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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Zum Ansehen Neros (471 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 04.05.2019 um 23:33 Uhr (Zitieren)
Es ist kennzeichnend für das Ansehen Neros, dem nur schwer wieder auf die Beine zu helfen ist, daß der folgende Befehl Adolf Hitlers vom 19. März 1945
Der Kampf um die Existenz unseres Volkes zwingt auch innerhalb des Reichsgebiets zur Ausnutzung aller Mittel, die die Kampfkraft unseres Feindes schwächen und sein weiteres Vordringen behindern. Alle Möglichkeiten, der Schlagkraft des Feindes unmittelbar oder mittelbar den nachhaltigsten Schaden zuzufügen, müssen ausgenutzt werden. Es ist ein Irrtum, zu glauben, nicht zerstörte oder nur kurzfristig gelähmte Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen bei der Rückgewinnung verlorener Gebiete für eigene Zwecke wieder in Betrieb nehmen zu können. Der Feind wird bei seinem Rückzug uns nur eine verbrannte Erde zurücklassen und jede Rücksichtnahme auf die Bevölkerung fallenlassen.

Ich befehle daher:

1. Alle militärischen, Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind für die Fortsetzung seines Kampfes irgendwie sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann, sind zu zerstören.

2. Verantwortlich für die Durchführung dieser Zerstörung sind die militärischen Kommandobehörden für alle militärischen Objekte einschl. der Verkehrs- und Nachrichtenanlagen; die Gauleiter und Reichsverteidigungskommissare für alle Industrie- und Versorgungsanlagen sowie sonstigen Sachwerte. Den Gauleitern und Reichsverteidigungskommissaren sind bei der Durchführung ihrer Aufgaben durch die Truppe die notwendigen Hilfen zu leisten.

3. Dieser Befehl ist schnellstens allen Truppenführern bekanntzugeben, entgegenstehende Weisungen sind ungültig.

gez. Adolf Hitler

als "Nerobefehl" in die Geschichte eingegangen ist.
Re: Zum Ansehen Neros
filix schrieb am 05.05.2019 um 13:14 Uhr (Zitieren)
Auf Hitler musste Nero wohl kaum warten, um sein Image in der Weltgeschichte nachhaltig beschädigt zu sehen. Auffällig scheint mir dagegen die Entlastung aller unterhalb der Führerebene durch das Klischee vom irren Brandstifter, der das herrliche Rom seinem Größenwahn opfert, welche sich in der Gleichung Hitler = (nur ein weiterer) Nero anbietet.
Ist eine umfassende Geschichte der Antikisierung des Nationalsozialismus in der Nachkriegsgeschichtsschreibung eigentlich schon verfasst worden?
Re: Zum Ansehen Neros
Γραικίσκς schrieb am 06.05.2019 um 13:59 Uhr (Zitieren)
Daß Neros schlechtes Ansehen seinen Anfang mit seiner Regierungszeit und nicht erst mit den Nationalsozialisten genommen hat, ist klar.

Der Begriff "Nerobefehl" geht selbstverständlich nicht auf Hitler selbst zurück, der es bekanntlich eher mit Friedrich II. und - was die Antike betrifft - mit den Spartanern hatte.

Bemerkens- und nachdenkenswert erscheint mir: Viele Menschen vertreten das Lernen aus der Geschichte als hilfreich und sogar notwendig: "Wer nicht aus der Geschichte lernt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen" etc.
Da ist es nun auffällig, daß sowohl der Nationalsozialismus als auch der Bolschewismus sich immer wieder darauf berufen haben, aus der Geschichte zu lernen.
Mit welchem Erfolg?

Daß Lernen aus der Geschichte (politisch) erfolgversprechend ist, dafür steht der Nachweis wohl noch aus.

Die Bezugnahme auf negative "Vorbilder" in der Geschichte für den Nationalsozialismus gibt es übrigens nicht erst seit der Nachkriegszeit, sondern kam schon im Krieg vor, etwa wenn deutsche Soldaten den Rückzug aus Rußland als "Kaiser-Napoleon-Gedächtnisrennen" verspottet haben. Diese Parallele lag ja auch sehr nahe.
Hitler hingegen war sich natürlich auch bei diesem Feldzug sehr sicher, aus der Geschichte gelernt zu haben.
Re: Zum Ansehen Neros
Γραικίσκος schrieb am 06.05.2019 um 14:11 Uhr (Zitieren)
(Namen falsch geschrieben)
Re: Zum Ansehen Neros
filix schrieb am 06.05.2019 um 14:52 Uhr (Zitieren)
Ich wollte zunächst nur darauf hinaus, dass die seit der Antike aufgebaute negative Identifikationsfigur Nero als eines irren Herrschers, der im Größenwahn seine Heimat(stadt) abfackelt, aus der Frühphase der Geschichtsschreibung des Nationalsozialismus entlastend wirkt. Hitler mit Nero zu vergleichen, um dessen Schlechtigkeit durch das seit der Antike aufgebaute negative Image des Letzteren zu verstärken, funktioniert mittlerweile in keiner Weise mehr, denn Hitler hat in der weltweiten öffentlichen Diskussion den ersten Platz in der Hierarchie der Bösewichte besetzt, weshalb der Vergleich "X ist ein Hitler" ebenso beliebt ist, wie er leicht zurückgewiesen und als Verharmlosung des Nationalsozialismus gebrandmarkt werden kann.

Historische Figuren zu bemühen, um geschichtliche Verhältnisse zu begreifen, ist natürlich keine Erfindung der dt. Nachkriegsgeschichtsschreibung. Man könnte aber mal deren Repertoire derartiger Vergleiche näher untersuchen, um zu sehen, welche Funktion die Antike als Referenz dabei hat.

Spontan fällt mir ein, dass z.B. Kluge & Müller in einem Gespräch, das, wenn ich mich recht entsinne, in Ich schulde der Welt einen Toten abgedruckt ist, die Rolle Heideggers als potentieller Fürstenerzieher Hitlers durch die Paarung Nero - Seneca zu deuten versuchen.






 
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