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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Babylonischer Pessimismus oder Satire? (414 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 23.07.2019 um 19:22 Uhr (Zitieren)
DAS GESPRÄCH ZWISCHEN DEM HERRN UND DEM SKLAVEN
(ca. 710-640 v.u.Z.)

Der Dialog steht in der babylonischen Literatur einzigartig da. Möglicherweise handelt es sich um eine Satire.
In der vorliegenden Form stellt der Text eine Zusammenstellung verschiedener überlieferter Fassungen dar.


1
[„Sklave, stimm mir zu!“]
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
[„Stracks rüttle mich auf und] bespann mir [den Wagen], damit ich zum Palast fahren kann!“
[„Fahr, mein Herr, fahr! Ich bringe] dich zum Ziel, und sie werden an dir zuschanden; [.........] wird Nachsicht mit dir üben!“
[„Nein, Sklave, ich werde] nicht zum Palast fahren!“
[Fahr nicht, mein] Herr, fahr nicht! [In den Kampf wird der] Fürst dich schicken, [einen Weg, den du] nicht kennst, dich einschlagen lassen, [Tag und] Nacht Schlimmes dich sehen lassen!“

2
„Sklave, [stimm] mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Str[acks rüttle] mich [auf] und gib mir Wasser für meine Hände, daß ich speisen kann!“
„Sp[eise], mein Herr speise! Wer zu speisen sucht, öffnet das Herz. Der sich sät[tigt] an der Speise, ist sein Gott; mit den gewaschenen Händen geht Schamasch.“
„Nein, [Skla]ve, ich will überhaupt nicht speisen!“
„Speise nicht, mein Herr, speise nicht! Hungrig gelassen zu werden und zu essen, durstig gelassen zu werden (und) zu trinken kommt (jeweils) über einen Menschen!“

3
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Stracks rüttle mich und bespann den Wagen, damit ich aufs Land fahren kann!“
„Fahr, mein Herr, fahr! Des Mannes, der herumstreift, Leib ist voll; ein umherlaufender Hund zerbeißt einen Knochen. Ein herumfliegender [Rabe] kann nisten, [und] ein unsteter Wildesel sättigt [sich am Gr]as.“
„Nein, Sklave, ich will nicht aufs Land [fahren]!“
„Fahr nicht, mein Herr, fahr nicht! Des umherstreifenden Mannes Sinn wandelt sich ihm; des umherlaufenden Hundes [Bei]ne zerbricht man. Des umherfliegenden Raben Ruheplatz ist auf dem Mauer[absatz], und für den unsteten Wildesel ist die Steppe der Lagerplatz!“

4
„Sklave, stimm [mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl“]
„Ich will [ein Haus] bauen, einen [So]hn [bekommen!“]
„Bekomm, [mein Herr], be[komm! ........] ein Haus [ist Reich]tum. [........]... eine geöffnete Tür ist sein Name. Ein aufmerksamer [........]... ist zwei Drittel eines Tölpels.“
„[Nein, das Haus will] ich verbrennen, dann mich aufhalten und anzünden; vor meinen Feind will ich hinsehen.“
„[Wie] doch? Sieh hin, mein Herr, sieh hin! Wie, wie denn willst du ein Haus bauen? Bau kein Haus! Geh, jetzt (eben) wurde das Haus seines Vaters ‚zerbrochen‘.“

Eine Textvariante nach verlorenem Anfang lautet:
„Schweig, mein Herr, schweig! [..........“]
„Nein, Sklave, ich werde zu [........ nicht schweigen].“
„Schweige nicht, mein Herr, [schweige nicht!] Schweigst du nicht, [.........], werden deine Prozeßgegner [den König] gegen dich in Zorn bringen!“

