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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Fremdenfeindlichkeit in Rom (437 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 21.07.2020 um 16:41 Uhr (Zitieren)
Juvenal gibt uns in seiner dritten Satire eine Vorstellung davon, welche Volksgruppen er haßt:
Bin ich gleich betrübt, daß der alte Gefährte hinwegzieht,
lob ich es, daß er den Sitz im einsamen Cumae zu nehmen
plant und der heil’gen Sibylle dadurch einen Bürger zu schenken.
Ist es doch Baiaes Tor und winket das Ufer zur holden
ländlichen Stille; auch ich zieh Procida vor der Subura;
denn wo gibt es ein Nest, so öd und erbärmlich, als daß nicht
schlimmer es schien, immerfort nur Brände zu fürchten, der Häuser
Einsturz immer erneut und tausend Gefahren der grausen
Hauptstadt und Dichter, gewohnt, im August ihre Lesung zu halten?
Hier, wo Numa dereinst sich die nächtliche Freundin bestellte,
haben den Tempel und Hain mit der heiligen Quelle die Juden
jetzo gepachtet, die Heu und den Tragkorb führen im Hausrat;
denn ein jeglicher Baum muß Zinsen entrichten an unser
Volk, und es bettelt der Wald, aus dem die Camenen vertrieben;
hin zu Egerias Tal und den Grotten, die echten nicht gleichen,
stiegen wir nieder; um wieviel wäre uns näher des Wassers
heilige Kraft, wenn Gras mit dem grünenden Rande die Quelle
einschlöss‘ und nicht der Marmor entstellte den wirklichen Tuffstein!
Hier Umbricius denn: „Weil ehrliche Künste“, so sprach er,
„nichts mehr gelten in Rom und die Arbeit nimmer Gewinn bringt,
heute auch knapper die Habe, als gestern sie war, und das Wen’ge
morgen noch mehr wird schmelzen dahin, so wollen wir dorthin
wandern, wo Daedalus einst die ermatteten Schwingen sich abnahm.
Weil noch das Grau erst beginnt, weil frisch und grad noch das Alter,
weil noch zu drehn was bleibt für die Lachesis und mich die eignen
Füße noch tragen, ein Stab nicht nötig zur Stütze der Rechten,
zieh von der Heimat ich fort: Da mögen Artorius leben,
Catulus; bleibe auch da, wer Schwarzes in Weißes verwandelt,
dem es ein leichtes, sich Bauten und Fluß und Hafen zu pachten,
Sümpfe zu trocknen und hin zu dem Holzstoß Leichen zu schaffen
und ein Haupt zum Verkauf vor die herrische Lanze zu bringen.
Diese, dereinst Hornbläser und auf kleinstädt’scher Arena
immer zu treffendes Volk, Pausbacken, bekannt in den Städten,
geben nun selber die Spiele und töten, dem Volk zu gefallen,
wen mit gewendetem Daumen es fordert – und gehen nach Hause,
mieten Latrinen darauf; und warum nicht alles? Sie sind’s doch,
welche das Glück aus dem untersten Deck zu gewaltiger Höhe
irdischen Lebens erhebt, sooft’s ihm beliebet zu scherzen.
Was wohl mach ich in Rom? Nicht weiß ich zu lügen; ich kann kein
Buch lobhudeln, das schlecht, und erbitten mir’s; nimmer bekannt ist
mir auch der Umlauf der Sterne; den Tod dir des Vaters versprechen
will und verstehe ich nicht; nie hab ich das Innre der Frösche
je noch besehen; der Frau, was schriftlich und mündlich der Buhler
aufträgt, bring es ein anderer hin; mich hat zum Gehilfen
nimmer ein Dieb, ich begleite darum auch keinen, dem Krüppel
gleich, unbrauchbar der Leib, nachdem er die Rechte verloren.
Wer wird jetzt noch geschätzt? Der Vertraute, dem glühend und ständig
woget das Herz vom Geheimen und was nur stets zu verschweigen?
Der glaubt nicht, dir verpflichtet zu sein, wird nimmer dir danken,
der dich zum Teilhaber nur von ehrbar Geheimem gemacht hat.
Lieb ist dem Verres nur der, der Verres auch, wenn es ihm einfällt,
selbst zu verklagen imstand. Du schätze des schattigen Tagus
sämtlichen Sand und das Gold, was strömt zu dem Meere, so hoch nicht,
daß du des Schlafes entbehrst und erhältst nur nicht’ge Belohnung,
niedergebeugt und stets von dem mächtigen Freunde gefürchtet.

Was für ein Volk jetzt unseren Reichen am meisten erwünscht ist,
und die besonders ich flieh, ich will es in Eile bekennen,
ohne mich weiter zu scheun. Mir gefällt nicht länger, Quiriten,
griechisch die Stadt; doch wieviel sind’s bloß vom achäischen Schlamme?
Längst schon strömt in den Tiber die syrische Flut des Orontes
und hat Sitten und Sprache sowie mit der Flöte die schrägen
Saiten der Harfe und zugleich Tamburine, die heimisch im Osten,
mit sich gebracht und Mädchen, die feil am Circus sich bieten.
Hin, die Lust ihr verspürt zu der fremd-buntmützigen Dirne!
Sieh, dein Bauer, Quirin, trägt griech’sche Gewänder am Leibe,
und vom duftenden Hals hängt Siegesgeschmeide hernieder!
Der hat Sikyons Höhen und jener Amydon verlassen,
Andros und Samos der, Alabanda und Tralles ein andrer,
jeglicher zieht den Esquilien zu und dem Hügel der Weiden,
Herr der großen Gebäude und deren Besitzer zu werden.
Fix ist ihr Geist, zum Verzweifeln die Frechheit mitsamt ihrem raschen
Mundwerk, brausender als der Isaeus. O sag mir, wofür wohl
jenen du hieltest? In sich trägt alles er, wie man es wünschet:
Rhetor und Lehrer der Sprach, Erdmesser und Maler und Salber,
Zauberer, Augur und Arzt, Seiltänzer – versteht er doch alles;
wenn du es wünschest, so klimmt in den Himmel das hungernde Griechlein.
Kurz: Kein Maure ja war’s, kein Thrakier oder Sarmate,
welcher das Fliegen erfand: Der Kerl war ein echter Athener.
Soll ich ihr Purpurgewand nicht fliehn? Und sollte vor mir der
siegeln und liegen am Tisch, auf besseres Kissen sich stützend,
welchen der nämliche Wind samt Pflaumen und Feigen nach Rom führt?
[...]

Man sieht: Juden, Griechen, Syrer.

Was er sonst über das Gedränge und die Gefahren einer Großstadt schreibt, ist gut nachvollziehbar.
 
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