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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Assyrer und Babylonier (437 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 17.06.2020 um 23:50 Uhr (Zitieren)
Ich stelle zwei Inschriften einander gegenüber:
EINE INSCHRIFT
DES ASSURBANIPAL VON ASSYRIEN
(reg. 669 – 631/627 v.u.Z.)

Auf meinem Rückmarsch eroberte ich Uschu , das an der Küste des Meeres gelegen ist. Die Einwohner von Uschu, die ihren Statthaltern nicht gefügig waren und keine Abgabe lieferten als jährliche Schenkung, tötete ich. Unter den unbotmäßigen Einwohnern hielt ich ein Strafgericht ab. Ihre Götter und ihre Einwohner schleppte ich nach Assyrien.

Die unbotmäßigen Einwohner von Akko tötete ich. Ihre Leichen hängte ich an Stangen rings um die ganze Stadt. Die Übriggebliebenen nahm ich mit nach Assyrien, vereinigte sie zu einer Heeresabteilung und fügte sie zu meinen zahlreichen Truppen, die Assur mir geschenkt hat, hinzu.

(Otto Kaiser u.a. (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments; Bd. I: Rechts- und Wirtschaftsurkunden, Historisch-chronologische Texte. Darmstadt 2019, S. 401)
EINE INSCHRIFT
DES NEBUKADNEZAR II. VON BABYLON
(reg. 605-562 v.u.Z.)

Damals – der Libanon, das [Zedern]gebirge, der üppige Wald Marduks, dessen Geruch angenehm ist, wo hohe Zedern [...] ein anderer Gott [...] [...] ein anderer König nicht [...] [...] der mich berief, Marduk, mein König, für einen Palast eines Fürsten [...] des Himmels und der Erde geeignet waren, Zierde [...], welche ein fremder Feind sich angeeignet und dessen Ertrag er weggenommen hatte, dessen Leute geflohen waren und das Weite gesucht hatten – in der Kraft des Nebo und des Marduk, meiner Herren, zum Libanon zu [ziehen], schickten sie [...]. Seinen Feind verjagte ich oben und unten, und ich beglückte das Land.

Seine verstreuten Einwohner sammelte ich und führte sie an ihren Ort zurück. Was kein früherer König getan hatte – hohe Berge durchbrach ich, Gebirgssteine spaltete ich, Zugänge öffnete ich, einen Weg für Zedern bahnte ich, hin zu Marduk, dem König. Mächtige, hohe, starke Zedern, deren Güte überaus kostbar und deren angemessene Schönheit hervorragend war [...] Ertrag des Libanon, ließ ich gleich Rohr den Fluß [...], den Arachtu ließ ich duften.

In Babel Euphratpappelholz [...]. Die Leute ließ ich im Libanon wie auf einer Aue lagern, ich ließ ihnen keinen Störenfried erstehen. Damit niemand Schaden stifte, [habe ich] ein ewiges Bild meiner Majestät [hergestellt] ...

(Otto Kaiser u.a. (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments; Bd. I: Rechts- und Wirtschaftsurkunden, Historisch-chronologische Texte. Darmstadt 2019, S. 405)

Begnadete Selbstdarsteller sind sie ja beide, aber Nebukadnezar II. sieht seine Größe immerhin darin, das Land beglückt und den Menschen eine Aue als Lagerstätte geschenkt zu haben.

Re: Assyrer und Babylonier
Marcella schrieb am 18.06.2020 um 11:08 Uhr (Zitieren)
Präambel des Codex Hamurapi: "..damals gaben mir, Hammurabi, dem stolzen Fürsten, dem Verehrer der Götter, um eine Gesetzgebung im Lande erscheinen zu lassen, den Bösen und Schlimmen zu vernichten, damit der Starke den Schwachen nicht schädige, damit ich wie Samas den Schwarzköpfigen erscheine und das Land erleuchte, den Menschen Wohlbehagen verschaffe, Anu und Enlil meinen Namen".

Hammurapi sieht durchaus eine Hauptaufgabe des Herrschers, die Schwachen, die Witwen und Waisen zu schützen.