5
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!
„Also, ein Verbrechen will ich begehen!“
„Wie doch? Begehe es, mein Herr, be[gehe(es)!] Wer wird dir etwas geben, daß du deinen Bauch füllst?“
„Nein, Sklave, ein Verbrechen will ich nicht begehen!“
„Ein Mann, der ein Verbrechen begeht, ist (danach) getötet oder geschunden oder geblendet oder festgehalten oder ins Gefängnis geworfen!“

6
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Eine Frau will ich lieben!“
„Liebe, mein Herr, liebe! Ein Mann, der eine Frau liebt, kann dann Not und Wehklage geringachten!“
„Nein, Sklave, ich werde diese Frau nicht lieben!“
„Liebe [nicht], mein Herr, liebe nicht! Eine Frau ist eine tiefe Zisterne, ein Loch, ein Graben. Eine Frau ist eine ge-schliffenes Eisenschwert, das den Hals des Mannes durchschneidet!“

7
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Stracks rüttle mich auf und gib mir Wasser für meine Hände, damit ich meinem Gott ein Opfer zurüsten kann!“
„Rüste zu, mein Herr, rüste zu! Ein Mann, der seinem Gott ein Opfer zurüstet, ist frohen Herzens; er gewinnt Vertrauen über Vertrauen!“
„Nein, Sklave, ich werde ein Opfer eben meinem Gott nicht zurüsten!“
„Rüste nicht zu, mein Herr, rüste nicht zu! Du lehrst deinen Gott, daß er wie ein Hund hinter dir her läuft. Entweder Riten oder eine Latarak(-Figur) oder irgend etwas sonst wird er von dir fordern!“

8
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Als ein Gläubiger will ich geben!“
„Wie doch? Gib, mein Herr, [gib]! Ein Mann, der als ein Gläubiger gibt, dessen Gerste ist sein, und seine Zinsen sind enorm!“
„Nein, Sklave, ich werde als ein solcher Gläubiger nicht geben!“
„Gib nicht, mein Herr, gib nicht! Geben ist wie die Liebe [zu einer Frau], aber das Zurückerhalten ist wie die Geburt eines Sohnes. Deine Gerste ver[brauchen sie, und außerdem] beschimpfen sie dauernd eben dich; auch die Zinsen für deine Gerste ruinieren sie [dir!]“

9
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Unterstützung für mein Land will ich leisten!“
„Wie doch? Leiste (sie), mein Herr, leiste (sie)! Ein Mann, der Unterstützung für sein Land leistet: Seine Unterstützung(sleistungen) sind niedergelegt im Tragkorb Marduks!“
„Nein, Sklave, ich will die Unterstützung für mein Land nicht leisten!“
„Leiste (sie) nicht, mein Herr, leiste (sie) nicht! Geh (doch) hinauf und ergeh dich auf den Hügeln. Sieh an die Schädel der Letzt(verstorbenen) und die der Früheren: Wer war denn da ein Bösewicht, und wer ein Mann, der (andere gern) unterstützte?“

10
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Nun jetzt, was ist mir gut? Meinen Hals (und) deinen Hals brechen (und) in den Fluß werfen, (das) ist mir gut! Wer denn ist so lang, daß er zum Himmel aufsteigen könnte? Wer denn ist so breit, daß er die Erde hätte umfassen können? Nein, Sklave, ich töte dich und laß dich vor mir (in den Tod) gehen!“
„Aber (für) meinen Herrn seien es nur noch drei Tage, die er nach mir zu leben hat!“

[Quelle: Otto Kaiser u.a. (Hrsg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments; Bd. III/1: Weisheitstexte, Mythen und Epen. Darmstadt 2019, S. 159-163]
Re: Babylonischer Pessimismus oder Satire?
Γραικίσκος schrieb am 23.07.2019 um 19:27 Uhr (Zitieren)
Lästig, diese Programm-Macke: Man muß neuerdings zwischen dem letzten Wort und [ /i ] bzw. [ /quote ] immer eine Leerstelle lassen.
Re: Babylonischer Pessimismus oder Satire?
Γραικίσκος schrieb am 23.07.2019 um 19:28 Uhr (Zitieren)
DAS GESPRÄCH ZWISCHEN DEM HERRN UND DEM SKLAVEN
(ca. 710-640 v.u.Z.)

