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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
ΕΠΙΣΤΟΛΑΙ ΚΡΟΝΙΚΑΙ #2 (395 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 21.05.2020 um 00:01 Uhr (Zitieren)
Wir finden es ganz unerträglich, daß der eine nichts zu tun haben soll als auf einem Purpurbett die langsame Verdauung einer zu reichlichen Mahlzeit abzuwarten, seinem Leibe gütlich zu tun, sich Komplimente über seine Glückseligkeit machen zu lassen und alle Tage im Jahr Feiertag zu haben; während wir anderen uns sogar im Traume mit nichts anderem beschäftigen, als wo wir vier Obolen hernehmen sollen, um uns am nächsten Tage mit einem Magen voll trocken Brot oder Gerstenbrei und einer Handvoll Kresse oder Lauch oder ein paar Zwiebeln zum Beigericht wieder schlafen zu legen.

Also, lieber Kronos, eins von beiden: entweder ändere diesen Zustand und stelle die alte Gleichheit wieder her [μεταποιεῖν ἐς τὸ ἰσοδίαιτον], oder befiehl wenigstens den Reichen, nicht alles Gute für sich allein zu behalten, sondern von ihren vielen Tonnen Gold wenigstens eine Metze voll unter uns auszuwerfen und von ihren vielen Kleidern uns nur das zukommen zu lassen, was ihnen sonst die Motten zernagen würden, ohne daß sie sich darum kümmerten; da es doch ohnehin zugrunde ginge, sollten sie es also lieber uns gönnen als es in ihren Kisten und Kasten muffig werden und vermodern zu lassen.

Ferner befiehl ihnen auch, immer vier bis fünf Arme zu Tisch zu bitten, aber nicht in der heutzutage üblichen, sondern in einer humanen Manier [μὴ μέντοι ἐς τὸν νῦν τρόπον, ἀλλ‘ ἐς τὸ δημοτικώτερον], so daß alle gleich traktiert wer-den, nicht daß der Hausherr alle guten Bissen für sich behält und der Bediente mit der Schüssel bei ihm stehenbleiben muß, bis er sich so vollgestopft hat, daß er nicht mehr kann, und wenn sie dann endlich auch zu uns kommt und wir zulangen wollen, der Bediente uns die leere Schüssel oder das kleine Restchen, das noch drin liegt, zeigt und damit vorübergeht; auch nicht, daß der Zerleger, wenn ein Wildschwein aufgetragen wird, gleich die Hälfte davon samt dem Kopfe dem Hausherrn vorsetzt, den Gästen hingegen eingewickelte Knochen anbietet.

Auch bitte ich dich, Du wollest den Einschenkern empfehlen, nicht zu warten, bis wir siebenmal zu trinken gefordert haben, sondern sobald einer von uns zum ersten Male zu trinken begehrt, gleich einzuschenken und ihm einen ebenso vollen Becher zu reichen wie dem Herrn des Hauses selbst; ebenfalls, daß alle Gäste von einem und demselben Wein bekommen sollen, denn ich wüßte nicht, wo geschrieben steht, daß jener Muskateller trinken, ich hingegen mir die Gedärme vom Krätzer zerfressen lassen soll.

Wirst Du, o Kronos, das alles reformiert und ins reine gebracht haben, dann wird man sagen können, Du habest das Leben wieder zum Leben und Dein Fest wieder zum Fest gemacht [βίον μὲν τὸν βίον, ἑορτὴν δὲ τὴν ἑορτὴν ἔσῃ πεποιηκώς]; andernfalls mögen die Reichen Deine Kronien unter sich begehen. Wir aber wollen zu Hause sitzen und wünschen, daß der Sklave [παῖς], der ihnen einschenken soll, wenn sie vom Bade kommen, den Weinkrug vor ihrer Nase auf den Boden fallen läßt; daß der Koch ihre Ragouts anbrennen läßt und aus Versehen den gesalzenen Fisch in den Linsenbrei wirft; daß ein Hund in die Küche kommt und die ganze Wurst und den halben Kuchen auffrißt, während die Köche mit anderen Dingen zu tun haben; und daß, während das Wildschwein, der Hirsch und die Spanferkel am Spieße sind, das Wunder sich erneuere, das Homer von den Sonnenrindern erzählt , und daß sie nicht nur davonkriechen, sondern aufspringen und mit den Spießen im Hintern in den Wald zurücklaufen, ja daß sogar die Kapaune, wenn sie schon gerupft und zugerichtet sind, aus den Schüsseln davonfliegen, um sich von diesen Unersättlichen nicht allein essen zu lassen; und – was sie ganz besonders verdrießen wird – daß Ameisen von der Familie jener berühmten indischen sich in ihre Schatzkammern eingraben und ihnen bei Nacht und Nebel all ihr Gold auf die Straße hinaustragen; daß ihre schönsten Kleider aus Unachtsamkeit ihrer Garderobendiener von allerliebsten Mäusen so siebmäßig durchlöchert werden, bis man sie für Fischernetze halten könnte; und daß ihre schönen, goldlockigen Knaben, ihre sogenannten Hyakinthen, Achillen und Narkissen, in dem Augenblick, da sie ihnen die Trinkschale reichen, plötzlich alle Haare verlieren und so kahl werden wie das Innere ihrer Hand, dafür ihnen aber auf der Stelle ein großer stacheliger Zottelbart im Geschmack der keilförmigen Komödienbärte bis an die Schläfe hinaufwachse, um die bleiche Glätte der fleckweise hervorblickenden kahlen Stellen desto besser hervortreten zu lassen.

Das und anderes dergleichen werden wir ihnen wünschen, wenn sie sich nicht bald entschließen, ihrer übermäßigen Eigenliebe [τὸ ἄγαν φίλαυτον] zu entsagen und nicht bloß für sich selbst, sondern auch zum allgemeinen Besten [ἐς τὸ κοινόν] reich zu sein und uns anderen einen billigen Anteil von ihrem Überfluß zukommen zu lassen.

(Quellenangabe folgt am Schluß.)
Re: ΕΠΙΣΤΟΛΑΙ ΚΡΟΝΙΚΑΙ #2
Γραικύλος schrieb am 21.05.2020 um 13:48 Uhr (Zitieren)
Lukian, wie gesagt.
 
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