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Alexander lobt seinen Vater Philipp (und sich) (373 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 31.08.2020 um 12:55 Uhr (
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Bei der Meuterei von Opis, als sich die Soldaten weigerten, weiter nach Indien zu ziehen (324
v.u.Z.), hielt Alexander eine Rechtfertigungsrede, in der er zunächst auf die Verdienste seines Vaters einging. Diese Rede dürfte fiktiv sein.
Makedonen! Folgendes spreche ich nicht zu euch in der Absicht, euch von eurem Drang nach Hause abzuhalten, denn von mir aus könnt ihr nunmehr hingehen, wohin ihr wollt. Aber wenn ihr jetzt davongeht, sollt ihr wenigstens wissen, wie wir drangewesen sind und was aus uns geworden ist. Wie recht und billig, will ich dabei mit Philipp, meinem Vater, beginnen.
Als dieser die Regierung bei euch übernahm, habt ihr euch noch in Armut und ohne feste Wohnsitze herumgetrieben, die meisten von auch haben in Lederzelten auf den Bergen ihre paar Schafe gehütet und sich schlecht und recht gegen Illyrer, Triballer und benachbarte Thraker gewehrt, um jene zu behalten. Er aber hat euch Gewänder anstelle von Ziegenfellen zu tragen gegeben, hat euch aus den Bergen in die Ebene geführt und zu gleichwertigen Gegnern für die benachbarten Barbaren gemacht, so daß ihr euch nicht mehr so sehr auf die Sicherheit des Geländes zu verlassen brauchtet als auf eure Tapferkeit, um euer Leben zu fristen.
Er war es, der euch zu Bewohnern von Städten machte und euer Leben durch Gesetze und brauchbare Einrichtungen [καὶ νόμοις καὶ ἔθεσι χρηστοῖς] geregelt hat. Über die gleichen Barbaren, die euch und eure Habe vordem nach Herzenslust ausplünderten, hat er euch, ihre einstigen unterdrückten Sklaven, zu Herren gesetzt, hat fast ganz Thrakien Makedonien zugefügt, die günstigsten Küstenplätze in Besitz genommen und so das Land dem Handel erschlossen. Er hat es ermöglicht, daß ihr ohne Furcht die Bergwerke ausbeuten konntet, durch ihn seid ihr Herren über die Thessaler geworden, vor denen ihr aus Angst früher fast gestorben seid, er hat den Stamm der Phoker gedemütigt und so den Zugang nach Griechenland für euch breit und bequem gemacht, der euch früher eng und verschlossen war.
Er war es, der die Macht der Athener und Thebaner, die bisher stets die Faust im Nacken Makedoniens hielten, so brach, daß es, nachdem wir früher den Athenern Steuern zahlten und den Thebanern gehorchen mußten, nunmehr umgekehrt in unserer Hand liegt, ob wir deren Sicherheit weiterhin garantieren wollen oder nicht. Er ist in den Peloponnes gezogen und hat auch dort Ordnung geschaffen. Und indem er sich zu dem mit allen Vollmachten ausgestatteten Führer [ἡγεμών] des ganzen übrigen Griechenlands für den Feldzug gegen den Perserkönig ernennen ließ, hat er nicht so sehr sich selbst wie der ganzen Volksgemeinde der Makedonen Ruhm verschafft.
Das also sind die Verdienste meines Vaters zu euer aller Wohl. An und für sich betrachtet groß, sind sie jedoch klein, vergleicht man sie mit den meinen. [...]
(Arrian: Anabasis VII 9, 1-6)
Re: Alexander lobt seinen Vater Philipp (und sich)
Γραικύλος schrieb am 31.08.2020 um 18:01 Uhr (
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Korrektur: Die Rede ist nicht bei der Weigerung, den Indus zu überschreiten, gehalten worden, sondern bei einer späteren Meuterei, als um die Heimsendung von Veteranen und die angenommenden orientalischen Sitten ging.