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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die letzten Worte des Sokrates (555 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 03.08.2019 um 15:06 Uhr (Zitieren)
Bei Platon (Phaidon 118a) sind sie überliefert:
Ὠ Κρίτων, ἔφη, τῷ Ἀσκληπιῷ ὀφείλομεν ἀλεκτρυόνα. ἀλλὰ ἀπόδοτε καὶ μὴ ἀμελήσητε.

Otto Apelt übersetzt:
Mein Kriton, wir müssen dem Asklepios einen Hahn opfern. Spendet ihn und verabsäumt es nicht.

Der Sinn scheint mir klar: Man opfert dem Asklepios als Dank für die Heilung von einer Krankheit. Für diese Heilung jedoch kann der Kranke nicht mehr selber opfern, denn die Krankheit, von der er geheilt wurde, ist das Leben.

Xenophon in seinen "Erinnerungen" berichtet nichts dergleichen, aber er war wohl auch nicht dabei.
Re: Die letzten Worte des Sokrates
filix schrieb am 03.08.2019 um 15:25 Uhr (Zitieren)
Das ist ja schon Nietzsches Interpretation, auf die er mehrmals zurückkommt, und als Outing eines Pessimisten in Die fröhliche Wissenschaft mit der Aufforderung quittiert: "Ach Freunde! Wir müssen auch die Griechen überwinden!".
Re: Die letzten Worte des Sokrates
Γραικίσκος schrieb am 03.08.2019 um 15:55 Uhr (Zitieren)
Das wäre nicht pessimistisch, wenn Sokrates - wie er es ja andernorts sagt - auf ein besseres Leben nach dem Tode vertraut ... bzw. es wäre "nur" pessimistisch in bezug auf unser irdisches Leben.

Sollte es ein jenseitiges Leben geben, so nähme ich dort gerne an einer Diskussion zwischen Hegel und Nietzsche zum Thema "Optimismus und Pessimismus nach dem Jahrhundert der Genozide" teil. Vorausgesetzt, sie haben im Jenseits die Zeitung gelesen.
Re: Die letzten Worte des Sokrates
filix schrieb am 03.08.2019 um 17:25 Uhr (Zitieren)
Nun ja, die sich für ihn in diesem Opfer an den Heilgott ausdrückende Sicht auf das Leben als langes Leiden ist Nietzsche allein Grund genug, ihn als Pessimisten zu kennzeichnen, eine Hoffnung auf ein wie auch immer geartetes besseres Leben gilt ihm nur als weiterer nur Ausdruck dieser Schwäche (obwohl er auch einen Pessimismus der Stärke kennt). Später rechnet er Sokrates ja unter die décadents, die sich einig darin sind, dass das Leben nichts taugt, und rückt ihn mit seiner dialektischen Methode in die Nähe von Reineke Fuchs und den Juden.

Was den Dialog im Jenseits angeht, könnte es sein, dass Hegel der Umstand, dass ein solcher überhaupt stattfinden kann, mehr Schwierigkeiten verursacht als die Integration von Millionen Morden in einen Entwicklungsprozess.
Re: Die letzten Worte des Sokrates
Γραικίσκος schrieb am 04.08.2019 um 14:47 Uhr (Zitieren)
Daß es ein Leben im Jenseits gibt, hätte möglicherweise auch Nietzsche vor Überraschung verstummen lassen.
Doch ein ewiges Leben bietet ja genügend Zeit, um sich von dem Schock zu erholen.

Zur Frage des Pessimismus und Optimismus wird im Herbst ein Buch von mir erscheinen, das u.a. die Antike, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche und auch das 20. Jhdt. umfaßt.
 
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