Γραικίσκος schrieb am 26.07.2019 um 19:14 Uhr (Zitieren)
Das stimmt. Aber seine Textzusammenstellung, inklusive der Apokryphen, ist informativ.
Das Problem besteht hier aber lediglich in der von mir übernommenden Datierung des Johannes-Evangeliums.
Gesucht habe ich ja eine Ausgabe, die λόγος nicht mit "Wort" übersetzt. Das empfinde ich nämlich als weitaus bedenklicher. Aber anscheinend ist es Standard, und schon die Vulgata entscheidet sich für "verbum".
Der Passow widmet der Bedeutung von λόγος sieben engbedruckte Spalten.
Der Johannes-Prolog ist einer der problematischsten Texte in der Theologie(-Geschichte) und hat Generationen von Exegeten beschäftigt und beschäftigt sie noch.
Er enthält m.E. ein Maximum an theologischer Spekulation und starke außerchristliche Einflüsse (Gnosis).
Ein zeitgemäße, für den heutigen Menschen verständliche Auslegung dürfte sehr schwierig sein.
Wie man den Text vor dem Hintergrund der Evolutionstheorie verstehen könnte, dürfte noch schwieriger sein.
vgl:
Theobald Michael, Im Anfang war das Wort. Textlinguistische Studie zum Johannesprolog
PS:
Jemand hat logos an dieser Stelle mit "Sinn" übersetzt. Ob das mehr Sinn macht, darf bezweifelt werden.
Re: Weltanfänge #9
Γραικίσκος schrieb am 27.07.2019 um 13:42 Uhr (Zitieren)
Wenn der Autor des Johannes-Evangeliums auf gnostisches Gedankengut zurückgreift, dann hätte ich den Text spontan viel später eingeordnet, weil die Gnosis für mich ein seit dem 2. Jhdt. greifbares Phänomen ist.
Nun lese ich aber, daß schon Paulus sich gegen die Gnosis wendet und daß sie von einem christlichen Theologen als "die gefährlichste aller Häresien" bezeichnet wird.
Das ist nun auch wieder merkwürdig, denn man kann ja nicht sagen, daß das Johannes-Evanglium sich von der Gnosis distanziert.
Man geht heute von einer johannäischen Schule aus, keinem einzelnen Autor. Ihre Theologie unterscheidet sich sehr von der der anderen NT-Schriften.
Näheres bei Bultmann: Theologie des NT
Das Christentum hat vieles aus seiner Umgebung übernommen und für seine Zwecke genutzt.
Dogmatisch hat es sich für die griechische Philospohie entschieden mit all den fatalen Konsequenzen, zu denen das geführt hat.