Wer sich viel versprochen hat von der Röntgenfluoreszenzanalyse bzw. konfokalen Fluoreszenztomographie [ha!] im Hinblick auf die in Herculaneum gefundenen, aber stark verkohlten Buchrollen - eine ganze Bibliothek -, der muß seine Hoffnungen dämpfen:

1. Bisher hat man nur einzelne Buchstaben, allenfalls Wörter entziffern können.
2. Die immerhin mögliche Zuordnung weist entweder auf eine Philodemos-Spezialbibliothek, sonfern man nicht zufällig gerade auf diesen Teil der Gesamtbibliothek gestoßen ist. Mutmaßlich war der Inhaber ein Epikureer.
3. Ob andere Räume des Gebäudes, die andere Werke beinhalten könnten, jemals vom versteinerten Schlamm befreit und ausgewertet werden können, steht in den Sternen. Der Erfolg gilt als zweifelhaft, und derzeit ruhen die Arbeiten.
4. Das Verfahren ist sehr konstenintensiv, vor allem im Hinblick auf die "Beamtime", d.h. die erforderliche Arbeitszeit an einem der Meßplätze. Immerhin können die selbst lernenden Programme ("Deep Learning") Strukturunterschiede zwischen Papyrus und Tinte erkennen. Aber schon die Identifizierung eines einzelnen Buchstabens gilt als großer Erfolg.

(Spektrum Geschichte 01.20, S. 68-75)

Den kompletten Aischylos werde ich wohl nun doch nicht mehr erleben.