Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Das neue Interesse am Griechischunterricht? (482 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 25.12.2019 um 14:59 Uhr (
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"Totgeglaubte leben länger" ist ein Bericht in der FAZ vom 24.12.2091 über den Griechischunterricht in Deutschland betitelt.
Nach dem erwartbaren Hinweis über ein zurückgehendes Interesse (selbst) in Baden-Württemberg und Bayern, über einen regelrechten Absturz in Rheinland-Pfalz und dem Verweis auf insgesamt 10815 griechischlernende Schüler 2018/19 im Vergleich zu 5000 mehr noch im Jahre 2008/09 folgt die überraschende Nachricht, die den Titel rechtfertigen soll: "Ausgerechnet in Hamburg und Bremen gehen die Schülerzahlen steil nach oben, in Berlin, Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen [sic!] konnten sie stabilisiert werden."
Ich weiß nicht, ob durch die doppelte Nennung von Thüringen die Liste imposanter wirken soll, aber sehr imposant finde ich sie nicht.
In den Bundesländern mit einer traditionell starken humanistischen Bildung gehen die Zahlen weiter zurück, in den traditionell schwachen Ländern konnten sie - auf niedrigem Niveau - gehalten werden, und in den beiden Stadtstaaten gehen sie rasant nach oben (von 5 auf 10?).
Weiter wird erwähnt, daß das Graecum Pflicht sei nur noch in den Studienfächern Philosophie (glaube ich nicht!), Theologie und einigen altertumswissenschaftlichen Fächern.
Die eigentliche, wenn auch magere frohe Botschaft dürfte in Folgendem bestehen: "Nun gibt es eine neue Broschüre, die vom Schulausschuss der Kultusministerkonferenz (KMK) und von der EU-Kommission sowie von der Botschaft der Hellenischen Republik in Deutschland ausdrücklich unterstützt wird. Einen nicht geringen Anteil daran hat der Fachvertreter der KMK, Rolf Kussl, der das Fachreferat Alte Sprachen und das Schulreferat Humanistische Gymnasien im bayerischen Kultusministerium leitet. [...] Der Verfasser der Texte ist der frühere Vorsitzende des Deutschen Altphilologenverbandes (DAV) und pensionierte Griechisch- und Lateinlehrer Helmut Meißner. Er gewann den Klett-Verlag dafür, einen Teil der Kosten mit 2000 Euro zu bezuschussen. Der Verlag wird auch 2020 mit einer entsprechenden Summe helfen und die Broschüre bewerben."
Der Inhalt der Werbebroschüre ist erwartbar: Viele Wörter unserer Sprache sind griechischen Ursprungs, und im Griechischunterricht werden - Dank sei der Philosophie! - menschliche Grundfragen behandelt. Es folgen Übungsaufgaben für interessierte Schüler.
Man muß schon ein großer Optimist sein um zu glauben, daß das viel bewirken wird.
Immerhin: es geschieht überhaupt etwas.