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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
nin me šár-ra #3 (464 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 22.02.2020 um 00:15 Uhr (Zitieren)
Große Herrin1) der Herrinnen! Für die wirkmächtigen göttlichen Gewalten
aus schicksalsträchtigem Mutterleib hervorgekommen,
deiner eigenen Mutter überlegen,
weise und vorausschauend, Herrin über alle Länder,
die vielen Menschen Leben gewährt, dein schicksalsbestimmendes
Lied will ich dir jetzt anstimmen!
Gottheit, gewaltig an Tat, der die göttlichen Mächte zukommen,
dein großartiger Spruch ist am allermächtigsten!
Frau, gewaltig an Tat, mit unergründlichem, strahlendem
Herzen, deine göttlichen Mächte will ich dir jetzt sagen!

In meinen schicksalsbestimmenden Teil der Tempelanlage (Ĝepar)
war ich zu dir hin eingetreten,
ich, die Hohepriesterin, ich, Encheduana2).
Während ich den Korb für ein besonderes Ritual trug,
den Festjubel angestimmt hatte,
da hat man die Totenopfergaben aufgestellt, als hätte
mein eigenes Leben schon geendet!
Dem Licht kam ich nahe: da wurde es mir sengend heiß.
Dem Schatten kam ich nahe: Nachdem er mir durch Sturmeswüten verhüllt wurde,
da wurde mein süßklingender Mund ekelerregend,
alles, womit ich sonst Freude bewirkte, wurde zu Staub.

Mein Schicksal mit Suen und Lugalane3)
berichte An! An möge es mir lösen!
Gleich berichtest du es An. An wird es uns lösen!

„Das Schicksal von Lugalane wird eine Frau wegreißen.
Weil Berge4) und Wasserfluten ihr unterworfen zu Füßen liegen,
weil diese Frau (auch gegenüber anderen Gegnern) gewaltig ist,
wird sie die Stadt vor sich erzittern lassen.
Tritt (vor Gericht), damit sie mir das, was in ihrem Herzen
rumort, beruhigend abkühle!“

Encheduana bin ich – ein Gebet will ich nun zu dir sprechen.
Meiner Tränenklage, als wäre sie ein angenehmes Trankopfer,
will ich vor dir, schicksalsbestimmende Inana, nun
freien Lauf lassen: „Dein (ist es, das) Urteil zu vollstrecken!“, sage ich jetzt zu dir.

Was Dilimbabbar angeht, so bekümmere dich nicht!
Währenddessen, daß bis hin zu den Reinigungsriten5)
des schicksalsbestimmenden An alles,
was diesen angeht, verdorben wurde,
hat er (Lugalane) von An (den Tempel) Eana6) weggerissen!
Dem ehrwürdigsten Gott (An) hat er keine Ehrfurcht entgegengebracht!
Diesen Tempel, an dessen Wonne er (An) wahrlich nie satt
wurde, dessen Schönheit er niemals überdrüssig
geworden wäre,
diesen Tempel hat er (Lugalane) ihm (An) zu einer Stätte des Abscheus gemacht!
Eine Art „Gefährte“ ...! – Während er so zu mir eingetreten
war, hat er (in Wahrheit vielmehr) seinen Neid an mich herangetragen!

Meine gewaltige göttliche Wildkuh! Den sollst du verjagen, den sollst du packen!
Am Ort, der Leben ermöglicht – ich – was bin ich da noch?
Als ein rebellierendes Gebiet, deinem Nanna verhaßt,
soll An sie (die Stadt Ur) ausliefern!
Diese Stadt – An soll sie niederschmettern!
Enlil soll sie verfluchen!
Keine Mutter soll ein weinendes Kind dieser Stadt beruhigen7)!

(a.a.O., S. 344-347)

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1) sumerisch nin gal, homophon zu Ningal, der Mutter Inanas
2) Der hohepriesterliche Amtsname bedeutet „Hohepriester(in), Zierde des Himmels“.
3) ein Gott aus Ur
4) Sumerisch kur bedeutet sowohl „Bergland“ wie auch – im übertragenen Sinne – „Feindland“.
5) Die Reinigungsrituale sind grundlegende Voraussetzung für den gesamten Kult.
6) Eana bedeutet wörtlich „Himmelshaus“ und ist damit auch ein Haus des Himmelsgottes An.
7) Das bedeutet vor allem, daß die Stadtgöttin von Ur ihr „Kind“, d.h. ihren Schützling Lugalane seinem Schicksal überlassen soll.
 
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