Burgess, der mittlerweile der Sache ein ganzes Buch gewidmet hat -
The Death and Afterlife of Achilles - diskutiert in dem im anderen Thread erwähnten Aufsatz einige Erklärungsmodelle, darunter auch Gift, die Vorstellung, der Punkt sei Sitz der Lebenskraft usf., allerdings stets in der Verbindung mit den verschiedenen Versionen.
In der älteren Erzähltradition ist seiner Ansicht nach Achill grundsätzlich nicht unverwundbar, er stirbt z.B. auf einer Vase aus der Mitte des 6. Jhdts an zwei Pfeilschüssen, der eine trifft ihn etwas über der Ferse, der andere in die Seite:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b/DeathOfAchilles_Rumpf_ChalkidischeVasen.jpg Der erste Pfeil beraubt den Peliden demnach einer seiner herausragenden Eigenschaften, der schon in der Ilias ihm zugeschriebenen Schnellfüßigkeit, und macht ihn dadurch außer Gefecht gesetzt zum leichteren Opfer für den tödlichen Schuss.
Dieses Motiv bleibt teilweise erhalten und fordert aber später unter neuen Vorzeichen andere Begründungen. Mit der häufigen Verlegung der Todesszene in den Tempel Apolls, wo er relativ ungeschützt ist, und dem Aufkommen seiner fast vollständigen physischen Unverwundbarkeit (die sich nicht einer speziellen Rüstung verdankt) wird das Bad im Styx zu Erklärung dafür, warum er gerade an dieser Stelle, der einzig verwundbaren nämlich, und keiner anderen getroffen wird. Mit einer rein rationalen Erklärung, warum eine Verletzung gerade dort tödlich ist, kommt man dem Mythos nicht bei. Es ist eben der wunde Punkt, der den Helden angreifbar und letztlich sterblich macht, einen zweiten Treffer braucht es nicht - die von dir zitierten Verse drücken das denn auch aus, es ist, als hätte ihn der Pfeil ins Herz getroffen.