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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Jesus und die Sklaverei (599 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 22.05.2020 um 18:38 Uhr (Zitieren)
Bekanntlich hat niemand in der Antike die Abschaffung der Sklaverei gefordert. Man denkt an Jesus, doch nein, auch er nicht. Aber wie hat Jesus über die Sklaverei gedacht? Explizit hat er sich dazu nirgends geäußert, aber implizit läßt sich seinen Gedanken durchaus etwas entnehmen, was ein wenig dadurch verschleiert wird, daß in den Übersetzungen meist von „Knecht“ die Rede ist, wo im Original „δοῦλος“ steht.

Nehmen wir als Beispiel das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht resp. Sklaven (Matthäus 18,21-35). Wie setzt Jesus dieses Verhältnis hier gleichnishaft ein? Wer sagt, Gott verhalte sich zu uns wie ein Herr zu seinen Sklaven, der kann unmöglich die Sklaverei ablehnen, weil er dann auch Gott, der sich zu uns ja verhält wie ein Sklavenhalter, kritisieren müßte – was Jesus natürlich gänzlich fernliegt. Nein, auch für Jesus war die Sklaverei eine selbstverständliche Gegebenheit.

Übrigens verfährt der Herr (alias Gott) in diesem Gleichnis keineswegs so mit seinen Sklaven, wie er es von den Sklaven (alias wir Menschen) untereinander verlangt, daß wir einander nämlich siebenmal siebzigmal verzeihen sollten – nein, er übergibt den einmal ungehorsamen Sklaven den Folterknechten. Man kann sich einen freundlicheren Herrn vorstellen.
Re: Jesus und die Sklaverei
Γραικύλος schrieb am 22.05.2020 um 18:43 Uhr (Zitieren)
Die Logik dieses Gleichnisses - und einiger anderer - setzt eine unbezweifelte Akzeptanz der Sklaverei voraus.
Re: Jesus und die Sklaverei
Gast schrieb am 23.05.2020 um 17:31 Uhr (Zitieren)
vgl:
Vom Leben nach der Berufung

17 Doch soll jeder so leben, wie der Herr es ihm zugemessen, wie Gott einen jeden berufen hat. Und so ordne ich es an in allen Gemeinden.

18 Ist jemand als Beschnittener berufen, der bleibe beschnitten. Ist jemand als Unbeschnittener berufen, der lasse sich nicht beschneiden.

19 Die Beschneidung ist nichts, und die Unbeschnittenheit ist nichts, sondern: Gottes Gebote halten.

20 Ein jeder bleibe in der Berufung, in der er berufen wurde.

21 Bist du als Knecht berufen, so sorge dich nicht; doch kannst du frei werden, so nutze es umso lieber.

22 Denn wer im Herrn als Knecht berufen ist, der ist ein Freigelassener des Herrn; desgleichen wer als Freier berufen ist, der ist ein Knecht Christi.

23 Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte.

24 Brüder und Schwestern, bleibt alle vor Gott, worin ihr berufen seid

1 Kor 7, 17 ff.
Re: Jesus und die Sklaverei
Γραικύλος schrieb am 24.05.2020 um 15:00 Uhr (Zitieren)
Hat nicht Paulus auch einen entlaufenen Sklaven seinem Herrn zurückgeschickt (mit der Bitte, ihn freundlich zu behandeln)?

***

Vgl. Kolosser 3,22 - 4,1
Re: Jesus und die Sklaverei
Γραικύλος schrieb am 24.05.2020 um 15:11 Uhr (Zitieren)
Aber Paulus ist ein eigenes Thema. Mir ging es um die Deutung eines bestimmten Typs von Gleichnissen Jesu im Hinblick auf implizite Aussagen zur Sklaverei.
Re: Jesus und die Sklaverei
Gast schrieb am 24.05.2020 um 15:20 Uhr (Zitieren)
Re: Jesus und die Sklaverei
filix schrieb am 24.05.2020 um 15:53 Uhr (Zitieren)
Bei Paulus gibt es ja einige Indizien, dass er aus der Familie eines Freigelassenen stammt. Das bildete nicht nur den Hintergrund mancher Begrifflichkeiten, sondern passte gut ins Schema, wonach soziale Aufsteiger und ihre Nachkommen eher zur Affirmation der Verhältnisse, denen sie entkommen sind, neigen.

So nebenbei verdiente die sich in der Kirche fortsetzende Herr-Knecht-Metaphorik in Gestalt des vom Oberhaupt geführten Titels Servus servorum Dei eigentlich einen Eintrag im Paradoxiethread.
 
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