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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Bürgschaft (578 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 08.05.2020 um 15:53 Uhr (Zitieren)
Schillers bekannte Ballade geht auf den folgenden Bericht des Iamblichos (ca. 275 - 330 u.Z.) in seinem Buch über Pythagoras und die Pythagoreer zurück.
Die folgende Geschichte wird teils über Dionysios I. von Syrakus, teils über seinen Sohn und Nachfolger Dionysios II. berichtet.
233. [...] Daß sie [sc. die Pythagoreer] Freundschaften mit Außenstehenden keineswegs nur gelegentlich ablehnten, sondern sie ganz bewußt umgingen, sich davor in acht nahmen und (auf diese Weise) viele Generationen lang unverbrüchlich die Freundschaft untereinander bewahrten, kann man aus einer Erzählung des Aristoxenos in seinem Buch „Über die pythagoreische Lebensform“ schließen. Er will sie selbst aus dem Munde des Tyrannen Dionysios (II.) von Sizilien gehört haben, als dieser, nachdem man ihn abgesetzt, in Korinth Lesen und Schreiben lehrte.

234. Folgendes berichtet Aristoxenos: „Der Wehklagen, Tränen und alles derartigen enthielten sich die Pythagoreer so weit wie möglich. Dasselbe gilt von Schmeichelei, Bitten, Flehen und dergleichen. Der abgesetzte Dionysios kam nach Korinth. Dort hat er uns oft die Geschichte von den Pythagoreern Phintias und Damon erzählt. Es handelte sich um eine Bürgschaft [ἐγγύη] auf Leben und Tod. Sie kam auf folgende Weise zustande: wie Dionysios erzählte, hatten einige Leute aus seiner Umgebung häufig mit Hohn und Spott der Pythagoreer gedacht, sie Prahlhänse genannt und bemerkt, ihre betonte Vornehmtuerei, ihre geheuchelte Freundestreue und Leidenschaftslosigkeit werde ihnen schon vergehen, wenn man ihnen einen tüchtigen Schrecken einjagte.

235. Einige widersprachen, und es gab Streit. Schließlich einigte man sich auf folgende Intrige gegen Phintias und seinen Kreis: seinen eigenen Worten nach ließ Dionysios darauf den Phintias kommen. Ein Ankläger erklärte ihm offen ins Gesicht, er trachte erwiesenermaßen zusammen mit einigen anderen dem Tyrannen nach dem Leben. Dies bezeugten die Anwesenden, und der Unwille des Dionysios kam ganz überzeugend heraus.
Phintias war über die Rede betroffen. Als aber Dionysios ihm ausdrücklich erklärte, der Fall sei schon genau untersucht, und der Angeklagte müsse sterben, erwiderte Phintias: ‚Wenn du es so beschlossen hast, so möchte ich mir nur noch den Rest des Tages ausbitten, um mein und des Damon Hauswesen in Ordnung zu bringen.‘ Die beiden lebten nämlich zusammen und hatten alles gemeinsam. Phintias hatte als der Ältere den größten Teil der Verwaltung des Hauses auf sich genommen. Er verlangte nun zu diesem Zwecke entlassen zu werden und stellte den Damon als Bürgen.

236. Dionysios – so erzählte er selbst – fragte erstaunt: ‚Gibt es denn einen solchen Menschen, der auf Leben und Tod eine Bürgschaft eingeht?‘ Phintias bejahte es, und man ließ dem Damon kommen. Der hörte sich an, was geschehen war, und erklärte, er wolle sich verbürgen und an Ort und Stelle bleiben, bis Phintias zurückkehrte. Dionysios war nach seinen eigenen Worten jetzt schon erschüttert; die Anstifter der Probe verspotteten den Damon: er werde im Stich gelassen werden und wie der Hirsch statt Iphigeniens sterben müssen. Als die Sonne schon am Untergehen war, erschien Phintias, um den Tod zu erleiden. Darob waren alle erschüttert und entwaffnet. Dionysios aber – wie er selbst sagte – umarmte und küßte die Freunde und bat sie darum, ihn als dritten in ihren Freundschaftsbund aufzunehmen [τρίτον αὐτὸν εἰς τὴν φιλίαν παραδέξασθαι]. Sie aber ließen sich zu einem solchen Schritt durchaus nicht herab, obwohl der Tyrann sehr aufdringlich war.“ Das berichtet Aristoxenos; er will es von Dionysios selbst erfahren haben.

(233 – 236)

Aristoxenos war ein Musiker, Musiktheoretiker, Philosoph und Biograph des 4. Jhdts. v.u.Z.
 
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