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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Weltanfänge #11 (411 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 27.07.2019 um 13:47 Uhr (Zitieren)
Rigveda (2. Jhtsd. v.u.Z.)

Damals [im Uranfang] war nicht das Nichtsein noch das Sein.
Kein Luftraum war, kein Himmel drüber her. –
Wer hielt in Hut die Welt; wer schloß sie ein?
Wo war der tiefe Abgrund, wo das Meer?

Nicht Tod war damals noch Unsterblichkeit,
Nicht war die Nacht, der Tag nicht offenbar. –
Es hauchte windlos in Ursprünglichkeit
Das Eine, außer dem kein andres war.

Von Dunkel war die ganze Welt bedeckt,
Ein Ozean ohne Licht, in Nacht verloren; -
Da ward, was in der Schale war versteckt,
Das Eine durch der Glutpein Kraft geboren.

Aus diesem ging hervor zuerst entstanden,
Als der Erkenntnis Samenkeim, die Liebe; -
Des Daseins Wurzelung im Nichtsein fanden
Die Weisen, forschend, in des Herzens Triebe.

Als quer hindurch sie ihre Meßschnur legten,
Was war da unterhalb? und was war oben? –
Keimträger waren, Kräfte, die sich regten,
Selbstsetzung drunten, Angespanntheit droben.

Doch, wem ist auszuforschen es gelungen,
Wer hat, woher die Schöpfung stammt, vernommen?
Die Götter sind diesseits von ihr entsprungen!
Wer sagt es also, wo sie hergekommen? –

Er, der die Schöpfung hat hervorgebracht,
Der auf sie schaut im höchsten Himmelslicht,
Der sie gemacht hat oder nicht gemacht,
Der weiß es! – oder weiß auch er es nicht?


[Quelle: Paul Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie, Bd. I/1: Allgemeine Einleitung und Philosophie des Veda bis auf die Upanishad’s. Leipzig 51922, S. 126 f.]
Re: Weltanfänge #11
Platon schrieb am 27.07.2019 um 14:17 Uhr (Zitieren)
Damals [im Uranfang] war nicht das Nichtsein noch das Sein.


Ein merkwürdiger Satz. Was kann es weniger geben als das Nichts? Was meint hier "Nichtsein"/"Nichts"?
Einfache Logik ist der Mythen Sache wohl nirgendwo gewesen.
Re: Weltanfänge #11
Γραικίσκος schrieb am 27.07.2019 um 17:44 Uhr (Zitieren)
Gemeint ist: es gab (noch) keine Dualität (von Nichtsein und Sein). Begriffe wie "Sein" und "Nichtsein" setzen einen Gegensatz, eine Dualität voraus, so daß man sie de-finieren, abgrenzen kann.
Das gab es noch nicht.

Mein logisches Problem besteht darin, daß man das, was hier gesagt werden soll, nicht sagen kann: denn Dualität und Nicht-Dualität sind ja wiederum dual gedacht. So grenzt das Rigveda Zustand 1 (die anfängliche Nicht-Dualität) von Zustand 2 (die spätere Dualität von Sein und Nichtsein) dual ab.

Mystiker behelfen sich angesichts dieses logischen Problems gerne mit einer Metapher wie der von der Leiter: der Gedanke soll nur hinaufhelfen zu etwas und verweisen auf etwas, dann man selbst nicht mehr sagen kann.

Ist das verständlich?
Re: Weltanfänge #11
Platon schrieb am 27.07.2019 um 18:34 Uhr (Zitieren)
Danke, so ungefähr.

Doch was soll das für ein "Zustand" sein, in dem diese Dualität nicht vorliegt bzw. wie kann aus diesem diese Dualität entstehen.
Wie kann man sagen, dass man über etwas nichts mehr sagen kann, wenn man gar nicht weiß, wovon man spricht?
Das erinnert an Theologen, die dann immer vom Geheimnis reden, wenn sie nicht mehr weiterwissen.
Es erinnert andererseits irgendwie an die Quantenwelt, in der es drei Zustände geben kann, A, B und A und B zugleich. Oder an die prä-primordiale Situation "vor" dem Urknall.
Das war etwas und doch nichts zugleich. Der Begriff Quantenvakuum drückt das aus: Vakuum steht für das Nichts, die Quanten für das "Etwas".
Damit kann ich aber auch völlig falsch liegen.
Sind nur so Gedanken von mir.
Man denkt sofort an Wittgenstein:
Wovon man nicht sprechen kann, darüber sollte man schweigen.
Genau das tut die Mystik, die sich nur Auserwählten erschließt. Mir ist sie viel zu schwammig.
"Der zukünftige Christ wird ein Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein" (Rahner).
Letzteres wird wohl der Fall sein, so wie's aussieht.
 
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