Der Dialog steht in der babylonischen Literatur einzigartig da. Möglicherweise handelt es sich um eine Satire.
In der vorliegenden Form stellt der Text eine Zusammenstellung verschiedener überlieferter Fassungen dar.


1
[„Sklave, stimm mir zu!“]
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
[„Stracks rüttle mich auf und] bespann mir [den Wagen], damit ich zum Palast fahren kann!“
[„Fahr, mein Herr, fahr! Ich bringe] dich zum Ziel, und sie werden an dir zuschanden; [.........] wird Nachsicht mit dir üben!“
[„Nein, Sklave, ich werde] nicht zum Palast fahren!“
[Fahr nicht, mein] Herr, fahr nicht! [In den Kampf wird der] Fürst dich schicken, [einen Weg, den du] nicht kennst, dich einschlagen lassen, [Tag und] Nacht Schlimmes dich sehen lassen!“

2
„Sklave, [stimm] mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Str[acks rüttle] mich [auf] und gib mir Wasser für meine Hände, daß ich speisen kann!“
„Sp[eise], mein Herr speise! Wer zu speisen sucht, öffnet das Herz. Der sich sät[tigt] an der Speise, ist sein Gott; mit den gewaschenen Händen geht Schamasch.“
„Nein, [Skla]ve, ich will überhaupt nicht speisen!“
„Speise nicht, mein Herr, speise nicht! Hungrig gelassen zu werden und zu essen, durstig gelassen zu werden (und) zu trinken kommt (jeweils) über einen Menschen!“

3
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Stracks rüttle mich und bespann den Wagen, damit ich aufs Land fahren kann!“
„Fahr, mein Herr, fahr! Des Mannes, der herumstreift, Leib ist voll; ein umherlaufender Hund zerbeißt einen Knochen. Ein herumfliegender [Rabe] kann nisten, [und] ein unsteter Wildesel sättigt [sich am Gr]as.“
„Nein, Sklave, ich will nicht aufs Land [fahren]!“
„Fahr nicht, mein Herr, fahr nicht! Des umherstreifenden Mannes Sinn wandelt sich ihm; des umherlaufenden Hundes [Bei]ne zerbricht man. Des umherfliegenden Raben Ruheplatz ist auf dem Mauer[absatz], und für den unsteten Wildesel ist die Steppe der Lagerplatz!“

4
„Sklave, stimm [mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl“]
„Ich will [ein Haus] bauen, einen [So]hn [bekommen!“]
„Bekomm, [mein Herr], be[komm! ........] ein Haus [ist Reich]tum. [........]... eine geöffnete Tür ist sein Name. Ein aufmerksamer [........]... ist zwei Drittel eines Tölpels.“
„[Nein, das Haus will] ich verbrennen, dann mich aufhalten und anzünden; vor meinen Feind will ich hinsehen.“
„[Wie] doch? Sieh hin, mein Herr, sieh hin! Wie, wie denn willst du ein Haus bauen? Bau kein Haus! Geh, jetzt (eben) wurde das Haus seines Vaters ‚zerbrochen‘.“

Eine Textvariante nach verlorenem Anfang lautet:
„Schweig, mein Herr, schweig! [..........“]
„Nein, Sklave, ich werde zu [........ nicht schweigen].“
„Schweige nicht, mein Herr, [schweige nicht!] Schweigst du nicht, [.........], werden deine Prozeßgegner [den König] gegen dich in Zorn bringen!“

