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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
ἡ ὑστέρα und Hysterie (386 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 28.04.2020 um 16:37 Uhr (Zitieren)
ἡ ὑστέρα - ein Femininum von ὁ ὕστερος: das letzte, unterste Eingeweide im weiblichen Leib.
In Verbindung stehend mit ὕστερος, ὑστεραῖος, ὑστερίζω usw.

Die verschiedenen Erkrankungen der Gebärmutter werden vor allem im Corpus Hippocraticum behandelt: ΠΕΡΙ ΓΥΝΑΙΚΕΙΗΣ ΦΥΣΙΟΣ - De muliebribus - Über die Frauenkrankheiten.

Der davon abgeleitete psychologische Terminus Hysterie ist eine im 19. Jahrhundert aufgekommene Neuprägung - so gewählt, weil diese Neurose vor allem Frauen zugesprochen wurde.

Nietzsche war da schon etwas weiter. Er nannte das Phänomen Idiosynkrasie (ebenfalls aus dem Griechischen abgeleitet) und diagnostizierte es bereits bei den Griechen:
Der Tod, der Wandel, das Alter ebensogut als Zeugung und Wandel sind für sie Einwände, - Widerlegungen sogar.

(Götzen-Dämmerung: Die "Vernunft" in der Philosophie 1)

Die Überempfindlichkeit gegenüber dem, was natürlich ist - Vergänglichkeit, Alter, Krankheit, Tod -, ist ein Symptom der Idiosynkrasie. Oder einer chronische Überanspannung, Überreaktion, Nervenschwäche: die Neurasthenie (aus dem Griechischen auch dies).

Es sind aus einer alten Sprache entlehnte Bezeichnungen für einen sehr modernen Zustand. Der zivilisierte Mensch verträgt das Natürliche nicht mehr, die condicio humana.
Daß wir alt werden, krank werden, sterben müssen.

Ich formuliere als These: Eher runinieren wir die Weltwirtschaft und gefährden die materielle Lebensgrundlage vieler Millionen Menschen, als daß wir uns damit abfinden.
Eleatisch-platonisch: Eher erklären wir die ganze Welt für schlecht, als daß wir den ständigen Wandel und damit das Vergehen akzeptieren.
Re: ἡ ὑστέρα und Hysterie
Γραικύλος schrieb am 28.04.2020 um 16:42 Uhr (Zitieren)
runinieren --> ruinieren
Re: ἡ ὑστέρα und Hysterie
Γραικύλος schrieb am 30.04.2020 um 23:57 Uhr (Zitieren)
Die Hysterie als psychiatrisches Problem gab es in der Antike sowenig wie die Psychiatrie.
Selbst Phänomene wie die Melancholie u.ä. wurden nur innerhalb der (physiologischen) Säftelehre behandelt.
 
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