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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Tod Alexanders des Großen #2 (437 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 01.02.2020 um 14:51 Uhr (Zitieren)
II. DER BERICHT DES QUINTUS CURTIUS RUFUS: Geschichte Alexanders des Großen (ca. 50 u.Z.)

10,5 (1) Die aufsteigenden Tränen erweckten bei einem Betrachter den Eindruck, das Heer sehe in ihm nicht mehr den König, sondern bereits seine Leiche. (2) Noch größer war der Schmerz derer, die um sein Lager herumstanden. Als der König sie so sah, sprach er: „Werdet ihr nach meinem Tod einen König finden, der solcher Männer würdig ist?“ [cum excessero, dignum talibus viris regem?] (3) Es klingt unglaublich, wenn man hört, er sei in derselben Körperhaltung, die er angenommen hatte, als er die Soldaten hereinließ, verblieben, bis er vom ganzen Heer den letzten Gruß erhalten hatte, und erst als die Menge entlassen war, lehnte er seine ermatteten Glieder zurück, als ob er von allen Verpflichtungen im Leben frei sei. (4) Er ließ seine Freunde näher herantreten - die Stimme hatte ihm nämlich schon zu versagen begonnen -, zog seinen Ring vom Finger und gab ihn Perdikkas zusammen mit dem Auftrag, seinen Leichnam zum Zeus Ammon bringen zu lassen. (5) Auf ihre Frage, wem er sein Reich hinterlasse, erwiderte er: dem Besten. Aber er sehe schon voraus, dass man im Zuge dieses Wettstreites große Leichenspiele für ihn veranstalten werde. (6) Als Perdikkas erneut fragte, wann er wünsche, dass ihm göttliche Ehren erwiesen würden, antwortete er: Er wolle es dann, wenn sie selbst glücklich seien. Dies waren die letzten Worte des Königs; bald darauf verstarb er. (7) Und zunächst hallte der ganze Palast vom Schluchzen, Wehklagen und Jammern wider. Bald erstarrte alles wie in einer menschenleeren Wüste in düsterem Schweigen, als sich ihr Schmerz dem Gedanken zuwandte, was nun werden solle. (8) Die Edelknaben, die daran gewöhnt waren, sich um den König persönlich zu kümmern, konnten weder die Heftigkeit ihres Schmerzes verkraften noch ertrugen sie es, selbst in der Vorhalle des Palastes zu bleiben: Wie die Wahnsinnigen rannten sie herum und hatten die große Stadt mit Trauer und Trübsal erfüllt, wobei sie keine der Klagen ausließen, die bei einem solchen Schicksalsschlag der Schmerz mit sich bringt. (9) So also strömten sie zusammen, Makedonen ebenso wie Barbaren, die draußen vor dem Palast gestanden hatten, und man konnte Besiegte und Sieger in ihrem gemeinsamen Schmerz nicht unterscheiden. Indem die Perser nach ihrem gerechtesten und gnädigsten Gebieter, die Makedonen nach ihrem besten und tapfersten König riefen, veranstalteten sie gewissermaßen einen Trauerwettkampf. (10) Aber nicht nur Stimmen der Trauer, sondern auch des zornigen Schmerzes wurden laut, dass er in so frischer Kraft und in der Blüte seiner Jahre und seines Glücks durch den Neid der Götter den Menschen auf Erden entrissen worden sei. Seine Kraft und sein Gesichtsausdruck, wenn er die Soldaten in die Schlacht führte, Städte belagerte, Mauern erklomm und tapfere Männer vor der Versammlung belohnte, traten ihnen vor Augen. [...]

(Q. Curtius Rufus, Geschichte Alexanders des Großen. 2 Bde. Hrsg. v. Frank Fabian et al. Darmstadt 2007; Bd. 2, S. 269-271)
 
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