5
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!
„Also, ein Verbrechen will ich begehen!“
„Wie doch? Begehe es, mein Herr, be[gehe(es)!] Wer wird dir etwas geben, daß du deinen Bauch füllst?“
„Nein, Sklave, ein Verbrechen will ich nicht begehen!“
„Ein Mann, der ein Verbrechen begeht, ist (danach) getötet oder geschunden oder geblendet oder festgehalten oder ins Gefängnis geworfen!“

6
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Eine Frau will ich lieben!“
„Liebe, mein Herr, liebe! Ein Mann, der eine Frau liebt, kann dann Not und Wehklage geringachten!“
„Nein, Sklave, ich werde diese Frau nicht lieben!“
„Liebe [nicht], mein Herr, liebe nicht! Eine Frau ist eine tiefe Zisterne, ein Loch, ein Graben. Eine Frau ist eine ge-schliffenes Eisenschwert, das den Hals des Mannes durchschneidet!“

7
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Stracks rüttle mich auf und gib mir Wasser für meine Hände, damit ich meinem Gott ein Opfer zurüsten kann!“
„Rüste zu, mein Herr, rüste zu! Ein Mann, der seinem Gott ein Opfer zurüstet, ist frohen Herzens; er gewinnt Vertrauen über Vertrauen!“
„Nein, Sklave, ich werde ein Opfer eben meinem Gott nicht zurüsten!“
„Rüste nicht zu, mein Herr, rüste nicht zu! Du lehrst deinen Gott, daß er wie ein Hund hinter dir her läuft. Entweder Riten oder eine Latarak(-Figur) oder irgend etwas sonst wird er von dir fordern!“

8
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Als ein Gläubiger will ich geben!“
„Wie doch? Gib, mein Herr, [gib]! Ein Mann, der als ein Gläubiger gibt, dessen Gerste ist sein, und seine Zinsen sind enorm!“
„Nein, Sklave, ich werde als ein solcher Gläubiger nicht geben!“
„Gib nicht, mein Herr, gib nicht! Geben ist wie die Liebe [zu einer Frau], aber das Zurückerhalten ist wie die Geburt eines Sohnes. Deine Gerste ver[brauchen sie, und außerdem] beschimpfen sie dauernd eben dich; auch die Zinsen für deine Gerste ruinieren sie [dir!]“

9
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Unterstützung für mein Land will ich leisten!“
„Wie doch? Leiste (sie), mein Herr, leiste (sie)! Ein Mann, der Unterstützung für sein Land leistet: Seine Unterstützung(sleistungen) sind niedergelegt im Tragkorb Marduks!“
„Nein, Sklave, ich will die Unterstützung für mein Land nicht leisten!“
„Leiste (sie) nicht, mein Herr, leiste (sie) nicht! Geh (doch) hinauf und ergeh dich auf den Hügeln. Sieh an die Schädel der Letzt(verstorbenen) und die der Früheren: Wer war denn da ein Bösewicht, und wer ein Mann, der (andere gern) unterstützte?“

10
„Sklave, stimm mir zu!“
„Jawohl, mein Herr, jawohl!“
„Nun jetzt, was ist mir gut? Meinen Hals (und) deinen Hals brechen (und) in den Fluß werfen, (das) ist mir gut! Wer denn ist so lang, daß er zum Himmel aufsteigen könnte? Wer denn ist so breit, daß er die Erde hätte umfassen können? Nein, Sklave, ich töte dich und laß dich vor mir (in den Tod) gehen!“
„Aber (für) meinen Herrn seien es nur noch drei Tage, die er nach mir zu leben hat!“

[Quelle: Otto Kaiser u.a. (Hrsg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments; Bd. III/1: Weisheitstexte, Mythen und Epen. Darmstadt 2019, S. 159-163]
Re: Babylonischer Pessimismus oder Satire?
Γραικίσκος schrieb am 23.07.2019 um 19:30 Uhr (Zitieren)
Nein, es hilft nichts - ich bekomme die Kursivschrift beim eigentlichen Text nicht mehr weg.
Und hierbei sicher auch nicht.
 
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