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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Religion in der Antike (438 Aufrufe)
Jürgen Weber schrieb am 28.05.2020 um 07:08 Uhr (Zitieren)
Moin, moin

Ich hätte eine Frage an euch Experten:

Wie hat man in der Antike eigentlich reagiert,
wenn die Götter "versagt haben"?
Wenn es trotz Opfer und Verehrung zu
Katastrophen oder sonstigen Unglücken kam?
Kamen da nicht Zweifel auf an der Sinnhaftigkeit
religiöser Praktiken auf? Wurden Kritiker verfolgt
und unterdrückt?
Was waren die Hauptfunktionen von Religion
in der Antike?
Könnte mir jemand bitte die wesentlichen Aspekte
kurz nennen?
Gibt es ein Standardwerk zu diesem Thema?
Vielen Dank im Voraus.

Gruß
Jürgen
Re: Religion in der Antike
Marcella schrieb am 28.05.2020 um 11:31 Uhr (Zitieren)
Hallo, Jürgen. Das ist die selbe Frage, mit der sich auch das Christentum auseinadersetzen musste, wenn es zu Katastrophen kam, z.B. nach dem Fall von Konstantinopel oder nach Saladins famosen Erfolgen. Dan haben die Theologen zu tun.
Interessant ist zum Beispiel der Rechtfertigungsnot, der sich z.B. Augustinus nach der Eroberung Roms durch Alarich ausgesetzt sah. Diese fand statt nach der Zwangschristianisierung der Bevölkerung durch Theodosius und führte zu sehr vielen Rückfragen...
Interessant ist auch die Neuformierung des Judentums nach den Verlusten der Staatlichkeit und nach der Rückkehr der Eliten aus der Babylonischen Gefangenschaft. Die Katastrophen wurden quasi zur Erfolgsgeschichte umgedeutet.
Ansonsten bedeutete das militärische Unterliegen auch die Niederlage des/der regionalen Gottes/Götter. Schwer, in solcher Situation sich nicht zum Gewinner zu bekehren.
Frag´mal die tapferen Anhänger von Schalke, wie man so etwas verkraftet.
Re: Religion in der Antike
Γραικύλος schrieb am 28.05.2020 um 14:53 Uhr (Zitieren)
Als Ergänzung:
Das Problem, wenn Götter nicht 'funktionieren', ist tatsächlich eines, das in allen Religionen auftritt.
Denke nur an die aktuellen Fälle, in denen zunächst im Elsaß, dann in Hessen sich Gläubige beim Gottesdienst, beim Beten eine Virus-Infektion zugezogen haben. Was soll man da von der Wirksamkeit des Betens halten?

Viele Gläubige denken sich hilfsweise Erklärungen aus oder verdrängen diese Erfahrung, um weiter unter der stablisierenden Wirkung eines intakten Glaubens leben zu können, während andere zu Skeptikern werden.

Das war in der Antike nicht anders.
Vgl. nur die folgende, von dem Kyniker Diogenes überlieferte Anekdote:
Als einer die Weihgeschenke in Samothrake anstaunte, sagte er: „Es wären deren noch weit mehr, wenn auch die nicht Geretteten solche Stiftungen machten.“

Mit den Weihegeschenken sind solche zum Dank für eine gelungene Seefahrt gemeint.

Anklagen wegen Gottlosigkeit (Asebie) sind in polytheistischen Kulturen weit seltener als in monotheistischen. In Griechenland kamen sie kaum vor - auch wenn es einen berühmten Ausnahmefall gibt: den des Sokrates, bei dem allerdings die Hintergründe nicht ganz klar sind.

Meinst Du mit dem Standardwerk ein (zu kaufendes/auszuleihendes) Buch oder einen Link?
Ein Klassiker, geschrieben zudem von einem sehr guten Autor, ist der folgende:
Fritz Mauthner

Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande

4 Bände
Stuttgart/Berlin 1922/23

Der erste Band befaßt sich mit der Antike.

Weitere (neuere) Bücher müßte ich suchen.

Die "Hauptfunktionen der Religion in der Antike" ist natürlich ein großes Faß. In dem befinden sich Max Weber, Mircea Eliade, Karl Kerényi und viele andere.
Re: Religion in der Antike
Aristoteles schrieb am 28.05.2020 um 15:35 Uhr (Zitieren)
Dazu passt Folgendes (Erdbeben von Lissabon, 1755, Allerheiligen)

Das Erdbeben warf für Philosophen und Theologen das alte Theodizee-Problem neu auf: Wie kann ein allmächtiger und gütiger Gott ein so gewaltiges Unglück wie das Erdbeben von Lissabon zulassen? Warum hatte das Beben die Hauptstadt eines streng katholischen Landes getroffen, das für die Verbreitung des Christentums in der Welt wirkte? Und warum überdies am Festtag Allerheiligen? Und warum waren zahlreiche Kirchen dem Beben zum Opfer gefallen, aber ausgerechnet das Rotlichtviertel Lissabons, die Alfama, verschont geblieben? Gelehrte wie Voltaire, Kant und Lessing diskutierten diese Fragen.


Meine Theorie:
Im Rotlichtviertel geht es ehrlicher zu als
in der Kirche. Daher wurde es geschont :)
 
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