aller, gewandt habe, mein Recht erlange.
Lebe wohl.

Von 2. Hand:
An Simon. Sende den Beklagten, Jahr 1 , 28. Gorpiäus, 12. Tybi.

Rückseite:
Jahr 1, 28. Gorpiäus, 12. Tybi. Philista gegen den Zugießer Petechon; Beschwerde darüber, daß ihr Leib und linker Schenkel verbrannt worden sind.

[Robert Helbing (Hrsg.), Auswahl aus griechischen Papyri. Berlin/Leipzig 1912, S. 55 f.]

Aus dem Jahre 221 v.u.Z.
Eine solche Strafanzeige (ἔντευξις) richtete sich nur nominell an den König und wurde regulär von dem Strategen (στρατηγός) des betreffenden Gaues bearbeitet.