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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Woher stammen die Menschen? #2 (410 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 03.07.2020 um 00:07 Uhr (Zitieren)
Censorinus fährt fort:
Die Vertreter der [anderen] Meinung, derzufolge eine Art Erstgeborene durch göttliche Kraft oder die Natur [divinatus naturave] geschaffen worden seien, waren zahlreich, haben aber diese Meinung immer wieder anders durch ihre Spekulationen umgestaltet [sed aliter atque aliter in hac existimatione versati]:
Nicht näher eingehen will ich hier auf das, was die legendenhaften Geschichten der Dichter angeben, etwa dass die ersten Menschen aus dem weichen Lehm des Prometheus gebildet wurden oder aus den harten Steinen des Deukalion und der Pyrrha.

Manche Berufsphilosophen [sapientiae professores] jedoch bringen sogar meines Erachtens noch monströsere und sicher nicht weniger unglaubwürdige Meinungen in ihre Überlegungen ein:
Anaximandros von Miletos etwa sagte, es scheine ihm, dass aus Wasser und Erde, die erwärmt gewesen seien, Fisch oder jedenfalls Fischen sehr ähnliche Lebewesen geworden; in diesen seien Menschen entstanden und hätten sich die Föten bis zur Geschlechtsreife verpuppt, bis dann schließlich nach Aufbrechen der Wesen Männer und Frauen hervorgekommen seien, die sich schon selbst ernähren konnten.

Empedokles [von Akragas] bestätigt in seinem berühmten Gedicht – dass es von hohem Rang ist, betont [Titus] Lucretius [Carus] mit den Worten

„ut vix humana videatur stirpe creatus

scheint’s, als sei er nicht menschlichem Stamme entsprossen“
[De natura I 733]

etwa das Folgende:
Zuerst seien einzelne Gliedmaßen aus der gleichsam schwangeren Erde an vielen Orten hervorgekommen, dann seien diese zusammengegangen und hätten das Material des ganzen Menschen geschaffen, und zwar durch eine Mischung aus Feuer und Feuchte. Ist das übrige nachzuverfolgen noch nötig, was ja ohnehin auch nicht den Anschein von Wahrheit beanspruchen kann [quae non capiant similitudinem veritatis]? Eben dieselbe Meinung gab es auch bei Parmenides von Elea, von einigen wenigen Einzelheiten abgesehen, die von Empedokles abweichen.

Demokritos von Abdera hielt es dagegen für richtig, dass die Menschen anfänglich aus Wasser und Schlamm hervorgegangen seien. Nicht viel anders dachte auch Epikuros [von Athen]; der nämlich glaubte, dass im erwärmten Schlamm – ich weiß nicht wie – Gebärmütter seien, die mit Wurzeln in der Erde hängen, dass diese heranwachsen und den aus ihnen herausgekommenen Kindern mit Unterstützung der Natur einen eigenständigen Milchsaft bereitstellen; auf diese Weise aufgezogen und erwachsen geworden, hätten diese dann das Menschengeschlecht fortgepflanzt.

Zenon von Kition, der Begründer der Philosophenschule der Stoa, glaubte, dass der Beginn des Menschengeschlechts aus einer neuen Welt stamme und dass die ersten Menschen al-lein mithilfe des göttlichen Feuers – also der Vorsehung eines Gottes – entstanden seien.

Volksglauben gibt es schließlich auch noch, wie mehrere Herkunftsforscher [genealogoe] belegen: Von gewissen Völ-kern, die nicht von einem eingewanderten Stamm abstammen, glaubte man, dass die Urväter [principes] aus der Erde entsprossen seien – so in Attika, Arkadien und Thessalien – und man diese als Erdgeborene [autochthones] bezeichne. In Italien sollen – wie der Dichter besungen hat – Nymphen und eingeborene Faune bestimmte Haine bewohnt haben, was die noch ungeschulte Leichtgläubigkeit der Alten ohne Schwierigkeit [non difficile rudis antiquorum credulitas] übernommen hat.

(Censorinus: Das Geburtstagsbuch. Hrsg. v. Kai Brodersen. Darmstadt 2011, S. 43-64)
 
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