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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
suis litteris perverse utuntur (406 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 30.06.2020 um 15:23 Uhr (Zitieren)
Pomponius Mela hat in seinen "De chorographia libri tres", um 43(44 u.Z. entstanden, eine Beschreibung Ägyptens überliefert.
Zunächst beschreibt er den Nil; dann fährt er fort:
55. Es gibt auch noch andere Merkwürdigkeiten in diesem Land: in einem gewissen See schwimmt die Insel Chemmis mit ihren Hainen, Wäldern und einem gewaltigen Apollon-Tempel und treibt, wohin immer die die Winde führen. Die Pyramiden sind aus je dreißig Fuß großen Steinen erbaut; die größte von ihnen – es gibt nämlich drei – nimmt mit der Grundfläche etwa vier Iugera [1 Hektar] ein; ebenso weit erhebt sie sich in die Höhe. Moëris, einst eine Ebene, jetzt ein See, hat einen Um-fang von zwanzig Meilen und eine größere Tiefe als zum Befahren für große, schwer beladene Schiffe nötig.

56. Ein Werk des Psammetichos ist das Labyrinth, das tausend Wohnhäuser und zwölf Paläste in seinem ununterbrochenen Mauerring faßt; mit Marmor gebaut und bedeckt hat es nur einen einzigen Abstieg in sein Inneres, innerhalb jedoch fast unzählige Wege, wobei viele Umwege hierhin und dorthin zurücklaufen, aber durch das beständige Umbiegen und häufige Wenden der Laufgänge irreführen: Da sie wiederholt einen Kreis um den anderen beschreiben und jede Windung immer wieder ebenso weit zurückläuft, wie sie vorgelaufen war, so ist es in große, aber doch entwirrbare Irrgänge verschlungen.

57. Die Bewohner dieser Gegenden führen ein vielfach anderes Leben als die übrigen Menschen. Ihre Toten beklagen sie, indem sie sich mit Kot beschmieren; sie zu verbrennen oder zu begraben halten sie für einen Frevel, vielmehr legen sie sie kunstvoll einbalsamiert innerhalb ihrer Tempel nieder. Ihre Buchstaben setzen sie verkehrt herum [suis litteris perverse utuntur]. Ziegellehm kneten sie mit den Händen, Brotmehl mit den Füßen. Um öffentliche und private Ge-schäfte kümmern sich die Frauen, die Männer um die Wollarbeiten und das Haus [forum ac negotia feminae, viri pensa ac domus curant]. Traglasten nehmen die Frauen auf die Schultern, die Männer auf den Kopf. Wenn ihre Eltern bedürftig werden, ist es für jene [die Frauen] Pflicht, sie zu versorgen, diesen steht es nur frei. Die Mahlzeiten nehmen sie öffentlich und außerhalb ihrer Wohnung ein, ihre Notdurft verrichten sie im Innern ihrer Häuser.

58. Sie verehren die Abbilder vieler Lebewesen und mehr noch die Lebewesen selbst, jedoch ein jeder andere – so sehr, daß irgendwelche davon auch nur aus Versehen getötet zu haben, ein Kapitalverbrechen ist [adeo ut quaedam eorum etiam per imprudentiam interemisse capital sit], und daß es, sobald sie an Krankheiten oder durch einen Zufall gestorben sind, feierlicher Brauch ist, sie zu bestatten und zu betrauern. Der Apis ist bei allen Volksstämmen Gottheit [numen]: er ist ein schwarzer Stier, durch gewisse Flecken ausgezeichnet und an Schwanz und Zunge von anderen unterschieden: Selten wird einer geboren, und – wie es heißt – nicht durch Begattung des Rindes, sondern durch göttliches Zutun und himmlisches Feuer empfangen [sed divinitus et caelesti igne conceptus]; der Tag seiner Geburt ist für das Volk ein hoher Festtag.

59. Sie selbst sind, wie sie behaupten, die ältesten unter den Menschen; dreihundertdreißig Könige vor Amasis und ein Alter von über dreizehntausend Jahren zählen sie in gewissen Jahrbüchern auf und bewahren in schriftlicher Überlieferung, daß, seit es Ägypter gibt, die Sterne schon viermal ihre Bahnen geändert hätten und die Sonne schon zweimal da untergegangen sei, wo sie jetzt aufgeht.
[ipsi vetustissimi ut praedicant hominum trecentos et triginta reges ante Amasiam, et supra tredecim milium annorum aetates certis annalibus referunt mandatumque litteris servant, dum Aegypti<i> sunt, quater cursos suos vertisse sidera ac solem bis iam occidisse unde nunc oritur.]

60. Zwanzigtausend Städte bewohnten sie unter der Königsherrschaft des Amasis, und noch heute bewohnen sie viele. Davon sind die berühmtesten fern vom Meer Saïs, Memphis, Syene [Assuan], Bubastis, Elephantine und Theben, das jeden-falls - wie Homer sagt [Ilias IX 381] - hundert Tore oder – wie andere berichten – hundert Hallen hat, einst ebenso vieler Fürsten Häuser, jedes Tor daran gewöhnt, sobald es erforderlich war, zehntausend Bewaffnete hervortreten zu lassen; an der Küste Alexandria und Pelusium, gemeinsame Grenzmarken mit Afrika bzw. Arabien. Das Küstengebiet selbst durchschneiden der Kanopische, Bolbitische, Sebennytische, Pathmetische, Mendesische, Kataptystische und Pelusische Mündungsarm des Nils.

(Pomponius Mela: Kreuzfahrt durch die Alte Welt. Übersetzt und herausgegeben von Kai Brodersen. Darmstadt 1994, S. 58-61)
 
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