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"Hammurabi, der Hirte, der von Enlil Berufene bin ich, der Fülle und Überfluss aufhäufte, für Nippur, das Band Himmels und der Erde, alles Erdenkliche fertig stellte, der berühmte Ausstatter von Ekur, der starke König, der Eridu wiederherstellte, der die Riten von Eabzu reinigte, … der vier Weltgegenden, der den Namen Babylons groß machte, der das Herz Marduks erfreute, seines Herrn, der zeitlebens zu Diensten steht für Esagila. Der Königsspross, den Sin schuf, der Ur strotzen ließ, der Demütige, der Fromme, der Überfluss nach Ekissirgal bringt, der weise König, der mächtige, der auf Samas hört, der den Grund Sippars gelegt hat, bekleidet mit Grün das gigunu der Aja, der den Tempel Ebabara gezeichnet hat, der gleich der Himmelswohnung ist, der Held, der Larsa geschont hat, Ebabara seinem Helfer Samas erneuert hat, der Herr, der Uruk Leben geschenkt hat, seinen Leuten Wasser der Fülle beschafft hat, Eannas Haupt erhöht hat, Überfluss für Anu und Innanna aufgehäuft hat, Schirm des Landes, der die versprengten Leute von Isin gesammelt hat, den Tempel Egalmah von Überfluss strotzen lässt, Herrscher der Könige, Bruder des Ilbaba, der die Wohnstätten von Kis fest gegründet hat, der Emeteursag mit Glanz umgeben hat, die erhabenen Riten der Innanna fest gefügt hat, der Hausverwalter von Hursagkalama, das Bollwerk der Feinde, den Ira, sein Genosse, seinen Wunsch erreichen ließ, der Kuta übergroß gemacht hat, alles für Meslam erweitert hat, der trotzige Wildstier, der die Feinde niederstößt, Liebling des Tutu, der Borsippa jauchzen macht, der Berühmte, der unablässig an Ezida denkt, Gott der Könige, der Weisheitskundige, der die Pflanzung von Dilbat erweitert, Getreide für Uras, den Starken, aufgehäuft hat, der Herr, die Zierde des Zepters und der Tiara, den die weise Mama vollkommen gemacht hat, der den Grundriss von Kes festgesetzt hat, reichlich gemacht hat die reinen Opfermahlzeiten für Nintu, der überlegende, vollkommene, der Weideland und Wassertränke für Lagas und Girsu bestimmt hat, der große Opfergaben für Eninnu emporhält, der die Feinde packt, der Liebling der Telitu, der die Orakelgebote von Hallab vollendet hat, das Herz der Istar erfreut hat, der reine Fürst, dessen Gebet Adad kennt, der das Herz Adads, des Kriegers, in Bitkarkar beruhigt..., der König, der Leben gibt Adab, der Pfleger des Tempels Emah, der Oberherr der Könige, der unwiderstehliche Kämpfer, der der Stadt Maskansabri Leben geschenkt hat, der Meslam mit Reichtum tränkte, der Weise, der Lenker, der alle Wünsche erreicht hat, der die Leute von Malgu in der Not geborgen hat, ihre Wohnsitze in Überfluss fest gegründet hat zu Ehren des Ea und der Damgalnunna.."
usw. usw...
Man sieht, Hammurapi versteht sein Amt durchaus im Sinne der antiken Herrschertugenden clementia,iustitia, pietas, virtus, salus.
Das durften jedoch seine Feinde nicht als Schwäche missverstehen. Die Einwohner von Mari hätten ein Liedlein davon singen können, von dem- "der die Feinde packt" - wenn sie denn überlebt hätten. Wenn man ihm glauben darf,ist er wesentlich sympathischer als so ein Assyrerkönig.
Allerdings tat sich gerade Assurbanipal durch Hochbildung und Bildungsmission hervor und hat sich eher den Schutz des Reiches vor Invasoren gewidmet als aktive Vernichtungsfeldzüge zu führen. Man muss immer bedenken, dass hier immer Propaganda im Spiel ist.
Re: Assyrer und Babylonier
Γραικύλος schrieb am 18.06.2020 um 12:30 Uhr (Zitieren)
Assurbanipal war ja der mit der großen Bibliothek, und er legte Wert auf seine Vielsprachigkeit.

Ich denke mir schon, daß da vieles Herrschaftsideologie und nicht Realität ist. Aber mit welchem Bild sich die Herrscher eines Volkes legitimieren, sagt ja auch etwas aus.

Übrigens: Diejenigen Stämme der Juden, die von den Assyrern besiegt worden sind, sind verschwunden; die von Nebukadnezar besiegten haben hingegen überlebt, wenn auch im babylonischen Exil.
Re: Assyrer und Babylonier
Γραικύλος schrieb am 18.06.2020 um 12:40 Uhr (Zitieren)
Offenbar gibt es eine Traditionslinie von Hammurapi bis Nebukadnezar II.
Re: Assyrer und Babylonier
Marcella schrieb am 18.06.2020 um 13:25 Uhr (Zitieren)
Der Vernichtung des Nordreiches Israel 720/22 durch die Assyrer (durch Tiglatpileser III) ging allerdings aber auch eine Reihe von Provokationen seitens der Vasallen zuvor. Die Elite wurde deportiert, das war bei den Assyrern durchaus üblich, um Strukturen zu zerstören. Seitdem gelten zehn Stämme als verschollen, und man betreibt eifrige Suche in Afrika und Asien, um sie wiederzufinden. Man vermeldet durchaus Erfolge - nach 2800 Jahren.

Die von Nebudkadnezar deportierte Führungsschicht wäre vermutlich auch ethnisch assimiliert worden und untergegangen, wäre sie durch die Perser nicht heimgeschickt worden.
Re: Assyrer und Babylonier
Marcella schrieb am 21.06.2020 um 16:58 Uhr (Zitieren)
Zum mesopotamischen Königstum: Es gab durchaus Fürstenspiegel, die den Herrscher zu Anstand und Gerechtigkeit sowie zur Achtung von Traditionen und auch Privilegien auffordern. Allerdngs gilt diese Aufforderung, verbunden mit üblen Prophezeiungen, was die Götterscharim Falle einer Verletzung des Ehrenkodex mit ihm anfangen wird, nur für seine Haltung gegenüber Untertanen:
Zeitlos: "Hat der König sich nicht um das Recht gekümmert, so werden seine Untertanen in Verwirrung geraten, sein Land wird verwüstet werden."
Weiter: "Hat er Silber von Bürgern von Babylon genommen und es (seiner eigenen) Schatzkammer hinzugefügt, hat er eine Rechtssache der Babylonier(zwar) angehört, aber es leichtsinnig behandelt, so wird Marduk, der Herr des Himmels und der Erde, seinen Feind über ihn setzen und seine Habe und Schatz dem Feinde schenken."

Hoffentlich glaubt der Fürst auch an die Götter.
Die Frage erhebt sich für mich auch z.B. für das fromme Mittelalter. Pure egoistische und brutale Machtpolitik hat es auch da gegeben; das Christentum hat´s nicht verhindert.

Aber ich komme ab von den alten Griechen.
 
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