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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Weltanfänge #7 (585 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 26.07.2019 um 15:48 Uhr (Zitieren)
Hesiod: Theogonie (ca. 700 v.u.Z.)[/b]

Wahrlich, zuallererst entstand
Die gähnende Leere (Chaos),
Alsdann aber die Erde (Gaia) mit ihrer breiten Brust,
Fort und fort sicherer Sitz von allen,
Und Eros [das Liebesbegehren], der der schönste ist
Unter den todfreien Göttern, der Gliederlösende,
Aller Götter und aller Menschen
Sinn und verständige Absicht
Bezwingt er in ihrer Brust.
Aus der gähnenden Leere entstanden
Erebos [die Region der Finsternis] und dunkle Nacht;
Aus der Nacht dann wieder entstanden
Himmelshelle und Tag,
Die sie gebar schwanger vom Erebos,
In Liebe sich ihm vereinend.
Die Erde (Gaia) aber brachte zuerst hervor
Gleich weit wie sie selber
Den Himmel (Uranos), den gestirnten,
Daß er sie überall einhülle,
Auf daß er sei den seligen Göttern
Fort und fort Sitz ohne Wanken.
Und sie gebar die weiten Berge,
Der Göttinnen reizvolle Behausungen, der Nymphen,
Die in den schluchtenreichen Bergen wohnen.
Sie gebar auch das unfruchtbare breite Wasser,
Das im Wogenschwall stürmt, das Meer (Pontos),
Ohne verlangende Liebe.
Aber darauf hielt sie Beilager mit dem Himmel
Und gebar den Okeanos, ihn mit seinen tiefen Wirbeln,
Und Koios und Kreios und Hyperion und Iapetos [die Titanen]
Und (die Göttinnen) Theia und Rheia
Und Themis und Mnemosyne
Und Phoibe mit dem goldenen Kopfreif
Und Tethys, die Liebliche [Titaninnen].
Nach diesen wurde als Jüngster geboren Kronos,
Er, der Krummes sinnt,
Der gewaltigste ihrer Kinder.
Der haßte den kraftvollen Vater.
Sie gebar auch die Kyklopen,
Die ein überstarkes Herz zu eigen haben:
Donner und Blitz und den Grellen,
Ihn mit dem gewalttätigen Sinn,
Die Zeus den Donner gaben und den Blitzkeil fertigten.
Die waren sonst in allem den Göttern ähnlich,
Ein einziges Auge aber lag mitten in ihrem Gesicht.
Kreisaugen [Kyklopen] war der Name,
Mit dem man sie nannte,
Weil kreisrund ihr einziges Auge im Gesicht lag.
Stärke und Gewalt und Erfindung waren bei ihren Werken.
Auch andere noch stammten von Erde und Himmel ab,
Drei Söhne, riesig und gewalttätig,
Deren Namen man scheut,
Kottos und Briareos und Gyges, übermächtige Kinder.
Bei ihnen schwangen einhundert Arme
Von den Schultern herab,
Arme, im Bild nicht zu beschwören,
Und Häupter waren jedem
Fünfzig aus den Schultern gewachsen,
Über den mächtigen Gliedern.
Unermeßlich war die gewaltige Stärke,
Riesig die Gestalt.
All die Söhne also,
Die Erde und Himmel entsprossen,
Waren die gewaltigsten Kinder,
Verhaßt waren sie ihrem eigenen Vater,
Von Anbeginn an.
Und sogleich, wenn einer von ihnen geboren war,
Verbarg er sie einen um den andern
Und ließ sie nicht empor zum Licht,
In der tiefen Höhlung der Erde,
Und es hatte seine Freude am schlimmen Tun der Himmel.
Sie aber stöhnte in ihrem Innern,
Die ungeheure Erde, bedrängt;
Einen listigen, schlimmen Kunstgriff
Dachte sie sich aus.
Und sogleich schuf sie die Sippschaft
Des grauen Adamas [Unbezwingbar],
Fertigte draus eine riesige Sichel
Und wandte sich an ihre Kinder;
Und, ihren Mut zu erregen, sprach sie,
Unwillig in ihrem Herzen:
„Ihr meine Kinder, Kinder eines ruchlosen Vaters,
Vielleicht, daß ihr gewillt seid, mir zu folgen,
Laßt uns vergelten des Vaters schlimme Schandtat,
Wenn er auch euer Vater ist;
Denn er hat begonnen und häßliche Taten erdacht.“
So sprach sie, aber die alle packte Furcht,
Und keiner von ihnen sprach.
Mut aber faßte der große, Krummes sinnende Kronos,
Und alsbald sprach er zu seiner Mutter mit den Worten:
„Mutter, ich bin es, der willens zu versprechen
Und so auch zu vollbringen dieses Werk,
Weil ich Rücksicht nicht kenne für einen Vater,
Dessen Name zu verabscheuen ist,
Wenn er auch unser Vater ist.
Denn er hat begonnen und häßliche Taten erdacht.“
So sprach er; und es freute sich sehr im Herzen
Die ungeheure Erde.
Und sie verbarg ihn
Und stellte ihn in einen Hinterhalt,
In seine Hände gab sie die scharfgezahnte Sichel;
Ganz vertraute sie ihm die List nun an.
Und er kam, die Nacht heraufführend,
Der riesige Himmel,
Im Verlangen nach Liebe hielt er die Erde umfangen
Und breitete sich über sie, überall.
Der aber langte aus dem Hinterhalt,
Der Sohn, mit seiner Linken,
Mit der Rechten aber faßte er fest
Die ungeheure Sichel, lang, scharfgezahnt,
Schwang sie und schnitt ab des eigenen Vaters Gemächte,
Und rückwärts warf er es, daß es hinter ihn fiel.
Es blieb aber nicht ohne Wirken,
Als es aus seiner Hand dahinflog,
Denn all die blutigen Tropfen, die herabstürzten,
Sie alle nahm die Erde auf,
Und wie das Jahr sich gerundet zum Kreis,
Gebar sie die machtvollen Erinyen
Und die riesigen Giganten,
Strahlend in Wehr,
Lange Lanzen im festen Griff ihrer Hände,
Und die Nymphen, die sie die Eschenen nennen
Über die unendliche Erde hin.


[Quelle: Hesiod, Sämtliche Gedichte. Hrsg. v. Walter Marg. Zürich/Stuttgart 1970, S. 33-37]
 
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